Das Wrack aus der Trave

Es ist das Jahr 1680. Die Crew eines skandinavischen Schiffes ist erfreut. Bald schon werden sie in Lübeck einen Landgang haben. Die Königin der Hanse erlebt in dieser Zeit eine Blüte und das Handelsschiff aus der Zeit der Hanse bringt Baustoffe in die florierende Stadt. Die Ostsee haben sie bereits hinter sich gelassen, nun segeln sie über die Trave. Doch kurz vor dem Ziel kommt es zur Havarie. Ob es Überlebende gab, ist nicht bekannt, denn es sollte 400 Jahre dauern, bis das Wrack wiederentdeckt wird. Heute erzähle ich euch:

Die Geschichte eines Wrackfundes

Februar 2020, Corona ist noch ein dunkles Schauermärchen aus China. In Europa geht alles seinen gewohnten Gang. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt macht eine routinemäßige Überprüfung der Trave mit einer Fächerpilotpeilung. Dabei bemerken sie eine seltsame Anomalie, die sie zunächst markieren. Und dann steht wie Welt plötzlich still. Und es dauert bis zum Sommer nächsten Jahres, bis diese Stelle erneut

Ein Taucher im Wasser über ein Paar Holzplanken

Mittlerweile taucht hier ein archäologisches Forschungsteam
(Bild: © Forschungstaucher Christian Howe).

untersucht wird. Einige Taucher überprüfen, ob es sich bei der Anomalie um etwas handeln könnte, was für die Schifffahrt gefährlich sein könnte. Sie finden ein 400 Jahre altes Schiffswrack. Das ist der Zeitpunkt, an dem Archäologen über den Fund informiert wurden.

Die Erkundung des Wracks

Seit November 2021 ist Dr. Fritz Jürgens mit seinem Team von der CAU Kiel bereits 13-mal zu dem Wrack hinabgetaucht. Sie konnten festellen, es handelt sich um ein Frachtschiff. Es ist typisch ausgestattet, mit viel Lagerfläche und hat keine Waffen. Auch die Wahre ist noch vorhanden. Es handelt sich um Kalk, der als Baumaterial diente. Die Fässer, in denen der Kalk gelagert wurde, sind allerdings schon vergangen,

Die Rekonstruktionszeichnung zeigt ein bauchiges Schiff und halbkugelförmige Waren.

Eine Aktuelle Rekonstruktionszeichnung des Wracks nach derzeitigem Stand der Forschung
(Bild:© Dr. Fritz Jürgens, Uni Kiel).

aber der durch Wasser verhärtete Kalk ist in der Form der Fässer erhalten. Es handelt sich also nicht um ein Luxusgut, sondern um eine durchschnittliche Handelsware, auf einem durchschnittlichen Schiff aus der Zeit der Hanse. Um welche Schiffsform es sich genau handelt, ist dabei noch nicht bekannt gegeben worden. Aber man weiß, es wurde in Kraweelbeplankung gebaut, hatte wenig Tiefgang, war zwischen 25 und 30 m lang und hatte mindestens 1 1/2 Masten.

Was wissen wir über das Schiffsunglück?

Nicht viel. Tatsächlich konnte mithilfe der Dendrochronologie (lese hier, was das ist), die Bauzeit des Schiffes auf ungefähr 1650 datiert werden. Die Hölzer stammen aus Skandinavien und Schleswig-Holstein. Nichts Ungewöhnliches, waren diese Regionen in der Zeit durch Handel doch stark miteinander vernetzt. Aus dem Jahr 1680 gibt es einen Brief des Travevoigts, der bittet, die Fracht von einem gestrandeten Schiff zu entfernen. Möglicherweise handelt es sich um die gleiche Havarie. Aber: ganz gesichert

Ein Siegelabdruckbild, gezeichnet. Zwei Männer in mittelalterlicher Kleidung sitzen auf einem Boot. Dieses hat Segel, die nicht gehisst sind, und Drachenköpfe wie ein Wikingerschiff. Die Wellen sind stark und die Männer rudern.

Schon auf diesem Siegel aus dem Jahr 1280 ist die Bedeutung der Seefahrt für die Hansestadt Lübeck deutlich zu erkennen. Dass es da mehrfach zu Unglücken kam, ist nicht erstaunlich, welches Unglück hier gefunden wurde ist also eine Frage, die man nicht leicht beantworten kann.

ist das nicht. Vermutlich ist dieses Schiff auch nicht gestrandet. Aufgrund der Lageposition kann man sagen, dass es nach Lübeck einfahren wollte, aber wie gelangte es, in 11 m Tiefe, in die Trave? Das derzeit wahrscheinlichste angenommene Szenario ist, dass die Crew eine der schwierigen Untiefen der Trave nicht richtig genommen hat. Also auf den Boden aufgeschlagen ist. Dabei ist möglicherweise ein Leck entstanden. Für einige Zeit war es noch manövrierfähig und ist so dann in sichern Gewässern gesunken.

Und was passiert jetzt mit dem Wrack?

Derzeit wird das Schiff ganz genau begutachtet und vermessen. Es soll erhalten werden, denn ein solcher Fund gibt uns Einblick in das Alltagsleben. Es ist ein alltägliches Verkehrsmittel, mit einer alltäglichen Fracht in der Zeit der Hanse. Eine tolle Perspektive, die neue Forschung und neue Details über dieses Zeitalter verraten kann. Doch der Erhalt gestaltet sich schwierig. Normalerweise ist Holz im Wasser unter

Ein Taucher über dem Wrack, er schweb frei im trüben grünen Wasser.

Das Wasser ist sehr trüb, so ist es schwierig das Schiff richtig zu begutachten. Eine Anstrengende und schwierige Arbeit. (Bild: © Forschungstaucher Christian Howe )

Luftabschluss sehr gut konserviert. Doch an diesem Wrack haben sich Schiffsbohrmuscheln breit gemacht, die es zersetzen. Deswegen überlegt das Kieler Forschungsteam gerade, wie das Schiff geborgen werden kann. Eine Schiffsbergung ist ein kompliziertes Unterfangen – gerade in einem so starken Zersetzungsgrad. Hinzukommt: Eine Konservierung ist ein Projekt, das im Fall eines ganzen Schiffes 10 Jahre dauern kann. Aber in diesem Falle lohnt es sich. Und dann sehen wir das Wrack aus der Trave bestimmt in einem zukünftigen Beitrag wieder.

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Literatur:

https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/113-wrack-trave#

https://aid-magazin.de/2022/07/27/archaeologischer-sensationsfund-in-der-trave/