In den Tiefen der Rocca del Sasso

Auf den Dach von Verucchio steht die Rocca del Sasso, die Felsenburg der Malatesta-Familie. Eine Burg mit einer kleinen und einem Ausblick. Wer Burg und das Museum an einem Tag besichtigt, der muss für beides einmal Eintritt bezahlen. Dieses Angebot sollte man wahrnehmen, denn beide Ausflugsziele sind auf verschiedene Art empfehlenswert, und sie passen in einen schönen Tagesausflug.

Der Burginnenhof mit seiner grünen wiese. Im Hintergrund das Haupthaus der Burg. Es ist aus Grauenstein gebaut, der mit roten Ziegeln durchsetzt ist.Der Himmel ist strahlend Blau über der mittelalterlichen Siedlung, sie kuschelt sich an einen grünen Hügel.

Die Rocca del Sasso, ein Sitz der Malatesta-Familie

Die Rocca del Sasso überragt die gesamte Stadt. Sie wurde auf einem Felsensporn erreichtet und hat daher auch ihren Namen. Von weither ist sie zu sehen, denn sie Überragt die weitläufige Landschaft in richtung Rimini. Bereits seit dem 12ten Jahrhundert beherrschte die Malatesta-Familie, dass zu Füssen liegende Marecchia Talgebiet, von den Bergipfeln herab. Dies stellte einen Machtwiederspruch zum Stadtherrschaftlichen Rimini dar. Und: Sie Montefeltro-Familie dominierte zusätzlich den Oberlauf der Marecchia. Natürlich führte das zu Spannungen, so kam es dazu, dass beide Familien wärend ihrer gesamten Herrschaftszeit erbitterte Feinde blieben. Diese Vergangenheit der Burg, lässt sich bis heute an der Burg über Verucchio erkennen.

Der Blick von einem Grünen Berg aus in ein Grünes Bergieges Hinterland mit Zypressenwäldern.

Ausblick von der Burg in das Marecchia Tal

Einer der Burgtürme wurde bei einem Angriff stark beschädigt, der Rest der Burg konnte nach diesem Angriff weiter benutzt werden. Es wirkt fast so als hätte jemand die Burg aus der Zeit geschnitten, nach diesem Angriff, denn der beschädigte Turm steht in der Burganlage, als wäre der Angriff erst vor wenigen Tagen geschehen und niemand ist bisslang dazu gekommen, den kaputten Tumr wieder zu reparieren oder die Trümmer wegzuräumen.

Ein grob gepflasterer Weg geht steil einen Berg hoch. Am ende des Weges ist ein Tor aus Stein mit einem geöffneten Gitter.

Eingang zur Burganlage

Ein beschwerlicher Aufstieg

Der Aufstieg auf das Plateau auf dem die Rocca del Sasso steht ist gar nicht so einfach. Es ist definitiv kein Ort für High Heels, auch mit festen Schuhen, ist der Aufstieg rutschieg. Doch man wird mit einem wunderschönen Ausblick über das Dorf und das Umland belohnt. Die Schönheit der Stadt aus dieser Perspektive ist atemberaubend und es bedarf nicht mehr viel Phantasie sich die mittelalterliche Lebenswelt in Italien vorzustellen. Der weite Ausblick, zeigt deutlich, welche Funktion die Festung für die Malatesta-Familie hatte.

Die Ausstellung

Eine Kellerwand aus verkalten Bchgeförmigen Katakoben ist mit Roten linien kariert bemalt. Ein Spielzeugtrecker aus Blech

Das Museum in der Burg ist ein wenig skurril. Es handelt sich um eine Art Heimatmuseum, welches hier eingerichtet wurde. Die Ausstellung selbst hat dabei ein merkwürdiges Konzept. Hier wird der Stammbaum der Malatesta-Familie gezeigt, und dort altes Spielzeug. In einem weiteren Raum steht die Skulptur einer Etruskerin bei Textilarbeiten. Es wirkt eher, als hätte jemand mit einem merkwürdig unkoordinierten Sammeltick versucht die Burg zu dekorieren. Teilweise gibt es alte Malereien an den Wänden. Ich vermute es sind Originale. Doch diese bleiben leider hinter der Ausstellung ein wenig zurück, obwohl sie doch die eigentlichen Highlights des Ausstellung sein könnten. An stelle dessen: Bewunderung für Dreiräder, Kinderschreibmaschinen und Spielzeugautos.

