Das haben einige bestimmt noch nie gesehen. Ein Schiff, das in der Kirche hängt, und wirkt, als würde es über den Köpfen der Betenden hinweg schweben. Es handelt sich um ein eher seltenes Phänomen, dass in der Hauptsache entlang der Küsten zu finden ist. So finden sich solche Schiffe zum Beispiel auch in Spanien oder Portugal. Es ist ursprünglich ein katholischer Brauch gewesen, der in Verbindung mit der oftmals gefährlichen Seefahrt steht. In Dänemark ist das Aufhängen von Votivschiffen (also Schiffsopfern) eine alte Tradition. Ein solches Modell wird in einer Prozession, zum Beispiel unter der Begleitung von einem Spielmannszug von der Werkstatt zur Kirche gebracht und dann dort aufgehängt. Im Inneren eines solchen Modells befindet sich oftmals eine Schrift auf der verzeichnet ist, wer dieses Schiff gespendet hat und mit welchem Wunsch dieses Schiffsopfer in Verbindung zu bringen ist. In einem namenlosen Schiff aus dem Jütischen Kvaers, fand sich zum Beispiel die Geschichte eines Mannes, der an seinen Sohn erinnern wollte, der auf See sein leben ließ.

Auch im Dom von Riebe kann man ein solchen Votivschiff finden (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Und so gibt es viele Geschichten, die sich um die einzelnen Schiffsmodelle ranken. In Dänemark, finden sich um die 1400 solcher Kirchenschiffe. Das älteste bekannte dieser Votive, auf der Jütischen Halbinsel, befindet sich auf Fehmarn, es stammt aus dem Jahr 1617. Die Modelle sind meist ein bis zwei Meter lange Miniaturen von wirklich existierenden Schiffen. Aber es gibt auch Kuriositäten. Beispielsweise findet sich im ostfriesischen Esens ein Wikingerschiff. Bis heute werden in Kirchen diese Schmuckschiffe aufgehängt. Die Geschichten, die hinter ihnen stecken, sind, aber ganz verschieden. Einige hängen hier aus Dankbarkeit, andere sollen Glück bringen, aber immer stehen sie im Zusammenhang mit dem gefährlichen Leben auf hoher See.
Literatur:
Jan Scherping, Dem Retter sei Dank – Wenn Schiffe in Kirchen hängen, erzählen sie von Dramen auf hoher See, mare – Die Zeitschrift der Meere Nr. 120, 2017.
http://votivschiffe.de/was-sind-votivschiffe/
Nicht zu vergessen die Beispiele aus französischen Kirchen, die neuerdings in einem thematisch ausgerichteten Band behandelt wurden:
Les ex-voto: objets, usages, traditions. Un regard croisé franco-allemand – Ex voto: Objekte, Praktiken, Überlieferung. Deutsch-französische Perspektiven. Edites par / Herausgegeben v. Ulrike Ehmig, Pierre Antoine Fabre, Marie Anne Polo de Beaulieu, Gutenberg 2019, ISBN 978-3-940598-45-5
Moin!
Ich herzlichen Danke für den Hinweis mit der Literatur. Ich habe allerdings durchaus gemerkt, dass du der Verleger dieses Buches bist. Verstehe mich bitte nicht Falsch. Ich weiß du musst auch über die Runden kommen und nichts liegt mir ferner, als im weitesten Sinne „Kollegen“ in die Schranken zu weisen. Aber ich finde schon, dass das ein bisschen Schleichwerbung ist. Tatsächlich mache ich das aber genauso 😉
Ein sehr interessanter Beitrag. Habe ihn gerade auf „Diolkos – Archaeology and History“ geteilt.
Danke für Ihre Arbeit und Gruß aus Buxtehude (mit Kirche ohne Votivschiff).
Rüdiger Heinrich
Moin zurück nach Buxtehunde. Und vielen Dank für deine Arbeit. Vielleicht läuft man sich ja mal über den Weg.
Herzliche Grüße aus Hamburg!
Vielen lieben Dank für den wertvollen Artikel!
Ausgezeichnet Tipp.
Toller Beitrag, danke!
So ein Schiff gibt es auch in der Kirche meines Heimatortes Laboe, in dem ich aufgewachsen bin. Hier der Link zu einem Foto: https://www.holidaycheck.de/m/blick-zum-altarraum/fb18a57a-a4f8-3d07-905d-64a660346db9
Viele Grüße
Nils
Danke für den Tipp