Desenzano, ein Spaziergang durch die Zeiten

Ich liebe Desenzano. Der Grund liegt dabei weniger in der Archäologie oder Geschichte des Ortes, sondern viel mehr an der Tatsache, dass das der Ort ist, an dem ich die erste Pizza meines Lebens gegessen habe. Und seit diesem Tag liebe ich Pizza.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als kleines Mädchen nie verstehen konnte, was Menschen an einem Gericht finden, auf dem ein glibbriger gelber Belag ist, welcher sich scheinbar unendlich in die Länge zieht. Aber in Desenzano war das anders. Ich war etwa 10 Jahre alt, und lief mit meinen Eltern durch die alten Straßenzüge. Wir sahen uns um, und genossen die Gerüche und das mediterrane Flair des Ortes.

Eine Stadt mit einer langen Geschichte

Desenzano ist eine sehr alte Stadt. Gebäude verschiedener Epochen reihen sich aneinander. Hier Überreste von den Römern, und dort ein bisschen Mittelalter. Ihre frühste Besiedlung stammt wie in Pesciera aus der Bronzezeit. Pfahlbauten der Poladakultur wurden hier gefunden, die denen der Rekonstruktionen am Ledrosee sehr ähnlich gewesen sein müssen. Heute ist die lange Geschichte Desenzanos nicht vergessen. Sie scheint einen eher an jeder Straßenecke an zulächeln. Die Stadt ist historisch gewachsen. Gebäude und Anlagen verschiedener Epochen reihen sich aneinander. Der alte Hafen von Desenzano hat dabei ein ganz besonderes Flair.

Eine kleine Gasse mit rosa Häusern links und rechts. Der Boden ist unregelmäßieg gepflastert. Die Gebäude wachsen in Bögen über der Strasse zusammen. Eine Sehr Enge Gasse bei nacht. Die Häuser links und rechts sind dunkel, am Boden ist pflasterstein und eine Treppe zieht sich zwischen den häusern durch, die so dich beeinander stehen, das gerde eine Persohn hindurch laufen kann. Die Ganze Szenerie wird von einer einzigen Strassenlaterne beleuchtet.

Der Hafen ist mein Ziel zwischen den kleinen Gassen. Die Orte meiner Kindheit finde ich immer wieder in Form von Straßenecken und Häusern, die ich wieder erkenne. Ein Spielzeugladen ist immer noch an der gleichen Stelle an der ich damals meine Nase an der Schaufensterscheibe platt drückte. Dann erinnere mich daran, wie ich damals dort lang lief, bis mich irgendwann dieser unglaublich lockende Duft von Oregano anzog. Ich suche diesen Duft, und tatsächlich steigt er mir wieder in die Nase. Doch alles sieht anders aus. Sehr touristisch. Desenzano hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter entwickelt, die Straßen sind unglaublich voll. Viele Häuser wurden in der Zwischenzeit renoviert und restauriert. Als ich meine alte Pizzeria gefunden habe bin ich erstaunt, denn es gibt sie immer noch.

Ein Hafenbecken mit stillem wasser in dem sich alles was man sieht spiegelt. Es sind kleine moterbppte im Hafen, eine winzige Brücke ist zu sehen unter der nur Gondeln durchpassen.

Das alte Hafenbecken von Desenzano. Die Brücke im Hintergrund ist die Verbindungsstelle zum Gardasee.

Das kleine Hafenidyll

Frisch gestärkt mache ich mich auf, mir den Hafen anzusehen. Das Hafenbecken ist nur an einer schmale Stelle mit einer niedrigen Brücke mit dem Gardasee verbunden. Die Stadt kuschelt sich um das Hafenbecken herum und ein alter Marktplatz, die Piazza Malvezzi, befindet sich gegenüber der Wasserseite. Die kleine Brücke verhindert, dass große Schiffe in den Hafen einfahren. Hier reihen deswegen nur Gondeln und kleine Motorboote aneinander und unterstreichen das mittelalterliche Flair des Hafens. Für größere Schiffe wurde später ein weiterer Hafen mit einer langen Mole und einem Leuchtturm gebaut. Von hier aus kann man bis zu der Halbinsel Sirmione sehen, wo bereits zu der Zeit der Römer die Grotten des Catull standen.

Ein platz auf dem rechts ein Gebäude das nur aus bögen besteht zu sehen ist, links befinden sich Wohnhäuser. in der mitte eine Heiligenstatue und im Hintergrund ein Hafenbecken.

Die Piazza Malvezzi, der mittelalterliche Marktplatz von Desenzano.

