Ich packe meinen Rucksack für meine erste Ausgrabung

Das habt ihr schon öfter gefragt, was nehme ich mit für meine erste Ausgrabung. Wie bereite ich mich materiell vor. Es gibt keine klare Antwort. Aber: mein Rucksack ist relativ ähnlich gepackt, wie bei meinen Wanderungen, wenn ich archäologische Ausflüge mache.

Miss Jones vor dem Bamberger Rathaus

Auf weiteren Reisen wie hier nach Bamberg könnt ihr hier auf dem Rücken meinen großen Rucksack sehen, für die einzelnen Tagesausflüge habe ich dann in dem Rucksack einen kleinen Rucksack. Und was ihr in dieser Liste findest, das ist in dem kleinen Rucksack.

Meine Packempfehlungen gelten also auch da. Und natürlich spielt die Jahreszeit und das Wetter eine Rolle, bei der Entscheidung was ich einpacke. Aber ich habe folgende Sachen immer dabei:

Die Thermoskanne

Wer meine Texte länger liest, weis, ich bin fanatische Teetrinkerin. Aber der Vorteil einer Thermoskanne ist nicht nur, dass sie im Winter den Tee warmhält. Im Sommer hält sie auch kalte Getränke kalt. Das kann, wenn man in der prallen Sonne arbeitet, sehr angenehm sein. In der kalten Jahreszeit habe ich sogar oft zwei Teekannen dabei.

Ein Holzregal mit vielen Bauchiegen Metallkannen.

Aus solchen Kannen trinkt man echten Ostfriesentee. Oder man bereitet ihn vor und füllt ihn dann in eine Teekanne um. Ich komme aus Ostfriesland, da gehört das zur Kultur.

Ich habe eine ganz kleine 0,2 Thermoskanne. Da habe ich dann nur heißes Wasser drin – mein Lifehack für lange anstrengende Tage im Kühlen, ist die 5-Minuten-Terrine. Ihr glaubt gar nicht, wie gut es tut, etwas warmes Zwischendrin zu essen. Und damit zu

Proviant

Die 5-Minuten Terrine ist ein Tipp. Sie ist einfach umsetzbar. Und wenn man einen Löffel dabei hat, dann kann man das auch essen, wenn man total eingesaut ist. Aber ich mache mir gerne schon am Vortag Salate.

Eine Frau mit dreckiegem Gesicht sitzt und guckt Müde in die Kamera.

Ich, todmüde, an einem anstrengenden Grabungstag. Total dreckig, und nein, es war kein Wasser da, um mir das Gesicht zu waschen. Aber Rucksack auf, und etwas Leckeres zu essen rausholen. Das tut gut.

Gerade in der warmen Jahreszeit ist das sehr stärkend, zu Mittag ein bunter Salat, liebevoll von mir selbst geschnippelt. Da hat man in der Pause einen kurzen “Ich-Moment” der Kraft gibt. Beim Wandern packe ich meistens extra eine Picknickdecke ein und noch etwas zu naschen, dazu – meistens Obst.

Ein Polster

Das kann recht wichtig sein. Pack dir ein Polster ein. Die Picknickdecke ist für Ausgrabungen natürlich ungeeignet, aber für die Wanderung geeignet. Ich empfehle: ein Schaumstoff Kniekissen! Du kannst darauf sitzen und bekommst keinen kalten Hintern. Aber vor allem kannst du beim Ausgraben darauf knien.

Jemand kniet auf einem Knieekissen.

Ernsthaft, du wirst dein Kniekissen lieben!

Meistens haben die Grabungsfirmen oder Landesämter bzw. Unis, auch Kniekissen dabei. Aber: Es gibt kaum etwas Schöneres, als sein eigenes Kniekissen zu haben. Vielleicht bin ich da auch etwas seltsam, aber für mich ist ein eigenes Kniekissen ungefähr so intim, wie meine eigene Unterwäsche. Und damit wären wir bei:

Extra Unterwäsche

Manchmal wird man total durchgeregnet, oder man muss in einer durchaus seltsamen Körperhaltung arbeiten und einem weht der Sand da rein, wo er am unangenehmsten ist – ich spreche da aus Erfahrung. Ersatzunterhosen sind da toll, aber vor allem, habe ich meist 3 Paar Socken dabei.

Ein Paar geringelte Socken

Nimm gleich mehrere Paare mit!

Ein alter Trick beim Wandern: Ziehe zwei paar übereinander und du hast seltener Blasen. Ein alter Trick von Grabungen: wechsel deine Socken, wenn sie nass sind, dann wirst du nicht so schnell krank. Und: Wenn du nach der Arbeit in normale Schuhe schlüpfst, dann ist es immer gut frische Socken zur Hand zu haben.

