Die Häfen Venedigs eine Forschungslücke

Sie begegnen, vor allem Freunden von Mittelmeerreisen, immer wieder. Die Häfen der Republik Venedig. Doch, es gibt quasi keine Forschung dazu. Dabei kann man eigentlich sagen: Hafenforschung ist in der Archäologie ein aktuelles und hochinteressantes Thema. An der Uni Hamburg wird zum Beispiel zum Thema Antike Häfen geforscht. Es gibt sogar DFG geförderte Projekte, die sich mit Hafenforschung auseinandersetzen. In diesen Projekten werden die Mechanismen der Logistik von Häfen erforscht. Ihre ökonomische und militärische Bedeutung. Ihre Geschichten in Bezug auf überregionale Kontakte werden untersucht. Manchmal werden die Bauphasen und das Aussehen der Häfen zu verschiedenen Zeiten der Vergangenheit rekonstruiert. Es wird also kurz gesagt erforscht: Wer hat mit wem wann was gehandelt, wie hat das Funktioniert und wie sah es dort aus. Das sind unglaublich wichtige Punkte um eine Gesellschaft zu verstehen.

Der Hafen von Sitia aus Kreta. Nachdem die Venezianer von der Insel vertrieben wurden, ist dieser Hafen und sie Siedlung fast ganz verschwunden. Erst vor etwa 100 Jahren begann die Region wieder aufzublühen.

Doch keines dieser groß angelegten Forschungsprojekte hat sich bislang mit Häfen der Republik Venedig auseinandergesetzt. Die Hafenforschungsprojekte, die es gibt, sind zeitlich und räumlich so angelegt, dass sie die venezianischen Häfen immer genau nicht betreffen. Das ist schade. Denn nicht nur, dass uns die baulichen Reste oft als malerische Ausflugsziele auf Mittelmeerreisen begegnen, wir aber kaum etwas über sie wissen. Die Venezianer haben eine einzigartige Geschichte, die man mit archäologischen Untersuchungen nachzeichnen kann. Die Republik hatte viele Kolonien im Mittelmeerraum. z.B. Kreta ab dem 13. Jahrhundert. Hier gibt es große Hafenbecken, die eine interessante Geschichte erzählen könnten. Doch Venedig hatte auch Binnenhäfen. Zum Beispiel Desenzano. Über diesen Hafen wurde vor allem Getreide gehandelt. Die Frage ist, welche Güter gelangten über welche Wege noch in alle Welt. Lange hatte Venedig z. B. eine Monopolstellung auf Kristallglas. Sie waren die einzigen, die durchsichtiges Glas herstellen konnten und bestimmten von daher über den Preis. Aber über welche Wege wurde dieses kostbare Gut in alle Welt gehandelt?

Ein Hafenbecken mit stillem wasser in dem sich alles was man sieht spiegelt. Es sind kleine moterbppte im Hafen, eine winzige Brücke ist zu sehen unter der nur Gondeln durchpassen.

Der malerische Hafen von Desenzano. Er wurde von den Venezianern ausgebaut, um hier den Schiffsverkehr mit Gondeln zu ermöglichen.

Die Häfen, an denen man so schön Urlaub machen kann, sind mehr als nur Ferienparadiese. Sie haben eine lange und oft vielfältige Geschichte. Die Schifffahrt war in der Menschheitsgeschichte lange das schnellste Verkehrsmittel. Deswegen sind Häfen als Knotenpunkte dieser Mobilität hochinteressant. Und Hafengrabungen, wie in Stade, können Teile dieser Geschichte erzählen. Denn man kann nicht nur Dinge finden, die Leute im Wasser entsorgt haben, sondern auch Gegenstände, die versehentlich ins Wasser gefallen sind. Es wäre sicher faszinierend, zu erfahren, was den Venezianern so ins Wasser gefallen ist. Und ihre Häfen sind weit verstreut, das Gebiet erstreckt sich vom Gardasee bis nach Zypern. Diese Häfen sind oftmals gut zu erkennen, an ihrem geometrischen Grundriss und an bestimmten Bautechniken, sowie an ihrem allgegenwärtigen Wappentier, dem geflügelten Löwen.

Eine Mauer mit einem Eingesetzten und gerahmten Relief aus Marmor. Das Reief zeigt einen geflügelten Löwen.

Der geflügelte Löwe am Fort von Iraklion auf Kreta. Hier liegt eine riesige Hafenanlage aus der venezianischen Besetzungszeit.

Es ist also schade, dass es bislang keine Forschung zu diesen Hafenanlagen gibt. Vor allem keine, die die Zusammenhänge des venezianischen Handelsnetzes untersucht. Auch zu vielen einzelnen Häfen fehlt eine wissenschaftliche Betrachtung, und zwar archäologisch sowie Bauhistorisch. Aber vielleicht ist ja jemand unter euch, der diese Forschungslücke irgendwann schließen möchte. Untersuchungsgegenstände und mögliche Fragestellungen, auch für Abschlussarbeiten, sind ausreichend vorhanden. Wenn ihr tolle Arbeiten zu diesem Thema kennt oder vielleicht selber an einem Hafen aus dieser Zeit forscht, dann lasst doch einen Kommentar da oder schreibt mir eine Mail. Mich würde es sehr interessieren, diese Zeit genauer zu verstehen.

Oder aber schickt mir hier ein Trinkgeld, um meine Arbeit zu unterstützten, und noch mehr spannende Forschungslücken zu entdecken.

Ein Gedanke zu „Die Häfen Venedigs eine Forschungslücke

  1. Pingback: Desenzano, ein Spaziergang durch die Zeiten | Miss Jones

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