Ein Buch über Hamburg – Oder was ich mir von populärwissenschaftlicher Literatur wünsche

Vor kurzem war ich, im Rahmen meines Museumsmanagements Studiums, zu Gast im Museum für Hamburgische Geschichte. Wir Student*innen wurden sehr nett empfangen, mit Kaffee und Keksen und alle unsere neugierigen Fragen zur Arbeit in der Museumswelt wurden beantwortet. Nachdem wir die freundliche Diskussion beendet hatten, begab ich mich noch in den Museumsshop. Dort fiel mir ein Buch in die Hände, dass bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. „HAMMABURG – Wie alles begann“ herausgegeben von Rainer-Maria Weiss erweckte meine Aufmerksamkeit und steht bei mir seit dem im Regal.

Das Buchcover. Es ist Gelb und es ist das Hamburger Stadtwappen zu sehen.

Tatsächlich hat dieses Buch viel, von dem, was ich mir unter einer guten populärwissenschaftlichen Publikation vorstelle und ich möchte es allen ans Herz legen, die sich entweder für die Anfänge der Stadt Hamburg interessieren, oder aber eine Inspiration suchen, wie sie ihre eigene populärwissenschaftliche Publikation gestalten möchten.

Die Gestaltung

Das ganze Buch ist in einfacher, leicht verständlicher Sprache gehalten, die in kurzen Absätzen erklären, wie sich die Anfangszeit Hamburgs vermutlich ereignet hat. Die Qualität der Bebilderung ist dabei sehr hoch und es fehlt auch nicht an Kartenmaterial, um sich die räumlichen Gegebenheiten vorstellen zu können. Zahlreiche archäologische Funde werden gezeigt und in kurzen Texten erklärt, welche wiederum leicht verständlich geschrieben sind, aber dennoch in einem Stil, der auch Archäologienerds anspricht und ihnen auf Augenhöhe begegnet.

Dreidimensionale Computeranimationen, die in Luftbilder des heutigen Stadtbildes hineinprojiziert wurden, machen es für jeden leicht verständlich, wie man sich, das Frühmittelalterliche Hamburg vorstellen kann. Diese Animationen sind auffallend professionell gemacht. Ein einziger Wermutstropfen ist, dass diese Rekonstruktion zum Teil auf Interpretation basiert und Teile der Stadt dargestellt sind, die insoweit gar nicht untersucht sind, bzw., dass die dargestellten Hausbauweisen nicht mit den mir bekannten Befunden übereinstimmen. Es werden zwar verschiedene mittelalterliche Haustypen gezeigt, was ich sehr positiv finde, weil dies auch mit den Funden in der Hamburger Innenstadt übereinstimmt, doch sind die dargestellten Häuser sehr wenig variabel zueinander. Und stimmen zum Teil nicht mit dem Wissen, dass ich mir über das frühmittelalterliche Hamburg angelesen habe überein. Dennoch kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der sich eine grobe Vorstellung vom Frühmittelalterlichen Hamburg machen möchte.

Pro und Contra, statt schulmeisterliche Zeigefingermentalität

Besonders positiv ist mir an diesem Buch aufgefallen, dass es immer wieder Seiten gibt, in denen Pro und Contra Listen aufgeführt werden, an deren Ende ein Fazit steht. Das ist eine einfache und effektive Art zu demonstrieren, dass Archäologie immer auch Interpretation ist und das derzeitige Fazit ein Ergebnis des aktuellen Kenntnisstandes. Es zeigt, dass Wissenschaft das Ergebnis der Diskussion ist und das auf sehr leicht verständliche Art und Weise.

Darstellungen, die dies aufzeigen, sind mir in populärwissenschaftlichen Publikationen zu selten vertreten. So werden oftmals vermeintliche Fakten der Öffentlichkeit präsentiert und die Leser*innen fühlen sich vor den Kopf gestoßen, wenn plötzlich Widersprüche auftreten. Die Darstellung in diesem Buch hat mich in dieser Hinsicht sosehr begeistert, dass ich es euch unbedingt Empfehlen wollte. Denn die Darstellung der Wissenschaft als Stand der derzeitigen Erkenntnisse und Argumentationen ist wirklich gelungen.

Und wer sich jetzt noch ein Negativbeispiel für Populärwissenschaftliche Literatur ansehen will, dem möchte ich empfehlen mal bei Kristin Oswald vorbeizusehen!

3 Gedanken zu „Ein Buch über Hamburg – Oder was ich mir von populärwissenschaftlicher Literatur wünsche

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