Die Qhapaq Ñan ist eine Strasse, die von Cusco bis Quito führt. Eine Verbindung, die es nicht erst seit der Kolonialzeit gibt, sondern die zu einem Wegenetz gehört, welches die Kulturen Südamerikas schon sehr lange miteinander verbindet. An wichtigen Wegpunkten entstehen immer wieder Siedlungen. Vor 1.200 Jahren leben die ersten Menschen zum Beispiel in Hatun Cañar im heutigen Süden Ecuadors. Eine Kultur der Händler*innen lässt sich hier nieder.

Es ist deutlich zu sehen. Die Stadt war auf einem Bergsporn angelegt, der zu einer Terrassenlandschaft umgeformt wurde (Bild: Theis [CC BY-ND 2.0])
Matriarchat trifft auf Patriarchat
Die Cañari sind eine matriarchale Kultur, sie verehren den Mond und errichten dazu einen runden Mondtempel. Die Gesellschaftsstruktur lässt sich auch an den Bestattungen ablesen, auch wenn nur ein Grab in dieser Stadt ungeplündert geborgen werden konnte. Ein rundes Grab in dessen Hauptbestattung die Matriarchin beigesetzt wurde und das mit reichen Beigaben. Beispielsweise Muscheln, die nur aus der Amazonasregion bekannt sind, oder edle Kupferbeile. Um die Matriarchin herum sind 10 weitere Gräber angelegt. Nachbestattungen, die im Laufe der Zeit entstanden. Es scheinen die ihr nachfolgenden Frauen, die das Matriarchat fortführten zu sein.

Die Ruinen der Andenstadt heute (Bild: Ménard [CC BY-SA 2.0 FR]).
Die kurze Verbindung von Cañari und Inka
Ingapirca ist Qetschua (das ist die Inkasprache) für Inka-Mauern. Und das past, denn die Stadt wird unter den Inka zu einer stark gesicherten Festung ausgebaut. Gebäude für die Sonnenverehrung, Wohnraum für die Soldaten, die nun in Ingapirca stationiert werden, entstehen und auch ein Sternenobservatorium. Ingapirca wird zu einer Kolonie der Inka, welche sich aber nicht in die Vorstellungen der Cañari einmischen. Es scheint so, das über drei Generationen zwei gegensätzliche Kulturen in einer Siedlung mit und nebeneinander leben. Und das im vollen Respekt für die Vorstellungswelt der anderen. Die Kulturen kombinieren sich und ihre jeweiligen Vorzüge auf diese Art, in einer einzigartigen Mixtur.

Blick auf die Grundmauern von Ingapirca. Deutlich ist zu sehen: Die Mauern haben die verschiedensten Zwecke. (Bild: Barlett [CC BY 2.0]).
Anmerkung:
Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen an Fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich selber noch nicht war, wo ich aber selber gerne einmal hin möchte.
Literatur:
John Harrison: DuMont Reiseabenteuer: Wolkenpfad. Zu Fuß durch das Herzland der Inka, München 2013 (Nur in Auszügen vorliegend).
https://www.encyclopedia.com/humanities/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/ingapirca
https://www.ancient-origins.net/ancient-places-americas/ingapirca-proof-inca-respected-cultures-those-they-conquered-004175