Von den Puppen der Karajá

Die Karajá sind eine Kultur die eine Amazonasflussinsel bewohnt. Hier werden wunderschöne Federkronen hergestellt, aber auch sehr interessante Figuren. Diese sind nicht nur besonders hübsch, sondern sie sind Bestandteil eines kulturellen Phänomens, dass wir auch kennen. Die kleinfigürliche Kunst diente bei den Karajá, nämlich als Kinderspielzeug. Sie funktionieren wie Puppen, welche dem pädagogischen Konzept der Karajá nach dazu dienen die Erwachsenenwelt nachzustellen, um so diese Welt nach und nach zu erlernen. Sowohl Jungen als auch Mädchen spielen mit solchen Puppen, die Litjoko genannt werden. Ursprünglich war das Spielzeug absichtlich kindgerecht hergestellt. Deswegen zeigen die Litjoko auch Merkmale der einzelnen Clans, die aber ohne eine Erklärung nicht zu versehen sind. Es handelt sich dabei zum Beispiel um bestimmte Muster bei der Körperbemalung, welche die Erkennungszeichen der Clanzugehörigkeit sind. Verschiedenste Tätigkeiten werden so abgebildet, um diese zu erklären. Teilweise ist das Leben der Karajá so detailreich dargestellt, dass die Puppen tatsächlich existierende Menschen zeigen.

Die Farben, mit denen die Figuren bemalt, sind bestehen aus Ruß, für schwarz, weißer Erde, für das weiß und den Saft aus bestimmte Baumrinden für die Rottöne. Es sind die gleichen Materialien mit denen sich auch die Karajá selbst bemalen, weil sie Heilkräfte haben sollen. Wissenschaftlich konnte immerhin ein Sonnenschutzfaktor nachgewiesen werden. (Foto: Das Bild stammt von einer Gedenkaktion an die Objekte, die im Nationalmuseum Rio de Janeiro verbrannt sind)

Die Puppen wurden aus Ton gefertigt, die Frisuren bestehen aber teils aus Wachs. Stilistisch ist bei diesen Figuren auffällig, dass die Beine der dargestellten Menschen oftmals überdimensioniert erscheinen. Das hängt mit einem Schönheitsideal zusammen, welches ich auch in anderen Merkmalen äußert, die dargestellt werden. So werden Frauen stets mit einem Lendenschurz gezeigt, der so eng gebunden ist, dass sich eine Bauchfalte über dem Schurz ergibt. Diese Falte gilt als besonders Zeichen der Schönheit und weiblichkeit bei den Karaja. Weibliche Brüste, wie wir sie kennen, werden nur nachrangig gezeigt, sie haben keine große Bedeutung in dieser Ausprägung von Ästhetik und sind in der gesamten Kultur anscheinend nicht von Belang. Die Frisuren sind wiederum sehr detailliert dargestellt, orientiert an dem jeweiligen Alter, dass die dargestellte Person hat. So hat beispielsweise der Mittelscheitel bei den Karajá eine besondere Bedeutung, die an die männliche Pubertät gebunden ist.

Eine Puppe die zwei Personen zeigt die eine felchtmatte auf der Schulter tragen. Die Männer Sind mit einem orangenen Zickzackmuster bemalt.

Durch die Darstellung der Kulturtechniken für Kinder lässt sich über diese Puppen auch historisch nachvollziehen, wann welche Kulturtechnik in dieser Kultur alltäglich wurde (Foto: Das Bild stammt von einer Gedenkaktion an die Objekte, die im Nationalmuseum Rio de Janeiro verbrannt sind).

Wie die Karajá selbst tragen, wie auch die Puppen Stammeszeichen auf den Wangen. Diese Stammeszeichen sind meist Kreise, welche in dieser Kultur den Jugendlichen als Initiationsritus mit einer speziellen Technik tätowiert werden. Da diese Puppen sehr hübsch sind, sind sie ein beliebtes Touristenmitbringsel geworden.

Eine Keramikpuppe einer schwangeren Frau. Es ist eine Litjoko der Karaja. Die Frau iat ganz in Weiß dargestellt und mit schwarzen strichn bemalt.

Die Darstellung einer Schwangeren (Foto: Das Bild stammt von einer Gedenkaktion an die Objekte, die im Nationalmuseum Rio de Janeiro verbrannt sind).

Die Puppen werden traditionell ausschließlich von Frauen hergestellt, und diese verdienen sich damit heute Geld dazu und haben deswegen einen hohen Status in der Karajágemeinde. Seit einigen Jahren sind diese Puppen, nicht mehr Kinderspielzeug, sondern anerkannte brasilianische Nationalkunst. Die Frauen stellen sie serienmäßig her. Auch innerhalb der Gemeinde haben sich die Puppen so zu einer Art Währung entwickelt. Dadurch hat sich seit der ersten Begegnung zwischen den Karajá und den kolonialen Eroberern das Geschlechterverhältnis dieser Kultur umgedreht. Früher waren es die Männer, die höherrangig gewesen sind, heute bringen die Frauen das Haupteinkommen nach Hause. Bei den Karajá hat dies vor allem verursacht, dass diese neue Männerrolle mit einer neu gewonnen Bedeutungslosigkeit einen Umgang finden muss. In dieser Hinsicht wurde Alkoholismus zu einem Problem.

Wenn du gerne solche Geschichten über die Kulturen in der Menschheitsgeschichte liest, dann unterstütze doch Miss Jones mit diesem Paypal Link.

Literatur:

Hartmann, Günther Hartmann, Litjoko – Puppen der Karajá, Brasilien, Berlin 1973.

Und zwei kleine Videos dazu:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert