In Georgien in der Nähe von Kutassi im Nordkaukasus, auf einer grünen Anhöhe umgeben von Bergen liegt Gelati. Ein ganz besonders Kloster, ein Zentrum des goldenen Zeitalters Georgiens, das sich über dem Fluss Tskaltsitela erstreckt. König Dawid, der als Dawid der Erbauer bekannt ist, errichtet hier ab 1106 die ersten Gebäude gemeinsam mit seiner Frau – Königin Tamara.
Und wenn es heißt, König Dawid errichtet hier die ersten Bauten, dann ist das in diesem Falle ganz praktisch gemeint. Laut Überlieferung baut der König im wahrsten Sinne des Wortes, mit seinen eigenen Händen mit. Er hilft zum Beispiel den Bauarbeitern beim Errichten der Kuppel. Dabei wird er der Legende nach schwer verletzt. Ein Heiler hilft ihm mit einer Wundsalbe aus Kräutern aus den Bergen und der Milch einer Hirschkuh. Gerüchten zu Folge soll dieses Rezept bis heute hergestellt werden.Ein intellektuelles Zeitalter
Das Vorbild für diesen Ort ist die Akademie von Konstantinopel. Gelati ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein Zentrum für Wissenschaft und Bildung. Neuplatonische Philosophen und andere Intellektuelle werden hier versammelt. Darunter auch Philosophen, die aufgrund der Anhängerschaft an der Neuplatonischen Schule aus Byzanz fliehen mussten. Hier können sie einerseits ihrer Auffassung treu bleiben und andrerseits ihre Arbeit fortführen.

Die Akademie von Gelati (Foto: Vardanashvili [CC BY 2.0]).
Architektonische Meisterleitungen
Als König Dawid stirbt, lässt er sich am Südeingang des Areals bestatten. Sein Wunsch: bei seinem Lebenswerk zu bleiben. Ihm folgen viele georgische Herrscher über die Jahrhunderte. Laut Volksglauben wurde auch Königin Tamara heimlich auf dem Areal bestattet, trotzdem sie eine Frau war – und zwar in der südlichen Seitenkapelle. Das lässt sich allerdings wissenschaftlich nicht belegen, aber bis heute gibt es einen jährlichen Gottesdienst, dort wo ihr Grab verortet wird.

Die einzige erhaltene Darstellung von König Dawid. Er ist die Person ganz rechts (Foto: Shioshvili [CC BY 2.0]).
Die goldenen Jahre
Der Bau in Gelati setzt sich durch die Jahrhunderte fort. Im 12. Jahrhundert bekommt die Apsis der Hauptkirche ihr Mosaik, eine Jungfrau mit Kind und Erzengeln. Im 13. Jahrhundert folgt die Nikolaikirche. Sie hat einen besonderen Toreingang, den jeder Schüler und Lehrer beim Betreten der Akademie oder der Kirchen durchschreiten muss. In dieser Zeit wird auch der Glockenturm des Klosters gebaut, der direkt auf dem Klosterbrunnen erreichtet, wird.
Das Wasser des Brunnens gilt bis heute als heilend. Außerdem wird die Georgskirche gebaut. Schriften werden hier ab dem 12. Jahrhundert gesammelt. Eine Bibliothek mit dem gesammelten Wissen aus der Zeit zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert ist so entstanden. Daneben die besten Mosaike Georgiens, welche nach und nach angefertigt wurden. Über 40 Porträts von Herrscherinnen und Herrschern gehören dazu. Hinzu kommen Fresken in orthodoxer Bildtradition. Die jüngsten stammen erst aus dem 16. Jahrhundert. Anders gesagt: Die Zeitspanne, in der sich hier diese bestimmte Form der christlichen Kultur tradiert hat, ist verdammt lang.Der Niedergang Gelatis
Ab dem 14. Jahrhundert beginnt dann der Niedergang von Gelati. Der Grund: Die Mongolenkriege zerreißen das Land. Es trennt sich in einen Ost- und einen Westteil. Das Kloster verliert seine Position als intellektuelles und christliches Zentrum, welches das Königshaus berät. Erst im 16. Jahrhundert bekommt das Kloster wieder einen Teil seiner Bedeutung zurück.

Der Dom von Gelati mit seinen Malereien. (Bild: Kirkby [CC BY-NC 2.0]).
Gelati heute
In den 1990er Jahren beginnt dann die Idee, das Klosterareal zu retten. Kunstwerke wie Fresken und Malereien werden deswegen teils in das georgische Nationalmuseum verbracht, wo sie geschützter sind, als in den Kirchbauten. Die meisten Malereien sind zu dieser Zeit allerdings bereits verblasst. An der übrigen Bausubstanz wird restauriert. 1994 wird Gelati dann UNESCO-Weltkulturerbe. Wichtige Baustrukturen, wie die Akademie, haben zu dieser Zeit kein Dach. Um das Gebäude zu schützen wird ein neues errichtet und 2009 fertiggestellt.

Heute wurde gerettet was gerettet werden konnte. (Bild: Kirkby [CC BY-NC 2.0]).
Anmerkung:
Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen über fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich noch nicht war, wo ich aber gerne einmal hin möchte.
Literatur:
https://www.weltkulturerbe.com/asien/georgien/kloster-gelati.html
https://whc.unesco.org/en/list/710/
https://whc.unesco.org/en/news/637/