Stade hat eine wunderschöne Altstadt. Aber wie bei vielen Städten fragt man sich – warum zum Geier ist diese Stadt eigentlich genau hier entstanden. Natürlich ist diese Geschichte bei jedem Ort immer etwa anders – meist hat es aber mit einer günstigen Lage und Handelswegen zu tun. Darauf würde man mit heutigen Augen gesehen gar nicht unbedingt kommen:
Wer sich heute die Schwinge ansieht, der denkt bei diesem Flüsschen nicht unbedingt daran, dass er einmal wie eine Warenautobahn funktioniert hat. Doch tatsächlich handelte es sich bei diesem Fluss im Frühmittelalter um einen der geeignetsten Ankerplätze auf der Seite der südlichen Elbarme. Eine gute Schiffbare Region, erfordert einen festen Untergrund und dieser ist in den feuchten Gebieten Norddeutschlands eher selten. Anders war dies, an einer Stelle, die wir heute als Stade kennen, und die bereits 994 von Thietmar von Merseburg das erste Mal erwähnt wurde. Lange handelte es sich um einen Handelsposten im kirchlichen Besitz, der vor allem eines erbrachte: Zollgebühren. Und da die Kirchenväter die anliegenden Schiffe dazu verpflichteten für drei Tiden zu bleiben, entwickelte sich hier eine Stadt, die wie eine moderne Autobahnraststätte – ein Haltepunkt der allen möglichen Komfort anbot. Und gleichzeitig konnte man hier Proviant bekommen – natürlich zu entsprechenden Preisen.

Bei dem Blick in die Altstadt von Stade heute.
Aus der Zeit um 1476 sind erste Klagen bekannt, darüber, dass die Schwinge für die neuen größeren Schiffe nicht schiffbar war. Bei solchen Problemen wurde bislang immer der Hafen, den Bedingungen angepasst und entsprechend an eine günstigere Stelle verlegt. Doch der 1300 errichtete Hafen sollte an Ort und Stelle bleiben. Stattdessen passte man den Fluss an die neuen Gegebenheiten an. Eine Wasserwirtschaft wurde eingerichtet. Sie kontrollierte mit Hilfe einer Tidemühle den Wasserstand in Stade. Als später die Schweden über Stade herrschten, wurde die heutige Altstadt ein letztes Mal modernisiert. Spätestens 1680 wurde die Stadt zu einer Landesfestung mit typisch neuzeitlichem sternförmigen Grundriss umgebaut. In diese Festung integriert war das mittelalterliche Hafenbecken, dass den modernen neuzeitlichen Standards angepasst wurde. Die meisten Gebäude, die heute in der Stader Altstadt zu sehen sind, stammen aus dieser Epoche. Heute ist dieser Hafen lange nicht mehr zeitgemäß, aber ohne diese frühmittelalterlichen Vorgänger wäre dieser Ort nicht entstanden.
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Literatur:
Deggim u. Schäfer, Die Schwinge und die Schwedenschanze – historische und archäologische Aspekte eines Flusses im Elbe-Weser-Raum. In: Flüsse in Norddeutschland – Zu ihrer Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
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