Malia – Ein Fest für das Getreide?

Wer den Palast von Malia besichtigt, der betritt alte Pfade. Der Weg ist noch genau so gepflastert wie in der Bronzezeit. Er erstreckt sich über knapp 100 m und ist dabei 20 m breit. Es handelt sich um den Palastvorhof einer minoische Palastanlage, die direkt von einer Siedlung umgeben war. Der als Westhof bezeichnete gepflasterte Bereich lag direkt vor dem Palast. Man musste hier entlang laufen, wenn man den Haupthof des Palastes über den Haupteingang im Norden betreten wollte. Vorbei an einer repräsentativen Fassade, die da Lag wo heute die Ruinen von Malia stehen. In der Zeit der Minoer war dieser Außenhof des Palastes ein Teil des Straßennetzes der umgebenen Siedlung. Erhöhte Gehsteige, die direkt an der Fassade entlang führten, sind erhalten. Die Wege verliefen direkt zum Getreidespeicher des Palastes.

Im Hintergrund blaue Berge, im Vordergrund die Ruinen des Palastes von Malia. Die Ruienen sind leicht rötlich. Vor ihnen verläuft ein Gepflasterter weg, der leicht vergangen ist. Zwischen den Pflastersteinen liegt roter Sand.

Die Wegpflasterung Westlich des Palastes von Malia ist zum Teil bis heute erhalten.

Das gesamte Areal dieses Außenhofes konnte in seiner genauen Abgrenzung archäologisch nie erfasst werden. Es wird aber davon ausgegangen, dass er einen Interaktionsradius von 2550 m² hatte. Es konnten sich hier also 5 – 10.000 Menschen aufhalten. Das sind mehr Menschen als in der Siedlung Malia gelebt haben. Darüber wie dieser riesige Platz genutzt wurde, gibt es verschiedene Auffassungen. Einerseits ist es gut möglich, dass es sich hier um einen Weg handelt der für repräsentative Prozessionen genutzt wurde. Die erhöhten Gehwege könnten so erklärt werden. Allerdings ist der Palast von Malia, nicht wie andere Paläste der Minoer mit aufwendigen Wandmalereien verziert gewesen. Die Palastfassade ist dazu also im Vergleich sehr schlicht gestaltet gewesen, was gegen eine solche repräsentative Nutzung spricht. Allerdings ist der gesamte Palast eher ein ländlicher Bau. Andererseits könnte es sich auch um einen Zufahrstweg gehandelt haben, da sich an der Westfassade der einzige Eingang zu dem Getreidespeicher befindet. Jeder Mensch der abgeben, oder es vielleicht auch ausgeteilt bekam musste hier lang laufen. Aufgrund der Größe, aber auch des Bezuges zum Getreide, wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass es hier Feste gegeben hat, die einen agrarischen Charakter hatten. Vielleicht haben die Menschen in der Zeit zwischen 1700 v. Chr. und 1450 v. Chr. also so eine Art Erntedankfest gefeiert.

Literatur:

Yasemin Leylek, Öffentliche Räume in der Minoischen Kultur – Eine transdisziplinäre Studie der öffentlichen Sphäre und sozialen Interaktion in der Bronzezeit, Heidelberg 2012.

Malia

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