Zu Gast im Hessischen Landesmuseum in Kassel

Vor einigen Wochen habe ich Miss Jones auf der Jahrestagung des DARV, die im hessischen Landesmuseum in Kassel stattfand vorgestellt, und ich war einmal mehr viel zu aufgeregt, um euch davon zu berichten. Aber bei dieser Gelegenheit, konnte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, mich einmal umzusehen, in den vier Wänden des Museums. Das hessische Landesmuseum, im Herzen der Stadt, wurde erst vor zwei Jahren nach einer Sanierung neu eröffnet. Von daher erwartete ich neue frische Konzepte, und interessante Ideen wie ein Museum gestaltet werden kann.

Das Hessische Landesmuseum in Kassel

Wer jetzt aber glaubt modern, neu und saniert bedeutet automatisch, dass die Ausstellung auch gut für Kinder geeignet ist, den muss ich leider vorab enttäuschen. Die Ausstellung hat einen besonderen Reiz, aber es gibt keine gesonderten Ecken oder Erklärungen für Kinder. Das Museum ist also eher für Kinder geeignet, welche schon älter sind, und komplexe Museumstexte bereits selber lesen können, oder aber für geduldige Kinder mit geduldigen Eltern, die sich das Museum gemeinsam erschließen. Auch das Angebot im Museumsshop ist eher auf Erwachsene ausgerichtet. Das ist zwar schade, aber das Museum hat dennoch etwas zu bieten. Und wer möchte, dass die eigenen Kids das Museum erkunden, der kann sie zu bestimmten Programmen extra für Kinder anmelden.

Vitrinenlandschaft

Schlicht und Informativ

Das Konzept des Museums ist eher klassisch gehalten, sticht aber mit modernen Ideen und einzelnen Inszenierungen hervor. Es ist möglich vom Paläolithikum, also der Altsteinzeit, bis in das Heute zu laufen. Vorbei an Gegenständen der verschiedenen Zeiten. Es ist der Versuch eine moderne Art der klassischen musealen Vitrinenpädagogik zu erzeugen. Sicherlich ist es Geschmackssache, ob man es lieber interaktiver, oder eher musealer mag, aber in Kassel finden sich so gut wie gar keine interaktiven Momente.  Dafür brillliert das Museum durch die ein oder andere hervorragende Inszenierung, welche in der Regel wirkliches Wissen vermitteln.

Die Typologie der objekte der Michelsbergerkultur. Steinwerkzeuge und Keramik.

Eine archäologische Präsentation der Michelsberger Kultur

Beispielweise werden die einzelnen Neolithischen, also jungsteinzeitlichen Kulturen der Region vorgestellt. Eine davon ist die Michelsberger Kultur. Die Fundstücke, die Archäolog*innen dieser Kulturgruppe zurechnen sind jeweils zusammengestellt und im Zusammenhang gezeigt. Es erinnert fast an eine der Publikationen, mit denen ich am Anfang meines Studiums die Kulturen lernte. Nur das es sich in diesen Büchern um Zeichnungen handelte, die in dem Museum auf einmal real geworden sind.

Und was ist jetzt die Michelsberger Kultur?

Die Michelsberger Kultur ist eine jungneolithische Kultur, welche im Südwestdeutschen Raum zwischen 4000 und 3500 v. Chr. existierte. In der gleichen Zeit finden wir beispielsweise im Norden die ältere Trichterbecherkultur. Die Michelsberger Kultur zeichnet sich u.a. durch ihre Keramik aus. Diese ist in der Regel nur geringfügig verziert, und wenn, dann mit einfachen Fingertupfenleisten. Charakteristisch sind z.B. Vorratsgefäße mit ei-förmigen Unterteil. Die Menschen aus der Michelsbergerkultur bestatten ihre Angehörigen in Gemeinschaftsgräbern, und lebten in Häusern aus Holz und Lehm.

Schöne kleine Inszenierungen

Wie sieht es eigentlich in der Erde aus?

