Um ehrlich zu sein bin ich aus einer Art Verpflichtungsgefühl nach Stade gefahren. Das Gefühl, dass ich mir irgendwann mal dieses Museum ansehen muss. Ich war noch nie da, aber meine ersten Ausgrabungen waren in der Umgebung von Stade. Deswegen entschied ich mich, als ich in der Nähe war, mir mal das Museum anzusehen. Es ist in einem alten Getreidespeicher in der Altstadt untergebracht. Der Schwedenspeicher liegt direkt am Hafenbecken. Das Gebäude sieht massiv aus, und wirkt von innen nur halb so groß wie von außen. Es ist ein wenig wie in einem Harry Potter Roman nur anders herum. Innen ist es unglaublich düster und alles wirkt kühl. Durch die kleinen Fenster kommt nur wenig Licht in das Gebäude, an diesem grauen Tag.
Der richtige Ort für graue Tage
Um die Frage, ob ich das Museum empfehlen kann vorweg zu nehmen: für graue Tage wie diesen, ist es ein nettes Ausflugsziel. Ich empfehle es für Leute, die gerade in der Umgebung sind. Es eignet sich zum Überbrücken eines Regentages in den Ferien. Für Familien ist es ein schönes Ziel. Aber für fremdsprachige Menschen oder Kinder, die noch nicht so gut lesen können, ist es allerdings ein eher anstrengender Ort. Die Ausstellung ist leider zum Teil sehr textlastig. Deswegen finde ich insgesamt, dass dieses Museum mittelmäßig ist. Das Museumskonzept ist leider nicht für alle Menschen, die sich interessieren würden, gemacht.
Gute Programme für Kids
Ich bin zum Teil begeistert von den Kinderaktivitäten die angeboten werden. Im Erdgeschoss gibt es ein Computerprogramm, dass man in einer gelben Kapsel sitzend, erlebt. Hier unternimmt man gemeinsam mit einem Alien, das einen unaussprechlichen Namen hat, eine Zeitreise. Dieses Programm ist modern und ansprechend gestaltet. Im ersten Stock darf man dann selber Hand anlegen. Es geht um Bautechniken des Mittelalters. Ein Baukran wird in seiner Funktionsweise gezeigt. Anhand von Modellen kann man Brücken bauen, oder das Grundgerüst eines Fachwerkhauses zusammensetzen. Zwar sind bei dem Hausmodell ein paar Verzapfungen abgebrochen, aber das ist das Modell selbsterklärend. Ich bin richtig stolz, als ich das Haus zusammengesetzt habe, obwohl es Kinderleicht war. Dieses Programm macht auch Erwachsenen Spaß.
Allerdings sind nicht alle interaktiven Programme in diesem Museum so gut gestaltet. Es gibt ein Rondell zum Liegen oder sitzen, in dem einem die Stadtgeschichte akustisch näher gebracht wird. Gleichzeitig werden Textausschnitte beleuchtet. Doch alles ist langweilig aufbereitet, sodass ich schnell weiter gehe. Zum Teil war in dem Museum die Beleuchtung so dunkel, dass die Beschriftungen und die ausgestellten Gegenstände kaum bzw. gar nicht zu erkennen waren. Ein interaktives 3D Stadtmodell ist entweder gerade abgestürzt als ich da war, oder ich hab nicht verstanden wie es Funktioniert. Wenige Tage später bin ich auf ein ähnliches Modell in Haithabu gestoßen, welches ähnlich schlecht zu bedienen war. Das ist schade, denn in dieser Art Modell steckt viel Potenzial für die Wissensvermittlung zum Thema Stadtendwicklung. Doch solange die Besucher an der Bedienung scheitern löst es eher Frust aus.
Die Ausgrabung des Hafenbeckens wird mit kleinen Vitrinen dargestellt, die sich vom Erdgeschoss in den ersten Stock ziehen. Bei einer Hafenbeckengrabung, direkt neben dem Museum, wurde ein großes Chaos an Funden aus allen Zeiten gemacht. Das spiegelt sich in einem konzeptlosen Chaos in den Vitrinen wider, deren Beschriftung von zu wenig bis gar nicht ausfällt. Es handelt sich eher um eine Hinstellung als um eine Ausstellung. Eine Beschriftung von Scherben Pingsdorfer Keramik, mit „Pingsdorfer Keramik“ reicht schlichtweg nicht aus einem Nichtarchäologen zu vermitteln was er da vor sich liegen hat. Es scheint mir als hätte das Museum seine Mitte zwischen zu viel und zu wenig Text noch nicht gefunden.
Doch ich bin hin und weg als ich eine Vitrine finde, in der Tonpfeifen liegen. Mit diesen hatte ich erst vor wenigen Tagen auf der anderen Elbseite am Wedeler Strand Kontakt. Hier liegen ebenfalls haufenweise Pfeifen Bruchstücke. Ein paar Meter weiter stehen Schiffsmodelle aus der Zeit der Hanse. Sie sind sehr liebevoll gemacht und wunderschön.
Eine ganz persönliche Überraschung
Fundstücke aus der Urgeschichte sind ebenfalls ausgestellt. Sie haben ein eigenes Stockwerk, das sehr schön gemacht ist. Teils werden mit kleinen Modellen neben den Ausstellungstücken die Kontexte ohne viele Worte erklärt. Das ist sehr gut gelungen. Es bringt Spaß die Besucher beim Erkunden zu beobachten. Auch archäologisch wichtige Fundstücke, wie die Stader Räder, sind hier ausgestellt und erklärt. Jugendliche stehen vor allem vor kleinen digitalen Comics, die in die Vitrinen eingelassen wurden. Am Ende der Ausstellung gibt es für mich noch ein freudiges wiedersehen mit mir selbst. Ich finde mich auf einem Foto, dass auf einer meiner ersten Ausgrabungen gemacht wurde wieder.
Der Museumsshop
Der Museumsshop bietet ein breites Angebot an Büchern mit verschiedensten archäologischen und historischen Texten für klein und groß. Das Stöbern lohnt sich in jedem Falle. Wer sich tiefer mit der Archäologie der Umgebung befassen möchte, dem empfehle ich einmal in Reise in die archäologische Vergangenheit des Landkreises Stade hineinzuschauen. In dem Buch werden einige Fundplätze erklärt und Funde gezeigt. Es ist ein guter Einstieg in die Archäologie des Stader Umlandes wieder begegnen.
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Der Antike Kran zeigt sehr gut, dass Krandienstleistungen im Mittelalter ganz anders ausgesehen haben. Mobilität gab es damals nicht. So etwas funktioniert vermutlich erst seit der Einführung der Hydraulik.
Da spricht die Expertin!
Interessant wer sich hier alles Einfindet 🙂
Und viel Spass, bei weiteren Reisen in die Vergangenheit!
MFG
Miss Jones!
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