Eine Röhrenkanne aus der Zeit vor dem Kaffee

Im Nordhessischen Ehrsten vor 800 Jahren brennt ein Haus nieder. Ein Grubenhaus, das zur Textilproduktion genutzt wurde. Das Grubenhaus war gut 50 cm tief in den Boden gegraben. Vmtl. da solche Gebäude eine höhere Luftfeuchtigkeit haben; ein Vorteil bei der Leinenweberei. Dicke Brandschichten und die Reste zahlreicher Webgewichte sind die Relikte, die Archäolog*innen freilegen konnten. Sie zeugen von einem Feuer, bei dem ein brennender Webstuhl in sich zusammen gebrochen ist. Die Webgewichte lagen bei der Ausgrabung noch genau so da, wie das Feuer sie hinterlassen hatte. Zwischen dem Schutt der Katastrophe lagen außerdem zwei Keramikgefäße. Ein eiförmiges Gefäß, dass den Zahn der Zeit nur stark beschädigt überstanden hat und eine Röhrenkanne.

Eine längliche Kanne aus terrokottafarbenden Ton. Die Kanne ich leicht Oval hat einen Henkel, und eine ausgestülpte Tülle. Der Deckel sieht aus wie ein umgdrehter Eierbecher.

Die Röhrenkanne aus Ehrsten, ausgestellt im Hessischen Landesmusem in Kassel.

Ein solcher Fund ist ein Glück. Nicht nur, dass diese wunderschöne Kanne nahezu perfekt erhalten geblieben ist. Sie liefert einen Hinweis auf das Zeitalter in dem die Katastrophe passierte. Röhrenkannen stammen aus dem 12. Jahrhundert. Eine solche Kanne ist rund 28 cm hoch und leicht eiförmig und sieht ein bisschen aus wie eine Kaffeekanne. Sie ist mit einem Muster verziert, das mit einem Rollrädchen in den Ton eingeprägt wurde. Bei dieser Kanne hat sich auch der Deckel erhalten. Man kann ihn durch Drehen sichern, sodass er beim Ausgießen einer Flüssigkeit nicht herunterfällt. Der Mechanismus ist uns allen von normalen Kaffeekannen bekannt. Nur hat aus einer Röhrenkanne niemals jemand Kaffee getrunken, denn dieser Wachmacher war im Hessen des 12. Jahrhunderts nicht bekannt.

Literatur:

Irina Görner und Andreas Sattler, Die Kanne aus dem Keller – Ein Fund aus einem Grubenhaus. Aus: Unter unseren Füßen – Altsteinzeit bis Frühmittelalter, Kassel 2016.

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