Zwischen der Vitrinenlandschaft im Hessischen Landesmuseum finden sich immer wieder kleine, aber liebevoll gemachte Inszenierungen, die begeistern. Zum Beispiel werden Urnen gezeigt, die noch in der Erde stecken. Aber nicht einfach so. Die Bodenverfärbungen, die sich durch die Grube, die für die Urnen angelegt wurden, ergeben, werden auf einfache Art und Weise gezeigt. Es ist ein leichtes an so einem Beispiel zu erklären, warum man Funde nicht einfach aus dem Boden herausreißest, und warum die Umgebung ebenso wichtig zu dokumentieren ist. Denn durch die Schichten, die sich in Form von Verfärbungen erkennen lassen, ist klar, es könne auch kleinere Gegenstände darum herum in der Erde liegen, die übersehen würden. Manchmal finden sich in dieser Erde zum Beispiel auch Pollenreste, die man analysieren kann, um heraus zu finden in welcher Jahreszeit ein Grab angelegt wurde. Die Zusammenhänge würden bei nicht fachgerechter Bergung der Artefakte gestört. Das ist einer der Streitpunke die sich oftmals zwischen Archäolog*innen und Sondengänger*innen ergeben, welche bei ihren Untersuchungen diese Zusammenhänge oftmals nicht mitbeachten. Diese Darstellung, ist die bislang beste Darstellung, die ich jemals gesehen habe, mit der sich einfach erklären lässt wie archäologische Arbeit bei einer Ausgrabung funktioniert. Dazu ist sie plastisch und gleichzeitig schlicht. Es zeigt sich also, dass es keine Sensation braucht, um Wissen zu vermitteln, sondern Greifbarkeit. Und diese erzeugt das Kasseler Museum immer wieder mit solchen kleinen Inszenierungen.

Welches Weltbild wird gezeigt?

Sammlerin

Leider ist nicht jede Inszenierung gelungen. Und das ist die diplomatischste Art und Weise, wie ich ausdrücken kann, dass es mich unglaublich aufgeregt hat, wie die gesellschaftlichen Strukturen der Jäger und Sammlergesellschaften dargestellt werden. Das Frauenbild der 50ger Jahre wurde hier eiskalt in die Steinzeit interpretiert. Es werden sämtliche Klischees der heteronormative reproduziert, für die es archäologisch keinerlei Beleg gibt. Ausschließlich Frauen werden beim Sammeln, und bei häuslicher Arbeit gezeigt. Und das in einer Periode in der das Haus noch nicht einmal erfunden war. Ausschließlich Männer hingegen bei aktiven Tätigkeiten, wie der Jagt. Dieses Bild von der Steinzeit ist nicht nur stumpf und veraltet, sondern widerspricht dem Bildungsauftrag den ein Museum hat in jeder Form. diese Inszenierung ist also dringend Überarbeitungswürdig.

Nur Männer als Akteure

Das ist insbesondere erstaunlich, weil es in der Ausstellung des Landesmuseums einen Part gibt, der sich explizit der Emanzipation der Frau widmet. Dieser Teil der Ausstellung hat mich besonders gefreut, weil dieses Thema sehr selten museal gezeigt wird. Dadurch wird ein wichtiger Teil der Geschichte die heutigen Gesellschaft endlich einmal sichtbar. Aus der Emanzipierung der letzten 150 Jahre allerdings zu schließen, dass es davor in der gesamten Menschheitsgeschichte, die gleiche Arbeitsteilung und die gleiche Strukturierung geben hat, ist ein Narrativ welches ebenfalls ausschließlich in vergangene Jahrhunderte gehört. Meine Empfehlung wäre, dass sich die Macher*innen des Museums, die Inhalte ihres eigenen Museums noch einmal genau ansehen, um sich selbst zu vergegenwärtigen, was sie eigentlich vermitteln.

Die Geschichte der Frauenrechte

Der Topf Gold am Ende des Regenbogens

Regenbogenschüsselchen, unter diesem Namen sind mir diese Keltische Münzen vor etwa 10 Jahren das erste mal begegnet. Sie heißen so, weil sie laut einer alten Sage, an der Stelle entstehen, wo der Regenbogen die Erde berührt, und weil diese Münzen nicht flach sind, wie unsere heutigen Münzen flach sind, sondern näpfchenförmig. Im Mittelalter wurden diese Münzschätze manchmal bei der Feldarbeit gefunden, oder aber auch durch den Regen frei gespült. So entstand die Geschichte vom Topf Gold am Ende des Regenbogens. Aufgrund dieser Legende wurden den Münzen lange magische Fähigkeiten zugeschrieben. Tatsächlich handelt es sich aber um Deponierungen, bei denen reiche Menschen aus der Zeit der Kelten ihr Vermögen versteckt haben. Das Besondere dieser Münzen ist, dass es sie erst gibt, nachdem die Kelten bei den Römern beobachtet hatten, was Münzen eigentlich sind, und wie sie funktionieren. Das haben sie dann nachgemacht. Die Münzen zeigen also den Beginn des Münzwesens nördlich der Alpen an. Dabei sind sie mit einer unglaublichen Schönheit gesegnet. Dabei ist nicht wirklich klar, welche Bedeutung die Symbole auf den Münzen haben.  Im Falle des Mardorfer Münzschatzes, ist der Zusammenhang und der Fundkontext nicht ganz eindeutig herstellbar, denn zunächst wurde dieser 1880 von spielenden Kindern entdeckt. Dies löste bei den Anwohner*innen eine unkontrollierte Goldsuche aus, bei der in keiner Weise so gegraben wurde, dass die Spuren noch archäologisch analysierbar wären. Interessant ist dieser Fund aus dem 1. Jh. v. Chr. dennoch allemal, vor allem aufgrund der Herstellungsart der Münzen. Diese führte zu der Schälchenform der Münzen. Mit einer Art Stempel, der auf die Münze geschlagen wurde, wurde das Muster in die Münzen eingeprägt, dabei wurden die flachen Münzen zu kleinen Schüsselchen verformt.

Wendelringe

Gleich zahlreiche Wendelringe werden in der Ausstellung in Kassel gezeigt. Hierbei handelt es sich um eine sehr interessante Fundgruppe. Es handelt sich um Halsringe, welche zwischen 600 und 450 v. Chr. ausschließlich von Frauen getragen wurden. Die bronzenen Schmuckstücke tragen Gebrauchsspuren, an denen sich erkennen lässt, dass sie tatsächlich im Alltag getragen wurden. Die Wendelringe sahen, zu dieser Zeit allerdings nicht so aus wie heute, sondern hatten vmtl. einen golden Glanz. Vmtl. handelt es sich um ein Statussymbol. Über die Herstellung der Musterung auf diesen Ringen wurde lange gerätselt. Vermutlich wurde das Metall unter Zuhilfenahme von Holzklemmen in sich verdreht. Interessant sind Halsringe zum einen, weil sie sehr weiträumig anzutreffen sind, und zum anderen, weil es sich um ein Symbol handelt welches einem gewissen Wandel unterlegen war. So treten diese Wendelringe zunächst in Frauengräbern auf. Doch Halsringe entwickeln sich in verschiedenen Hinsichten weiter. Ab dem 4. Jh. v. Chr.. bildet sich der sog. Torques heraus. Das ist eine bestimmte Form eines Halsringes der nicht ganz geschlossen ist, sondern zwei große Knaufenden hat, die im Brustbereich getragen wurden. Torques werden mit kriegerischen, aber auch mit kultischen Handlungen, in Verbindung gebracht, und finden sich oft in Deponierungen, oder auf Darstellungen. Ab dem 2. Jh. v. Chr. sind sie nur noch in Kontexten von Männergräbern bekannt, die darüber hinaus meistens als Kriegergräber interpretiert werden. Auch wenn ich es hier nur verkürzt dargestellt habe, zeigt sich, wie interessant Halsringe sind, denn es handelt sich um ein Symbol, welches seine Bedeutung verändert, sich aber über Jahrhunderte als Symbol an sich erhält, das auch sehr weiträumig anzutreffen ist.

Wendelringe 600 – 450. v. Chr.