Puppenhausmöbel Mit Kühlschrank Herd, und Waschmaschiene Ein LKW aus Blech Eine Dreiradsammlung durch die letzten 2 Jahrhunderte.

Eine Burg ist eine ewige Baustelle

Etwas abseits im Museum befinden sich interessantere Ausstellungstücke versteckt. Modelle der Burg selbst zu verschiedenen Zeiten, in ihren verschiedenen Bauphasen. Man kann sehr viel Zeit damit verbringen, sich die einzelnen Bauphase zu vergegenwärtigen. Auseinandersetzungen und Modernisierungen haben die Rocca del Sasso in ihrer heutigen Form massiv geprägt.Modell einer frühen Bauphase der Rocca del Sasso, der Burg von Verucchio. Sie hat nur einen Steinturm, und einen Holzturm auf dem Bergrücken.Rocca Malatestiana di Verucchio genannt wird. Diese ermächtigte sich zeitweilig riesigen Ländereien in Italien. Im 14ten Jahrhundert erlangten sie die Herrschaft über Rimini und dehnten dann ihr Herrschaftsgebiet über die Toskana, und im Süden ganz bis nach Cesena aus. Die Rocca del Sasso in Verucchio bei Rimini in der zweiten Bauphase. Die Burg hat zwei Türme, die aus Stein gebaut sind, mit Pilzförmigen Holzaufbauten.Doch selbst in der größten Blütezeit dieser Herrschaftsdynastie, blieb ihnen ihr Antagonist die Montefeltro-Familie in direkter Nachbarschaft erhalten. In der Umgebung von Verruchio gab es von daher viele feste und mobile Verteidigungspunkte, welche heute aus dem Landschaftsbild weitestgehend verschwunden sind. Die Rocca del Sasso ist einer der letzten Orte dieser Zeit, die Heute noch gut zu erkennen sind. Die Festung für die Familie Malatesta allerdings im Jahre 1462 nach einer zermürbenden Belagerung verloren. Sigismundo Malatesta bemerkte hierbei die List von Fedrico da Montefeltro zu spät, bei der dieser seine gut getarnten Truppen quasi unsichtbar den Berg hochklettern ließ. Sigismundo verlor in der Rivalität mit der Montefeltro-Familie große Teile seiner Ländereien, und wurde nach einer Schmutzkampagne die ihn als Gottlosen Renaissance Herrscher brandmarkte exkommuniziert.Die Dritte Bauphase der Rocca del Sasso, der Burg von Verrucchio. Die Burg hat starke Mauern und drei Türme.Wen dieses Thema interessiert, der kann noch mehr über die Malatesta-Familie und ihre Festungen in „Malatestianische Burgen und Kastelle“ nachlesen.Die Rocca del Sasso nach Bauphasen. Ein Modell mit untrschiedlichen Farben. Die Türme sind in der Reihenfolge in der sie Gebaut wurden von Rot nach Grün markiert.

Das trügerische Mittelalteridyll

Ein altes Fenster mit einem Spitzbogen. Das Fenster besteh aus vielen Rechteckiegen Scheiben, die mit Bleiverbindungen zu einem Großen Fenster zusammengesetzt sind in einem Spitzbogen. Die Aussicht dahinter geht weithin in Grüne.

