Typisch Archäologie; Typologie

Wenn du schon öfter mit Archäolog*innen unterwegs warst, ist es dir vielleicht schon aufgefallen. Irgendwie Quatschen die andauernd von irgendwelchen Typen. Damit ist aber nicht der Flirt auf der letzten Party gemeint, sondern es geht um Fundstücke. Bei Typologien handelt es sich um grobe Einordnungen von Artefakten anhand von Material typischen Merkmalen aber vor allem anhand von stilistischen Merkmalen. Es handelt sich also um eine Orientierung, die es zum einen Archäologen ermöglicht Funde zu sortieren, zum anderen helfen diese Einordnungen aber auch Gegenstände, Funde und manchmal sogar ganze Fundplätze grob zu datieren. Es handelt sich dabei nicht um eine genaue Einordnung, wie sie Naturwissenschaften ermöglichen, sondern um eine ungefähre Einordnung in eine sog. relative Chronologie.

Auf dem Bild seht ihr, wie das Landesmuseum in Kassel versucht hat für verschiedene Kulturzeiten in Hessen, Gegenstände zu zeigen, welche in dem Zeitabschnitt, in dem sie gebraucht wurden, signifikant also “Typisch” gewesen sind. Es handelt sich um eine super schöne Darstellung mit Originalfunden, die sehr viel ansehnlicher sind als die Zeichnungen, die ich in meinem ersten Semester lernen musste. Die Ideen Artefakte auf diese Art und Weise vergleichend zu betrachten hatte entweder Oskar Montelius oder Hans Hildebrand, bereits in den 1870. Jahren. Sie gingen davon aus, dass bestimmte Stilerscheinungen zeitlich gebunden gewesen sind. Je weiter sich ein Stil verbreitet hatte, umso besser war er geeignet um ihn für eine gewisse Zeit als Merkmal zu verwenden. Ein weiterer Faktor war aber entscheidend um Rückschlüsse ziehen zu können, und zwar der sog. geschlossene Fund.

Bei einem geschlossenen Fund handelt es sich um einen archäologischen Fund mit mehreren Gegenständen, welche nachweislich gleichzeitig niedergelegt und seit dem nicht mehr verändert wurden. Die gleichzeitige Niederlegung verschiedener Gegenstände belegt das Auftreten verschiedener Stilistiken im gleichen Zeit-Raum-Gefüge. Dass wir Archäolog*innen heute eine Scherbe ansehen und teilweise schon nach wenigen Sekunden wissen um welche Kultur es sich handelt, ist also das Ergebnis von fast 150 Jahren Forschungsgeschichte, in der Artefakte verglichen, und untersucht wurden.

Literatur:

Hans-Jürgen Eggers, Einführung in die Vorgeschichte, 5. Auflage, Berlin 2006.

Manfred K.H. Eggert, Prähistorische Archäologie, Konzepte und Methoden, 3. Auflage, Tübingen 2008.

Ein Gedanke zu „Typisch Archäologie; Typologie

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