Glaskunst aus dem 17. Jahrhundert

In der Ausstellung finden sich einige wertvolle Glasgefäße des 17. Jahrhunderts. Es handelt sich um sog. Schlangengläser. Diese erhielten ihren Namen, wegen der Ausformung ihres Schaftes. Es handelt sich um ineinander verdrehte Glasstäbe, welche  zum Teil eine charakteristische blaue Farbe haben. Besonders interessant sind diese Gläser allerdings aufgrund ihrer Geschichte. Das Rezept um das durchsichtige Glas (Kristallglas) herzustellen wurde im 15. Jahrhundert auf Murano, einer Insel bei Venedig, entwickelt. Es handelt sich vtml. um eine Abwandlung eines byzantinischen Glasrezeptes aus dem 10. Jahrhundert. Diese Form des Kristallglases, kommt allerdings nicht aus Italien, sondern aus den Niederlanden. 1550 hatten sich einige Glasbläser*innen in Antwerpen angesiedelt, nachdem sie aus der Lagune Venedigs geflohen sind. Diejenigen, welche dieses Handwerk beherrschten, durften ihre Insel nämlich nicht verlassen, damit das einzigartige Glasrezept geheim bleiben würde. Diese edlen Gläser venezianischer Art finden sich ab 17. Jahrhundert selten, aber weit verstreut über Nordeuropa. Die Nachfahren der geflohenen Glasmacher*innen stellen wiederum Glas her, nutzten dabei ihr wissen aus Venedig, und entwickelten die alten Formen nach und nach weiter. dabei entstanden auch die Schlangengläser. Es handelt sich also um niederländisches Glas nach venezianischer Art.

Schlangenglas aus dem 17. Jahrhundert

Steinzeitkunst

In der Ausstellung in Kassel befindet sich dieses wunderschöne Replik einer Schieferplatte aus Gönnersdorf, die mit einer Felssitzung verziert ist. Es wird ein Pferdekopf gezeigt. Damit handelt es sich um eine von 79 Pferdedarstellungen von diesem Fundplatz des Paläolithikums, also der Altsteinzeit. Diese Pferdedarstellungen kommen aus dem Magdalénien, dass ist die Bezeichnung für die Kultur des Homo Sapiens in der letzten Eiszeit. Wildpferde sind in dieser Zeit die am häufigsten auf Felsbildern dargestellten Tiere. Es fällt auf wie naturnah dieser Pferdekopf gezeichnet ist. Gegen Ende dieses Zeitalters verliert sich diese naturnahe Art Wildpferde darzustellen.

Bild eines Pferdes aus Gönnersdorf. 13.5000 v. Chr. Replik mit farblich hervorgehobenen Bildern

Besonders sind auf dieser Schieferplatte die Linien, welche auf diesem Foto unterhalb des Pferdekopfes dargestellt sind. Hierbei handelt es sich um die stilisierte Darstellung einer Frau. Tatsächlich sind je zwei Pferde und 2 Frauen auf dieser Platte dargestellt, aber jeweils nur eine Darstellung wird hervorgehoben. Die Darstellungskombination macht diese Schieferplatte besonders, da es nur 5 Darstellungen in Gönnersdorf gibt, auf denen Frauen und Pferde gemeinsam vorkommen. Ob diese Darstellungen einen Zusammenhang darstellen, und welchen Sinn die Darstellungen von Pferden und Frauen haben, konnte bislang nicht geklärt werden. Darstellungen von Frauen in dieser Art kommen aber über einen sehr langen Zeitraum vor, und zwar von 13.500 – 11.500 vor heute. Das ist ein Zeitraum, in der sich die Umwelt in Europa stark verändert, da die Eiszeit endet. Die Wahrnehmung von Frauen scheint aber dennoch gleich geblieben zu sein, da sie weiterhin vergleichbar dargestellt werden. Und das obwohl man eigentlich glauben könnte, dass drastische Veränderungen in der Umwelt auch zu drastischen Veränderungen in der zwischenmenschlichen Kultur führen müssten.

