Das Land, die Vegetation, das Klima – all das prägt unser Leben. Und der Mensch ist sehr einfallsreich und anpassungsfähig. So entstehen ganz unterschiedliche Kulturen, die sie ihrer Umgebung anpassen, oder die Umgebung an sich anpassen. Das fällt immer dann auf, wenn wir uns mit Kulturen beschäftigen, die in Regionen leben, in denen es extreme Wetterverhältnisse gibt:
Ganz im Süden Alaskas, auf der gleichnamigen Vulkaninselkette, welche den Verlauf der Beringstrasse maßgeblich prägt, leben sie; die Aleuten. Sie sind Jäger, die kalten Feuchtgebiete ihrer Inseln zwischen Russland und Amerika lassen Ackerbau nicht zu. Diese indigene Gruppe hatte in dieser Region ihre größte Blüte bereits vor 1.000 Jahren. Das ist zumindest der Zeitraum, in dem hier die schönsten Kunstgegenstände gefertigt wurden – diese Phase dauerte etwa 300 Jahre an.

Ein Kopfschmuck aus der Region, gefertigt 1873 (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Schon damals handelten die Aleuten mit Robbenfellen und so waren sie im Verlauf der Geschichte vermutlich die Leidtragenden der Abschottungspolitik Japans in der Edo-Periode. Während die Japaner sich mit Reisen auf den eigenen beiden Inseln begnügten, behielten die Bewohner Alaskas ihren Lebensstil bei, und jagten weiter mit Kajaks in den nord- pazifischen Gewässern.

Ein Sonnenhut der Aleuten (Ausgestellt: ethnologisches Museum Wien/Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Hierzu entwickelten sie eine Vielzahl hochtechnologischer Outdoorprodukte. Dazu gehören eine Vielzahl unterschiedlicher Hüte, welche das Augenlicht in den grellen Arktissommern schützt und damit eine bessere Sicht beim Jagen erzeugt. Solche Hüte hatten teilweise sogar einen rituellen Charakter. Es sind kleine geschnitzte Amulette aus Walrossstoßzähnen bekannt, mit denen solche Hüte verziert werden konnten.

Bei diesen 5 Schneebrillen ist zum Teil klar, dass sie von den Inuit gefertigt wurden, doch das gilt nicht für alle, einige wurden vmtl. von den Yupik gefertigt, und bei einer werden die Aleuten vermutet (Ausgestellt: MARKK/Hamburg, Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Eine andere Erfindung dieser eisigen Region ist die Schneebrille. Sie ist im fast dem gesamten Bereich verbreitet, in dem die Sonne sich stark im Schnee spiegelt und in den Augen beißt. Die Schneebrille ist auch heute ein bekanntes Outdoorprodukt. Bei welcher arktischen Kultur die Wurzeln der Schneebrille liegen ist dabei nicht bekannt – die wirklich herausragende Funktion der Schneebrillen, ist vermutlich für die weite Verbreitung dieses Hilfsmittels verantwortlich. Doch die einzelnen Kulturen haben verschiedenste Sachen erfunden – die Yupik zum Beispiel, konnten wasserdicht mit Fischleder nähen. Außerdem entwickelten die Aleuten, ein Kajak, das nicht voll Wasser läuft, selbst wenn es kentert und wasser- sowie winddichte Regenkleidung aus Seerobbendarm.

So sieht so ein Windbreaker von der Behringstrasse aus. Er ist atmungsaktiv, wasserabweisend, und schützt vor Wind (Ausgestellt: MARKK/Hamburg (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Doch ihre guten Jagdfähigkeiten wurden ihnen zum Verhängnis. Im 18. Jahrhundert wurden die Aleuten von den Russen, die Seerobben und Zobel in ihren eigenen Gebieten bereits ausgerottet hatten, versklavt und dazu genötigt, den Wildtierbestand auf ihren eigenen Inseln über alle Massen auszubeuten. Im 19. Jahrhundert wurde das Interesse der Erforschung dieser Kulturen dann größer und diese Hüte gelangten als Botschafter der Geschichte dieser Menschen in die ganze Welt.

Auch dieser Hut stammt aus der Region – seine Knüpftechnik wirkt aber viel einfacher – sie ähnelt Ötzis Dolchscheide (Ausgestellt: ethnologisches Museum Wien/Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Einige der Hüte sind in Rio de Janeiro 2018 bei einem Feuerunglück verbrannt. Andere befinden sich in Museen weltweit. Der Windbreaker hingegen gelangte als Tauschobjekt nach Hamburg, befindet sich dort im Museum MARKK.
Übrigens: Miss Jones finanziere ich selbst – aber du kannst mir helfen mit einem Trinkgeld (Hier der Paypallink), du unterstützt damit, dass mehr Geschichten aus der Kulturgeschichte erklärt werden.
Literatur:
https://sammlungen.uni-goettingen.de/suche/-/MD_UNIGOE_ETHNIE%3A%22Arktis+%3E+Aleuten%22/1/-/-/
https://www.anchoragemuseum.org/about-us/museum-journal/museum-journal-archive/from-preservation-to-exhibition/
https://www.hildesheimer-allgemeine.de/news/article/museum-laedt-zur-weltreise-leser-entscheiden-wer-mitfaehrt.html
http://www.indianer-nordamerikas.keepfree.de/regionen/arktis.htm
https://www.polartravel.de/downloads/arktishandbuch.pdf
https://maisonneuve.org/article/2014/07/16/forgotten-internment/