Gute Schuhe

Dieses Thema ist wichtig. Besorge dir anständige Schuhe. Und zwar Wanderschuhe zum Wandern, und Arbeitsschuhe zum Graben. Du wirst auf Baustellen arbeiten, das heißt du braucht eine trittfeste Sohle und Stahlkappen für deine Sicherheit. Manchmal kann man mit schweren Arbeitsschuhen den archäologischen Befund zerstören, deswegen schaue nach Schuhen mit möglichst wenig Profil.

Blick aus meine Füße, als ich auf einer Wiese liege. Ich trage Arbeitsschuhe, daneben Werkzeug.

Die Arbeitsschuhe werden mit der Zeit zu einer Art zweiten Haut. Ich finde sie mega cool, und will sie manchmal gar nicht mehr aussziehen.

Aber bei vielen Ausgrabungen zieht man irgendwann ohnehin die Schuhe aus und gräbt auf Socken weiter (dazu in ein paar Tagen mehr). Ein Grund mehr mehrere Paare Socken einzupacken, aber das macht man erst, wenn man die Fläche kennt und man ziemlich sicher ist, dass man sich nichts eintreten kann, dafür aber mit Schuhen den Befund zertrampeln würde.

Ein kleines Sanipack

Das Handy für den Notfall ist gut, meist braucht man aber z.B. nur ein Pflaster. Ein kleines Notfallpaket dabei zu haben, ist also sinnvoll. Weil man den ganzen Tag in der Erde buddelt, ist es auch gut eine Handcreme dabei zu haben, denn irgendwann ist die Haut trocken. Und sie kann so trocken sein, dass sie aufreißt und blutet – ist mir schon passiert. Und natürlich – noch wichtiger: Sonnencreme!

Miss Jones Mit Indiana Jones Hut vor den Ruinen von Knossos

Der Hut als Sonnenschutz ist nicht ganz ohne Hintergrund zum Symbol für Archäolog*innen geworden.

Denn du stehst im Zweifelsfall den ganzen Tag in der prallen Sonne. Und was ich auch in die Kategorie gesundheitlich relevante Objekte zähle, ist: Toilettenpapier. Man nie wie das Dixiklo aussieht. Und im Zweifelsfall, kannst du, mit feuchten Toiletten-desinfektionstüchern, auch etwas anderes zumindest notdürftig desinfizieren.

Wichtige Papiere

Das kann im Falle eines Unfalles wichtig sein. Pack’ deine Krankenkassenkarte, deinen Personalausweis und wenn du das hast deinen Organspendeausweis ein. Im Zweifel habe am besten einen Zettel dabei, wenn du Medikamente nehmen musst, damit man dir z. B., im Krankenhaus richtig helfen kann, falls etwas passiert.

Eine Metallkapsel zum auf und Zuschreiben

Wenn ich einen Anfall bekomme, habe ich schon erlebt, dass Leute glauben ich hätte einen Schlaganfall, oder aber glauben ich sei besoffen. Dann wurde falsch gehandelt. Deswegen habe ich jetzt einen Erklärungszettel in einer Kapsel bei mir.

Ich selbst habe eine kleine Kapsel am Schlüsselanhänger, mit einer Anleitung, in der ich ganz genau erkläre, welche Medikamente ich nehme und was mit mir los ist. Die nehme ich mit, wenn ich unterwegs bin. Denn falls ich einen plötzlichen Migräneanfall bekomme, brauche ich Hilfe. So einen Zettel mit den wichtigsten Informationen in einer wasserdichten Kapsel zu haben, kann im Zweifelsfall dein oder mein Leben retten.

Das eigene Werkzeug

Zwar wird einem oft Werkzeug gestellt. Aber mit keinem Werkzeug gräbt es sich besser, als mit dem eigenen. Manchmal gibt es Werkzeuge, die man bevorzugt, aber der Arbeitgeber hat die gar nicht. Das Oni zum Beispiel ist ein treuer Begleiter von mir. Es handelt sich um eine japanische Einhandziehhacke, mit der man unglaublich gut und präzise ausgraben kann. Ich habe es in Österreich das erste Mal benutzt und war begeistert.

Ein Oni

Das ist mein Oni. Ich liebe es wirklich sehr!