Warum mich das Kasseler Museum sosehr an Bern erinnert:

Vergleicht man dieses Museum nun mit anderen Landesmuseen, wie in Halle oder in Hamburg, so fällt auf, das es sich hierbei eher um ein klassisches Museum handelt, welches sich nicht von interaktiven, aber von inszenierten Konzepten hat inspirieren lassen. Von der Machart ist dieses Museum am ehesten mit dem Bernischen Historischen Museum zu vergleichen. Dieses Museum hat mir sehr gut gefallen. Ich bin aber auch nicht der Meinung, dass jedes Museum interaktiv sein muss. Eine gut gemacht Vitrinenausstellung kann auch sehr ansprechend sein. Und beide Museen haben den Vorteil, dass sie einige wirklich sensationelle und faszinierende Funde zeigen, welche durch die Schlichtheit einer solchen Ausstellung im Vordergrund stehen. Beide Museen haben also die Kraft die Besucher mit wirklich spannenden Exponaten zu fesseln. Allerdings haben es auch beide Museen geschafft Lebensbilder in Form von Modellen zu kreieren, welche sexistische Stereotype bedienen. Stereotype die weder zeitgemäß noch steinzeitgemäß sind. Dabei ist es an dieser Stelle wirklich offensichtlich, wie man bei der Gestaltung eines Modells in Fettnäpfchen treten kann, und von daher auch vermeidbar.

Eine Urne und viele Funde aus einem Frauengrab. Viel Bernstein von der Ostsee, gefunden in Norditalien.

Inszenierte Bestattung der Villanovakultur im Museu Archeologio Civico in Veruccio.

Eine reine Vitrinenausstellung finden wir auch in meinem Lieblingsmuseum in Verucchio. Allerdings lässt das Konzept dieses Museums den Besucher*innen mehr Freiräume, und mehr Interaktivität zu. Die Vitrinen sind dabei mehr wie ein Inventar, dass man erkundet, und so ist es leicht hier auch mit Kindern zu interagieren. Das Museum in Kassel bietet hier leider viel zu wenig Möglichkeiten. Verruchio zeigt aber, das es gar nicht so schwierig ist ein Museum familienfreundlich zu gestallten. Und Familienfreundlichkeit, dass ist letztendlich der Punkt, der Familien heutzutage in ein Museum lockt, und zukünftige Generationen für unser Fach begeistern kann. In dieser Hinsicht sehe ich also Nachbesserungsbedarf im Kasseler Museum. Zudem sind Familien eine nicht zu unterschätzende, große Besucher*innengruppe, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Vergleicht man das Landesmuseum in anderer Hinsicht mit dem Museum in Verucchio zeigt sich aber auch, dass es in puncto Inszenierung plastischer, und technisch schöner gemacht ist, als in meinem Lieblingsmuseum in Italien. Und das mag etwas heißen!

Hügel im Hintergund, Hausdächer im Vordergrund.

Kassel von Oben. Die ganze Stadt wird geprägt von der Sichtachse auf den Herkules.

In einer Hinsicht allerdings bleibt das Museum in Kassel absolut unvergleichlich. Ich bin für Miss Jones schon auf viele Kirchtürme geklettert, um für euch schöne Aufnahmen aus der Luft zu machen. In Kassel kletterte ich allerdings erstmals auf einen Museumsturm. Das ist kein Witz. Wer am Ende des Museums ankommt, und sich von der Steinzeit bis ins Heute vorgearbeitet hat, der kann sich zum Schluss Kassel im Hier und Jetzt von oben ansehen. OK, der Turm wird nur zur vollen Stunde aufgemacht, und man muss danach fragen. Aber die Angestellten im Landesmuseum sind unglaublich freundlich, und ich habe tolle Gespräche mit ihnen führen können. Es ist zwar etwas gemein für den Sicherheitsangestellten, der einen begleiten muss, ihn die ganzen Treppenstufen, den Turm hochzujagen, aber es lohnt sich tatsächlich. Und oben angekommen, schien auch bei dem Angestellten die Genervtheit über die Treppensteigerei verflogen zu sein, und er zeigte mir seine Stadt. Seine Augen leuchteten richtiggehend, als er mir Kassel von oben zeigen durfte. Ein kleines Abenteuer, dass ich euch unbedingt empfehlen möchte

Am Ende bleiben die vielen interessanten Ausstellungsstücke im Kopf

Eine Porzellanschildköte die Rot und Grün bemalt ist. Ein Reiter sitzt auf dem Schildkrötenpanzer. Er ist in einem blauen Kimono gekeildet.