Fenster in. Der Haupthalle

Wenn man die Burg heute besichtigt, so wirkt alles wie ein unglaubliches Idyll. Dabei zeichnet sich die Burg gerade durch die Bauphasen und Angriffsspuren als typisch für eine Burg der Malatesta-Familie aus. Sie wurde in ihrer Geschichte ständig erneuert, und umgebaut. Es ging darum, eine möglichst sichere Festung zu haben und diese möglichst Verteidigungsstark und Kriegsbereit zu halten. So war alles an diesem Ort auf Funktionalität getrimmt. Die vermeintliche Mittelalterliche Idylle, die man hier zu sehen glaubt, es gab sie nicht. Vielmehr waren alle Kriegsbauten in dieser Umgebung bis ins Ende des 15ten Jahrhundert hinein Bestandteil eines Hochsicherheits-Verteidigungsringes. Dabei hatte Verucchio eine Sonderstellung innerhalb dieser Festungen, denn der Ort galt als die Wiege der Malatestas, auch zur Zeit ihrer Herrschaft über Rimini. Das alltägliche Burgleben war also geprägt von vor allem gewalttätigen Konflikten. Das Leben hier war nicht endspannt, sondern militärisch durchgetaktet. Die Gebäudeform ist nicht romantisch sondern nach Funktion gestalltet. So kann man den Lebenstil der Malatestas umschreiben.

Der alte Treppenaufgang zur Rocca del Sasso

Der Steile Burgaufgang von Oben. Steil schlängelt sich die Treppe hoch, es scheint wirklich gefährlich zu sein diese Treppen zu gehen.

Schade! Der alte Burgaufgang verfällt langsam!

Auf den Modellen mit den Bauphase ist deutlich zu erkennen, dass es ursprünglich einen anderen Aufgang zur Rocca del Sasso gegeben haben muss. Den kann man heute leider nicht betreten, aber man kann ihn nach einiger Suche sehen. Hinter der großen Haupthalle der Burg führt der Weg auf eine Terrasse, die einen Blick weithin in das Land zulässt. Der alte Wehaufgang ist stark eingewachsen. Zugegeben, ich würde genau diesen Weg trotzdem gerne einmal emporklettern. Doch die alte Treppe wirkt lebensgefährlich und ist vermutlich nicht ohne Grund gesperrt. Schade, mit ein wenig mehr Pflege könnte dieser Wehraufgang ein Highlight sein – denn ich vermute ich bin nicht die einzige Verrückte, die hier einmal gerne Hochkraxeln würde. Und dabei ist sie auch ein gutes Symbol für eine beschwerliche Lebensrealität im Mittelalter. Denn auf dieser Treppe auch nur die Gegenstände für den täglichen Bedarf zu transportieren muss ein Knochenakt gewesen sein.

Der Turm

Ausblick dur eich Turmfenser der Rocca del Sasso in Verucchio. Die Aussicht reich bis zum Mittelmeer. Dazwischen liegen fruchtbare Felder.

Ausblick aus einem der Turmfenster

Der Aufstieg auf den Burgturm hingegen ist möglich. Zwar ist dieser Bereich der Burg nicht ganz so erkenntnisreich, doch mit jedem Stockwerk wird die Aussicht großartiger, und die Luft kälter. Man kan versuchen, dass mit Fotos einzufangen, aber die Aussicht ist so gewaltig, dass auf Fotos alles irgendwie merkwürdig winzig aussieht. Man kann es mit Bildern also kaum erfassen. Oben angekommen, bin ich fast ein wenig enttäuscht, dass ich nicht noch höher klettern kann. Interessant ist: Aus den kleinen Fenstern ist die Sichtachse zu den umliegenden Berggipfeln zu sehen, welche einst ebenfalls Bestandteil der örtlichen Verteidigungsstrategie gewesen sind, auf denen einmal noch viel mehr Festungen standen.

Ein unerwartetes Abenteuer

Bei dem alten zerfallen Turm gibt es einen kleinen Eingang, welcher in einen beleuchteten Raum führt. Es gibt keine Erklärungstafeln, aber alles wirkt ein bisschen wie ein alte Gefängniszelle. Auch wenn ich eher vermute, dass es sich um ein altes Magazin handelt. Eine gruselige, und irgendwie ungleich authentische Atmosphäre geht von diesem Ort aus, welcher sich leider nicht selbst erklärt.