Seitdem kann ich mir eine Ausgrabung ohne Oni nicht mehr vorstellen – auch wenn dieses Werkzeug in Deutschland so gut wie unbekannt ist. Aber: jeder hat sein Lieblingswerkzeug. Besorg es dir in hoher Qualität, damit du lange was davon hast. Pflege es, dann kannst du es überall mit hinnehmen. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, bei denen ich dir auch empfehlen kann, sie einzupacken. Einen Fadenzähler zum Beispiel, das ist eine kleine Lupe – die bekommst du beim Optiker – Und es gibt für den Überraschungsfund auf der Wanderung einen Helfer im Kreditkartenformat, wo ein kleines Maß dran ist, eine Farbkarte und ein Paar andere nützliche Kleinigkeiten.

Ein Tuch – am besten Baumwolle

Ein Tuch kann man für 100 Zwecke verwenden. Ich kann dir nur empfehlen, immer eines dabei zu haben. Du kannst es als Schal benutzen, wenn dir kalt ist. Als Sonnenschutz, wenn die Sonne von oben knallt. Wenn du ein Baumwolltuch nass machst, dann kannst du damit auch notdürftig einen unerwartet aufgetauchten Holzbefund bedecken, damit er nicht von der Sonne zerstört wird.

Miss Jones steht an einem Vermessungsgerät wie ein Pirat an seinem Ausguck.

Ein Tuch hilft in jeder Situation.

So kann man eine Zeit, bis man eine gute Möglichkeit findet das Objekt geplant weiter auszugraben gut überbrücken. Du kannst es sogar als Picknickdecke verwenden, wenn du dein Kniekissen vergessen hast, oder es dreckig ist. Ein Baumwolltuch hat 100 Möglichkeiten, wie es dir helfen kann – ich habe immer eines dabei!

Das Taschenmesser

Noch so ein Lifehack – und du weißt nie, wann du es brauchst. Ich habe mein Taschenmesser sogar auf Lampedusa gebraucht, weil sich eines der Fluchtboote, das ich dokumentieren wollte, unter Wasser an einem Seil verheddert hatte. Ich habe es deswegen freigeschnitten. Unter Wasser. Das war abenteuerlich, aber auch sinnvoll. Denn nur kurz nachdem ich mit dem Boot davon geschwommen bin, kam an gleicher Stelle ein Touristenboot schwungvoll um die Ecke, dass das Fluchtboot sonst gerammt hätte.

Ein rostiges Boot, etwa 8 m lang in einer Bucht. Eine Frau zieht es schwimmend an der Leine, ein Mann stößt es vom Ufer ab.

Johnny von Kaptorga war mit mir unterwegs und hat mir dann geholfen das Boot ans Ufer zu bringen. Er hat es von den Klippen abgestoßen. Aber ohne Taschenmesser wäre das nicht gegangen.

Dieses Boot war sehr scharfkantig – das heißt die Touristen währen in Gefahr gewesen. In einer anderen Situation hat man sich als Proviant eine Avocado eingepackt, und muss sie irgendwie zerlegen. Der beste Freund, das Taschenmesser, hilft dabei gerne. In der nächsten Situation findest du beim Wandern ein Tier, das sich irgendwo verheddert hat, und das du befreien willst. Und in der übernächsten wird auf der Ausgrabung ein Paket geliefert, und du kannst es einfach aufschneiden. Also ganz klar: Pack dein Taschenmesser ein!

ca 50 Mauerkellen nebeneinander auf einer Wiese

Ich kann empfehlen genau zu Fragen wie die Ausstattung bei der Ausgrabung ist, damit du nichts Überflüssiges Mitschleppst.

Das sind die 10 Dinge die ich immer dabei habe, Eine Sache fehlt dabei. Die ist für mich so selbstverständlich, das ich es garnicht als Reisegepäck ansehe. Mein Handy, eine Kamera und Zeichen bzw. Schreibzeug. Damit ich alles festhalten kann um später für euch darüber zu schreiben. Und auch weil man in der Archäologie immer alles dokumentieren sollte, damit auch die Forscher*innen der Zukunft genau wissen, was denn in unserer Zeit gefunden wurde. Aber was man letzteres einpacken sollte, hast du dir bestimmt auch selbst gedacht. Jetzt hoffe ich, das du mit dieser kleinen Packliste gut vorbereitet bist, auf deine eigenen Abenteuer.

Und wenn du hier mal eines deiner Abenteuer erzählen möchtest: Schicke mir ein Abstract und wir überlegen, was wir machen können.

Und wenn dir Miss Jones gefällt – ich bezahle dafür, das du das hier alles kostenferi lesen kannst – aber du kannst mich mit einem Trinkgeld unterstützen.

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