1405 brannte Bern nieder. In der Folgezeit wurde die Stadt wieder aufgebaut, und dabei entstanden zahlreiche wirklich sehenswerte Brunnenanlagen. Sie sind geschmückt mit farbenprächtigen Renaissance Figuren. Zum Beispiel der Läuferbrunnen mit einer lebensgroßen Figur. Sie zeigt einen Läufer mit einem Standesschild, der in den Farben seines Standes gekleidet ist. Neben ihm ist ein kleiner Bär abgebildet, das Wappentier der Stadt. Auf diese Art wurden Amtsträger der Stadt Bern in ihrer Bedeutung besonders gewürdigt. Und Läufer, welche die Aufgabe hatten, wichtige Dokumente zu überbringen, waren solche Amtsträger. Eine Idee besagt sogar, dass die Möglichkeit besteht, dass es sich um eine exakte Abbildung des Stadtläufers Lerber handelt, der zu besonderen Ehren seines Standes gekommen war. Allerdings ist die Figur wenige Jahrzehnte älter, als der berühmte Stadtläufer. Die Aufgabe des Stadtläufers war für die Kommunikation dieser Zeit unverzichtbar. Der Beruf ist zwar heute verschwunden, aber in einer Zeit lange vor der Erfindung des Internets, und sogar noch bevor es in Bern eine Post gab, waren Läufer unverzichtbare Bestandteile der Kommunikation.
Leider ist bei diesem Brunnen weder bekannt, wer dieses Kunstwerk geschaffen hat, noch wann genau er hergestellt wurde. Kunsthistorisch wird aber davon ausgegangen, dass diese schöne Figur aus der Zeit zwischen 1542 und 1546 stammt. Stilistisch wird er der Werkstatt von Hans Gieng zugeordnet. Gesichert ist hingegen, dass er in der Zeit um 1666 und 1667 das erste Mal renoviert werden musste. Und bei einer dieser frühen Renovierungen wurde die gesamte Figur des Brunnens komplett weiß übermalt. Dies war damals der gängige Umgang der Berner mit ihrem skulpturenreichen Kulturerbe aus der Renaissance. Das originale Brunnenbecken gibt es mittlerweile nicht mehr. 1862 musste es Vollständig ausgetauscht werden. Der Zahn der Zeit, und das stetig fließende Wasser, hatten ihre Spuren hinterlassen. Seit dem hat der Brunnen ein ovales Becken. Eine Ideale Badewanne für die Waschfrauen der Stadt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gibt es Bilder, die Frauen zeigen, die hier Wäsche waschen. Im Zuge einer Renovierung stellte ein Maler namens Schlatter die ursprüngliche Farbenpracht der Figur wieder her. Die Entscheidung die Läuferskulptur möglichst in der Bemalung zu restaurieren, in der sie ursprünglich einmal hergestellt wurde, war eine eigenmächtige Entscheidung dieses Handwerkers. Das bedeutet: Das wir heute die ganze Pracht dieses Brunnens sehen können, verdanken wir einem eigensinnigen Maler, der einfach gemacht hat, was er wollte.
Auch der Standort des Läuferbrunnes wurde in seiner langen Geschichte immer wieder verändert. Ursprünglich stand er auf einem Platz direkt bei einer Zufahrt zur Stadt. Doch diese Art der Stadtbefestigung wurde zwischen 1625 und 1634 umgebaut, sodass der Brunnen das erste Mal versetzt wurde. 1827 gelangte er an den heutigen Standort. Zur Einweihung dieses neuen Ortes wurde damals eine Kastanie in der Umgebung des Brunnens gepflanzt. Der prächtige Baum bringt allerdings auch Nachteile. So musste der Brunnenuntergrund 2011 saniert werden, da das Wurzelwerk der Kastanie begann ungünstig in den Brunnen zu wuchern und ihn zu zerstören.
Literatur:
Friedrich Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters: Grundrisslexikon, Würzburg 1994.
https://biblio.unibe.ch/digibern/kunstdenkmaeler_der_schweiz_band_01.pdf
https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/laeuferbrunnen-wird-saniert/story/13340696
http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=235232
http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=107829
https://www.journal-b.ch/de/082013/alltag/2071/Ein-fast-vergessenes-Juwel.htm