An diesem Wochenende tanzte der CSD durch die Stadt. Das ist der Moment, wo ein Blick in die Archäologie geworfen werden sollte. Denn: Immer noch gibt es Leute, die etwas von der Homolobby faseln und davon, dass queere Sexualitäten eine neue Erfindung seien. Doch falsch gedacht! Es gibt immer wieder Nachweise dafür, dass es Sexualitäten, die nicht Heterosexuell sind (Nichts anders ist mit Queer gemeint), schon sehr lange gibt. Dazu passt eine Frage, die mir eine Leserin gestellt hat:
War Julius Caesar schwul?
Über Gaius Juluis Caesar ist beispielsweise überliefert, dass seine Soldaten sich über seine sexuellen Vorlieben belustigten. Es gibt sogar ein satirisches Gedicht, dass uns überliefert ist. Es stammt von dem bekannten römischen Dichter Catull, einem Zeitgenossen Caesars, nach dem auch die Grotten des Catull benannt wurden. Es lautet: “Gallias Caesar subegit, Nicomedes Caesarem”; das heißt übersetzt: Caesar bezwang Gallien, Nikomendes den Caesar. Gemeint ist damit, dass Nikomedes, der König von Bithynien, beim Sex mit Caesar den aktiven Part eingenommen hatte. In der römischen Gesellschaft war das ein kleiner Skandal. Vielleicht ist dies aber auch nur eine Überspitzung, da Nikomedes sein Königreich dem römischen Reich überließ. Klar wird allerdings, ob diese Witzeleien auf Tatsachen fußen oder nicht, Homosexualität war in der Antike bereits bekannt.
Aber die Gerüchte um Ceasar entzündete sich nicht aufgrund einer generellen Herabwürdigung der Homosexualität, sondern aufgrund der Art und Weise wie die römische Gesellschaft ihre Geschlechtergrenzen dachte. Für sie war der aktive Part in der Sexualität gleichzusetzen mit Männlichkeit, der passive Part mit Weiblichkeit. Die Menschen in der römischen Antike, dachten sich Geschlechterkonzepte und Sexualitäten in anderer Weise und hatten auch andere Worte dafür. Caesar hatte sich mit dieser Liebschaft, egal ob es Gerüchten entspricht, oder die Quellen auf Tatsachen fundieren, zur Frau gemacht. Dies rief bei seinen Soldaten Witzeleien und Kopfschütteln hervor. Tatsächlich sind aber auch Beziehungen von Caesar zu Frauen bekannt. Deswegen ist es schwierig ihn als Homosexuell zu bezeichnen, da er offenbar Liebesbeziehungen zu Menschen von mindestens einem Geschlecht pflegte, mehr aber durchaus möglich sind. Würde er heute leben, könnte es sein, dass er sich ganz einfach als Queer bezeichnen würde. Wirklich klären können wir das aber nicht.
Literatur:
Ashmore, Molly Ashmore, Rape Culture in Ancient Rome, Classics Honors Papers, Connecticut 2015.
Hupperts, Charles Hupperts, zwischen Matronen und Huren – Sexualität bei den Römern. In: 100.000 Jahre Sex – Über Liebe. Fruchtbarkeit und Wollust. Vincent T. van Vilsteren u. Rainer-Maria Weiss (Hrsg.), Zwolle 2004.
Laabs, Lesben. Schwule. Standesamt. – Die Debatte um die Homoehe, Berlin 1991.
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