In der Jungsteinzeit bauen die Menschen erste Häuser und kleine Siedlungen. Sie nutzen dazu Holz und Lehm. Also Materialien, die sie in der Natur finden und die irgendwann verrotten. Und im Grunde könnte man meinen, heute ist nichts mehr davon übrig. Doch auch Häuser aus Lehm und Holz hinterlassen ihre Spuren. Wenn ein Holzbalken, der z.B. ein Haus stützt, in der Erde langsam vergeht, dann entsteht an dieser Stelle wieder Erde. Aber diese hat meist eine andere Farbe, als die umgebende Erde. Archäolog*innen sprechen hier von einem Pfostenloch.

So sieht ein Pfostenloch bei einer Ausgrabung aus.
Setzt man diese Pfostenlöcher in Bezug zueinander, lassen sich so Baustrukturen erkennen. Archäolog*innen überlegen dann wie der Bau um die umliegende Baustruktur ausgesehen haben kann. Dabei ist immer viel Interpretation. Ein Fall ist besonders interessant. Es handelt sich um ein Haus der Trichterbecherkultur, eine Kultur aus der Jungsteinzeit. Dieses Haus wurde in Flögeln entdeckt. Das besondere ist, dieses Haus hat zwei Pfosten im Eingangsbereich, bei denen es mehrere Möglichkeiten der Interpretation gibt.

Eine mögliche Rekonstruktion des Hauses Flögeln im Schwedenspeichermuseum in Stade.
Die Besonderheit ist, dass bei der Ausgrabung festgestellt wurde, dass einer der beiden Pfosten nicht tief genug in der Erde steckte. Das Schwedenspeichermuseum in Stade rekonstruiert die Statik des Gebäudes deswegen wie oben gezeigt. Mit zwei Pfeilern, die das Dach mit einem Querbalken tragen, wobei einer der Pfeiler leicht schief steht. Das Freilichtmuseum, Steinzeitpark Dithmarschen, hat das gleiche Gebäude in einer 1:1 Rekonstruktion wieder errichtet. Hier stehen die vorderen beiden Pfosten allerdings über Kreuz.

Rekonstruktion im Steinzeitpark Dithmarschen (Foto: Steinzeitpark Dithmarschen)

Und ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, dass es ganz schön abenteuerlich ist, so eine Dachinterpretation 1:1 nachzubauen (Das Foto ist im Steinzeitpark Dithmarschen entstanden).
Literatur:
Vom Pfostenloch zum Steinzeithaus. In: Albersdorfer Forschungen zur Archäologie und Umweltgeschichte. Rüdiger Kelm (Hrsg.), Heide 2000.
Pingback: Der Schwedenspeicher in Stade | Miss Jones