Das Magazin der Burg Rocca del Sasso. Es sieht ein bisschen aus wie ein Verließ, mit einer eingemauerten Wand, und einer schweren eisernen Kette, in dem Halbrunden Gewölbekellerraum.

Bei meinem Besuch ist mir dann noch etwas Miss Jones typisches passiert: Als ich wieder aus diesem eingentiefen Raum heraus kam, war da noch eine weitere Treppe. Und die bin ich dann hinuntergestiegen, um eine unglaubliche Dunkelheit zu finden. Immer tiefer und tiefer in den Berg hinein. Aber: ich war viel zu neugierig um umzudrehen. Die Hand ist vor den Augen war nicht zu sehen. Irgendwann fragte ich mich dann, wo ich war, und wie ich dahin gekommen bin. Plötzlich fand ich dann einen Lichtstrahl. Es war garnicht mehr so einfach sie fortzubewegen, denn der Boden war stellenweise rutschig. So war recht ich froh endlich halbwegs sehen zu können wohin meine Füße treten. Als ich dort hin geklettert bin, wo das Licht herkam musste ich feststellen, dass es sich um eine kleines schießschartenartiges Fenster handelt. Davor  ein Weg und einen Busch. Aber ich hatte nicht den blassesten Schimmer wo ich war.

Schaden an dem Kaputten Burgturm der Rocca Del Sasso. Schaden an dem Kaputten Burgturm der Rocca Del Sasso.

Schließlich entchloss ich mich umzukehren, in der Hoffnung mich nicht vollständig in der Dunkelheit zu verlieren. Ein paar mal bin ich irgendwo gegen gelaufen, hab mich gestossen, weil ich absolut nichts erkennen konnte, rutschte fast aus, hielt mich an Steinen fest, die ich nicht sehen konnte und nur durch das Gefühl in meiner Hand wusste ich – das ist ja ein Stein. “Warum bin ich hier überhaupt her gekommen? Und wie bin ich hier überhaupt her gekommen frage ich mich nach einiger Zeit.” Die bemerkte die Stufen unter mir müssen die sein, die ich vorhin herunter gegangen bin. Irgendwann wird die erbarmungslose Dunkelheit etwas heller. Ich hab den Ausgang gefunden. Das Sonnenlicht erschlägt mich fast. Der Eingang durch den ich herein gekommen bin ist jetzt abgesperrt. Ich kletterte über die Absperrung, die nicht da war als ich gekommen bin und bin froh mich selbst wieder gefunden zuhaben.

Ein Burgberg wie ein Schweizer Käse

Später lese ich nach: Der Burgberg ist durchzogen, mit großen Unterkellerungen die durch Ausgrabungen zu Tage gefördert wurden. Diese stammen vmtl. aus dem 12ten Jahrhundert. Der Weg, der in dem eckigen Turm vor dem Fenster endete, ist dabei vermutlich eine Notfallversorgungsweg gewesen. Die Bauart des polygonen Turmes ist dabei typisch für Festungsanlagen des 12ten Jahrhunderts in dieser Region, die Bauart unterscheidet sch also beispielsweise von der, der gleichzeitig errichteten Scalinger-Burg in Sirmione. Die Unterkellerung diente also kriegswichtigen Versorgungen, oder auch Versorgungsmaßnahmen für Belagerungen. Es wird vermutet, dass ein Teil der Burgunterkellerung aus der Zeit von Sigismundo stammt, der sich so auf Belagerungen vorbereiten wollte.

Ein 8-eckiger Turm, der zylinderförmig ist, es ist einer der äußeren Burgtürme der Rocca del Sasso. Er ist Grau, mit roten Ziegelsteinen an den Kannten gemauert, was einen schönen Ziereffekt hat. Es gibt eine kleine Schiesscharte an dem Turm, die gut versteckt ist.

Turm aus dem 12ten Jahrhundert mit kleiner Schiessscharte.

Weitere Bilder findet ihr in der Galerie

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8 Gedanken zu „In den Tiefen der Rocca del Sasso

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