Das Barocke Taxi

Barocke Fürsten und Edelleute machten sie Salonfähig. Die Sänfte. Das Verkehrsmittel ist zwar schon in antiken Kulturen bekannt gewesen, aber im 18. Jahrhundert erlebte der Tragekasten für Menschen in Europa einen plötzlichen Boom. Handelte es sich zunächst um einen Verkehrsmittel der absoluten Oberklasse, wurde schnell in vielen Städten Europas eine Art Sänften-ÖNVP eingerichtet. Doch dieser wurde nicht überall gleich akzeptiert. So ist bekannt, dass die Nürnberger anfangs vorbei laufende Sänften mit Kot bewarfen, um so dagegen zu revoltieren, das der Mensch zum Esel gemacht wird. Es war der Betreiber der Sänftenvermietung höchst selbst der sich in dieser Zeit als einziger durch die Straßen tragen ließ. Den Londonern gelang es durch einen Boykott dieses Verkehrsmittels diese Mode in ihrer Stadt ganz zu verhindern. In anderen Städten dienten die Arbeitsplätze die für Sänftenträger entstanden waren wiederum als Überbrückung, da diese Aufgabe keine Ausbildung erforderte, konnte sie von Hugenotten, die nach Deutschland geflüchtet waren, aber die Sprache nicht konnten, übernommen werden.

Die hier gezeigt Säfte stammt aus Italien und war vermutlich wirklich einer Adelsfamilie vorbehalten. Heute steht sie im Museum in der Rocca del Sasso.

Ganz anders sah es z.B. wiederum in Wien aus. Der Trageservice, welcher bestimmten Gruppen wie Ausländern und Juden verboten gewesen ist, war hier sehr beliebt. Die Sesselträger, in dieser Stadt meist raue Kerle ohne eine gute Bildung, wahren wiederum sehr unbeliebt. Hier waren Sänften vermutlich am längsten ein beliebtes Verkehrsmittel und zwar bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. In anderen Städten Europas eppte dieser Boom schon nach 50 Jahren ab. Zwar konnte man sich kostengünstig durch das einwerfen einiger Münzen in einen Kasten den der fordere Sänftenträger um den Bauch geschnallt hatte von Ort zu Ort tragen lassen, ohne, das eine kostbare Abendgarderobe beschmutzt wurde, aber die allermeisten Fahrgäste bedienten sich vmtl. nur ein einziges mal dieses Verkehrsmittels, einzig und allein um ihre Neugierde zu befriedigen. Schließlich löste die Droschke die Sänfte ab.

Literatur:

Weigl, Bernhard, Tragen und getragen Werden – Die Sänfte als öffentliches Verkehrsmittel – Geschichte. Konstruktion, Nachbau, Berlin 2014.

http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/57/html/3928.htm

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/andere-zeiten-andere-berufe-der-sesseltraeger/1599042.html

https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=8851&edit=0

https://www.mdr.de/zeitreise/saenfte-oepnv-dresden-100.html

 

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