Ein Wassertropfer (Werkzeug zum Tusche anreiben) in Schildkrötenform aus Japan. Hergestellt 1664. Eines von vielen weiteren tollen Ausstellungsstücken.

Abschließend möchte ich sagen, dass es zwar einige Negativpunkte gibt, die mich geärgert haben, vor allem, dass ich dieses Museum nur als bedingt familienfreundlich einstufen kann. Aber es gab auch viele Momente, für die sich ein Ausflug nach Kassel lohnt. Vor allem die Vielzahl interessanter Funde, die hier gezeigt werden, stehen dabei im Vordergrund. Es ist also nicht nur, dass die Umstände und Zusammenhänge immer wieder gut und professionell und mit wenigen Ausnahmen auch sehr wissenschaftlich dargestellt werden, sondern auch, dass die gezeigten Funde selbst unglaublich interessant sind. Das Landesmuseum hat es mir tatsächlich sehr schwer gemacht mich zu entscheiden, welche Funde ich euch hier präsentiere und näher erkläre, denn es gibt verdammt viele Stücke in diesem Museum, die so herausragend sind, dass ich sie euch hier gerne gezeigt hätte. Es hat mich mehrere Stunden gekostet mich zu entscheiden, welche Funde ich euch hier zeigen kann, ohne dass dieser Artikel hier zu lang wird. Aus diesem Grund heraus ist dieses Museum, dass vielleicht nicht das beste der Welt ist, dennoch unbedingt empfehlenswert. Und wer sich auf keinen Fall davor drücken darf sich diese Sammlung anzusehen, sind studierende der Vor- und Früh- oder Ur- und Frühgeschichte. Hier findet ihr alle Basics die ihr am Studienbeginn braucht in komprimierter Form. Dieses Museum ist ein gut gemachter Einstieg für alle die sich für Geschichte und Archäologie interessieren, und für alle die, die diese wunderbaren Stücke einmal mit eigenen Augen sehen wollen.

Weitere interessante Inhalte der Ausstellung:

Stele aus dem Grab von Ellenberg
3000 - 2200 v. chr. also aus dem Endneolithikum. Das Dreiecksmuster ist sehr selten.
« von 10 »

Cool, danke für den tollen Ausflugstipp. Aber wer bezahlt eigendlich die Arbeit die dieser Blog macht? Die Antwort ist: Die Autorin. Du kannst ihr aber mit einem Trinkgeld eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen, mit diesem Paypallink.

Literatur:

Irina Görner und Andreas Sattler; Unter unseren Füßen – Altsteinzeit bis Frühmittelalter, Hessisches Landesmuseum, Kassel 2016.

Regenbogenschüsselchen:

Christiane Eluére; Das Gold Der Kelten, München 1987, S. 194

Halsringe:

Torsten Capelle; Ringsymbole und Ringopfer. In: Opferplatz und Heiligtum Kult der Vorzeit in Norddeutschland, Neumünster 2000, S. 169

Blog vom Museum in Kassel

Glas:

Edgar Ring; Glaskultur in Niedersachsen -Tafelgeschirr und Haushaltsglas vom Mittelalter bis zu frühen Neuzeit, Husum 2003, S. 128

Lüneburger Stadtarchiv

Germanisches Nationalmuseum

Felsgravuren:

Gerhard Bosinski; Tierdarstellungen von Gönnersdorf – Nachträge zu Mammut und Pferd sowie die übrigen Tierdarstellungen, Mainz 2008, S. 17

Gerhard Bosinski, Francesco D´errico und Petra Schiller; Die gravierten Frauendarstellungen von Gönnersdorf, Stuttgart 2001.

14 Gedanken zu „Zu Gast im Hessischen Landesmuseum in Kassel

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