Ich gehe zurück zu dem alten Hafen, und sehe mir alles, von der kleinen Brücke die das Hafenbecken vom See trennt aus an. Den Hafenrand zieren Häuser mit dem Flair eines mediterranen Handelsplatzes. Die Loggien der wohlhabenderen Einwohner, des Desenzanos des 15ten Jahrhunderts, prägen ein Bild, dass zu weilen Römisch wirkt. Und dennoch ist alles eher schlicht gehalten. Es ist deutlich zu sehen, dass es sich hier im Mittelalter um einen Handelsplatz handelte. Die Lebendigkeit der venezianischen Architektur ist bis heute im Lebensgefühl auf den Straßen zu spüren.

ein kleines hafenbecken mit vielen motorbooten, das ganz schwarzes glattes Wasser hat in dem sich alles spiegelt. Das Becke ist umrahmt mit alten gebäuden und Lichtern.

Das kleine Hafenbecken ist gesäumt von Häusern welche in dieser Zeit erbaut worden sind. Bereits 1274 wird hier eine Hafenanlage erwähnt. Ab dem frühen 15ten Jahrhundert war Desenzano unter venezianische Herrschaft geraten. In folge dessen wurde das Hafenbecken, in der Form in der es heute bekannt ist gebaut. Durch diesen Hafen blühte die Stadt als Handelszentrum auf. Weizen war eines der Haupthandelsgüter auf dem kleinen Platz hinter dem Hafen. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt der Magnifica Patria beigetreten, einem Handelsbund zwischen einzelnen Orten am Gardasee. Dies, und die Tatsache das Desenzano ein Verbindungsknoten zwischen den Händlern Venedigs und der Lombardei war, trieb den Wirtschaftlichen aufstieg der Stadt voran.

Was vom alten Reichtum bleibt

Zusehen ist dieser bescheidene Reichtum noch heute bei der Betrachtung der Architektur am Hafen. Auch wenn die alten Laubengänge heute zu Restaurants umgebaut sind, ist die Grundstruktur der Handelshäuser noch gut zu erkennen. Sie wurden zum Teil noch im 16ten Jahrhundert errichtet, und dienten auch als Speicher für verschiedene Handelswahren. Laubengänge dienten dazu, den Handel auch bei schlechten Wetter führen zu können. In Bern wurde in der gleichen Zeit die gesamte Innenstadt mit Arkaden erreichtet, fällt mir bei der Betrachtung auf. Der Austausch für Ideen wie zum Beispiel in der Architektur und der von Handelswaren über die Alpen, wurde durch einen Hafen wie Desenzano überhaupt erst möglich. Von hier aus wurden die Wahren nach Norden verschifft, und von Riva aus über die Alpen gebracht. Dieser Handel sorgte nicht nur für die Blüte der Stadt, sondern war auch ein Motor für Endwicklungen.

Eine Häuserreihe hinter einem Hafenbecken. Im Ersten Stpck haben die Häuser bogenförmiege Eingänge.

Heute sind Restaurants in den alten Laubengängen untergebracht.

Die venezianische Blüte hielt in Desenzano bis zur Eroberung der Stadt durch Napoleon 1796 an. Kurz darauf fiel das Gebiet in die Hände Österreichs, und der Handelsplatz verlor seine Bedeutung. Doch bis heute findet am Dienstag der Markttag statt, der die Stadt einst groß gemacht hat. Heute floriert in Desenzano vor allem der Tourismus. Ich bin wie immer außerhalb der Touristensaison unterwegs, und muss feststellen, dass es in dieser Stadt vmtl. kein außerhalb der Saison gibt. Von allen Seiten ist die Stadt überlaufen, und ich brauche oftmals lange bis ich ein Foto schießen kann, bei dem mir keiner ins Bild gelaufen ist. Und trotzdem sind die Gassen die an den Stadtplatz münden und die Architekturen aus verschiedensten Epochen der Stadt geprägt von einer unglaublichen und authentischen Schönheit, welche es nur in Orten gibt, die historisch so daher gewachsen sind, wie der Zahn der Zeit sie einfach schuf. Und ich kann nur empfehlen ein bisschen Touristengedränge in kauf zu nehmen, um sich den Hafen einmal in Ruhe anzusehen.

 

Das Hafenbecken im Dunkeln. Alles ist hell gelb-orange erleuchtet. am hefanbecken ist eine riesen Feier.

Am Abend beginnt der Hafen erst richtig zu leben.

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8 Gedanken zu „Desenzano, ein Spaziergang durch die Zeiten

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  4. Komisch. Als wären es meine Gedanken. 😉
    Nur ersetze ich beim Lesen die ganze Zeit “Pizza” durch “Canneloni” und Desenzano durch Bellinzona (am Lago Maggiore)…

    Aber genau so fühlte und fühle ich auch! Noch heute kann ich mich an jedes Detail in der Tratoria erinnern: Die rot-karierte Decke, die resolute Matrona, meine (sprach-)hilflosen Eltern und ihre Bekannten, der Geruch des “ragù” und des Käses, die fremdsprachigen Gesprächsfetzen am Tresen…
    (Am nächsten Tag aß ich mein erstes original italienisches – mit einem Spatel gewischtes – Eis aus der Waffel.)

    Ich liebe Italien und die italienische Küche! 🙂

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