Diese Frage könnte man sich stellen, wenn man diesen Haufen Tonpfeifen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sieht, die irgendwie direkt aus dem Comic entsprungen scheinen. Die Tonpfeifen wurden 2013 bei Archäologischen Untersuchungen im Stader Hafenbecken entdeckt und sind heute direkt neben dem Hafenbecken im Schwedenspeichermuseum ausgestellt. Tonpfeifen verbreiteten sich, wie das Rauchen im 16. Jahrhundert in Europa erst langsam und dann plötzlich rasend schnell. Damals wurde Tabak gewöhnlich aus Tonpfeifen geraucht, die ebenso aussahen wie die Pfeife von Popeye. Reichere Menschen konnten sich auch edlere Pfeifen aus Porzellan, mit aufwendigen Verzierungen, leisten. Starke Raucher der Neuzeit erkennen Archäologen bis heute an ihren Zähnen. Bei der Pfeifenusur handelt es sich um Löcher in den Zähnen, die an der Stelle entstanden, wo der jeweilige Raucher sich die Pfeife zwischen die Zähne schob. So ein Loch dürfte auch Popeye gehabt haben, er konnte so mit seinen Zähnen die Pfeife halten und hatte beide Hände frei.
Einige Tonpfeifen waren so beliebt, das es sogar Plagiate von ihnen gab. Produktpiraten Handelten zum Beispiel sehr gerne mit Imitationen von Niederländischen Pfeifen. Im 17. Jahrhundert sank in der Elbe ein Schiff, dass voll beladen war mit Plagiaten Groninger Pfeifen vor dem Wedeler Strand. Das gerade Niederländische Pfeifen nachgemacht wurden war in der Neuzeit keine Seltenheit, denn diese Pfeifen erfreuten sich Europaweit der größten Beliebtheit. Denn diese Tonpfeifenart hatten einen Vorteil: war das Mundstück durchgesabscht, konnte man vorne ein Stück abbrechen, und die Pfeife weiter verwenden. Es handelte sich also um ein Alltags und Wegwerfprodukt der Neuzeit. Diese Pfeifen sind beispielsweise mit einem eingeprägten Groniger Stadtwappen geziert, oder mit “IN GAUDA” beschriftet. Es benötigt an dieser Stelle Experten, die beurteilen, ob es sich ein Original oder um eine Fälschung handelt, und Fälschungen gab es viele. Bei den Massen an Tonpfeifen, und den Geschäften die mit ihnen gemacht wurden, kann man sich also durchaus eine Zeit vorstellen, in der überall Popeyes lebten. Männliche wie Weibliche.
Literatur:
Simon Kramis, Tonpfeifenraucher aus Basler Friedhöfen – anthropologische und historische Aspekte des “Tabaktrinckens”. In: Knasterkopf – Fachzeitschrift für Tonpfeifen und historischen Tabakgenuss, Band 19/2007.
Natasche Mehler und Martin Kügler, 18. Tagung des Arbeitskreises Tonpfeifen 2004 in Lüneburg. In: Archäologische Informationen 27/1, 2004, S. 143-147.
https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-panorama/tiefe-einblicke-in-den-spiegelberg-in-stade_a100676
http://www.museum-grimma.de/index.php/tonpfeifen-geschichte-eines-rauchutensils.html
http://helene-bonn.info/AK/hfr19.htm#7
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