Miss Jones in der Kriese

Liebe Freunde, Archäologienerds und Histroyfreaks, und alle andern

Es fällt mir nicht leicht, das zu schreiben, aber ich weiß gerade nicht, ob ich Miss Jones retten kann. Und ich weiß auch nicht, ob ich meine Diss. Fortsetzen kann.

Was ist passiert?

Vor wenigen Wochen flatterte ein Brief meiner Krankenkasse ins Haus. Irgendwas muss beim Ummelden meines Jobwechsels schiefgelaufen sein. Auf jeden Fall galt ich als freiwillig versichert, und nicht über meinen Arbeitgeber. Die Krankenkasse möchte also eine Nachzahlung von mir von mehr als 5.000 € haben. Ich habe ihnen einen Brief zugesandt, und ganz am Ende ist diese Diskussion mit der Krankenkasse noch nicht, mittlerweile sind es nur noch einige hundert Euro, über die wir diskutieren. Aber sie berechnen, meine Zuzahlung auf derzeit mehr als 200 € monatlich. Und das Geld habe ich nicht.

Und dann auch noch das

Ich schreibe meine Diss. Ich schreibe für Miss Jones. Ich habe Aufträge für Artikel, und einen Teilzeitjob, von dem lebe ich eigentlich. Bis mein Chef mich vor einigen Wochen einfach gefeuert hat. Ich würde ja gerne sagen, dass ich irgendwas falsch gemacht habe. Und mit Sicherheit habe ich nicht alles richtig gemacht. Aber nichts, was das rechtfertigt. Mein Modell mich zu finanzieren ist also zusammen gebrochen. Jobcenter, Arbeitsamt, alles habe ich beantragt und ich schreibe derzeit Bewerbungen. Doch bislang ohne Erfolg. Und das heißt auch, ich muss über jeden Cent, den ich selbstständig verdiene, Rechenschaft ablegen. Und ich kann mein Geld nicht einfach investieren. Zusätzlich ist mein Selbstbewusstsein gerade völlig im Arsch. Seit mein Chef mich gefeuert hat, habe ich Albträume, kann nicht richtig schlafen. Und sehe aus, wie eine wandelnde Leiche. Und dann gab es diesen Tag, an dem habe ich gesagt: „So jetzt reicht es!“ Ich stehe jetzt auf, bringe mein Zeug in Ordnung, Suche mir nen Job. Und dann klappt auch wieder alles – und zwar ab jetzt. Ich klappte den Laptop auf und:

Der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen!

Eine Abmahnung. Ein Abmahnanwalt hat Miss Jones entdeckt. Vielmehr ein Foto, das ich verwendet habe. Es stammt aus einer Presseerklärung und wurde da zur freien Verfügung gestellt. Ich war bislang davon ausgegangen, dass wenn Forschungsprojekte, Museen, archäologische Stätten etc. eine Presseerklärung machen, und dieser Presserklärung Bilder beilegen und die zur freien Verfügung stellen, dass die Bilder dann zur freien Verfügung stehen. Nein, tun sie nicht. Der Fotograf kann danach auch jederzeit später für die Veröffentlichung der Bilder eine Zahlung verlangen. Und das, auch wenn nichts dergleichen in der Presseerklärung erwähnt wird. Und genau das ist passiert. Der Abmahnanwalt des Fotografen, hat dementsprechend, da Miss Jones eine Onlineplattform ist, die Bilder ja durchgängig zu sehen sind, eine jährliche Nutzungsgebühr gefordert. Die will er rückwirkend für die gesamte Zeit haben und berechnet das zusammen, für ein einziges Bild, mit mehr als 7.000 €. Da er aber davon ausgeht, dass das keine Absicht war, dass ich keine Urheberrechte für das Bild habe, bietet er mir an, nur etwas mehr als 800 € zu zahlen.

Das klingt als wäre das nicht rechtens!

Dachte ich auch, ich lag falsch. Und ich habe keine Ahnung, wie ich das alles bezahlen soll. Mit euren Spenden bin ich pro Monat ungefähr 40 € im Plus. Und das Geld versuche ich meist zu sparen, falls ein Notfall eintritt. Diese Kasse ist allerdings gerade fast leer, weil im letzten Sommer ja mein Laptop kaputtgegangen ist, wie ihr euch vielleicht erinnert. Kurzum: Ich stehe kurz vor der Pleite. Und anstelle, dass ich jetzt Zeit hätte tolle neue Artikel zu schreiben, muss ich jetzt erstmal alle schon vorgeschriebenen Artikel überprüfen. Und alle bereits Veröffentlichten. Ich habe bereits alle Bilder, welche ich aus Presseerklärungen uä. entnommen habe aus den Artikeln entfernt – das hat ca. 4 Stunden Arbeit gekostet. Deshalb sehen die Artikel, wenn ihr ein bisschen auf dem Blog herumschaut, derzeit auch absolut trostlos aus. Aber ich muss jetzt 466 Artikel und 2247 Bilder einzeln prüfen und überarbeiten. Und ich habe dafür gerade weder Zeit noch Nerven.

Ich kann nicht mehr

Ich war schon einmal an dem Punkt, an dem ich nicht mehr konnte. Aber dieses Mal zerfrisst es mich finanziell. Und das wirkt sich auch mental aus. Jetzt noch 2247 Bilder prüfen, und bei hunderten davon Pressestellen anfragen, ob sie mir einen Beleg schicken können, dass, wer immer das Foto gemacht hat, mich nicht verklagen wird. Das ist zu viel. Das schaffe ich nicht. Nebenbei versuche ich eine Forschungsförderung für meine Diss an Land zu ziehen. Und auch das ist verdammt viel Arbeit und natürlich die Aufträge, die ich als Miss Jones habe, müssen auch erledigt werden. Und deshalb wird meine Social Media Präsenz sich auch relativ bald verändern. Ihr werdet sehen, dass ich ihr in der Hauptsache neue-alte Artikel gezeigt bekommen werdet. Denn ich schaffe es einfach nicht, das Chaos zu beseitigen, und gleichzeitig mit noch Social-Media-Content auszudenken und neue Artikel zu schreiben. Das heißt, ich poste dann erstmal, die frisch überarbeiteten Artikel mit brandneuen Bildern, und versuche alles, was ich mal schlechtes gemacht habe, neu und besser zu machen. Und hoffe, dass ich das irgendwie hinbekomme, und vielleicht auch endlich anzufangen Sachen über mein Lampedusaprojekt zu posten. Denn mein Selbstbewusstsein ist echt weg.

Wie kann ich helfen?

Danke, dass du diesen Gedanken denkst. Aber ich weiß es nicht. Es bringt mir derzeit nicht einmal etwas, wenn ihr mir ein Trinkgeld extra schickt, weil das Arbeitsamt dieses Geld ohnehin verrechnet, und wenn ich ganz doll Pech habe, dann falle ich auch noch aus der Arbeitslosenhilfe raus, weil ich zu viel verdiene – und dann werden meine Krankenkassenbeiträge noch höher. Aber: Vielleicht könnt ihr ein bisschen in euren Lieblingsthemen auf der Homepage herumsuchen. Möglicherweise, habt ihr ja mal bei einem Ausflug oder im Urlaub ein Bild gemacht, dass an eine Stelle passt, wo gerade so ein hässlicher schwarzer Platzhalter ist. Ihr könntet mir dann ein Bild spenden. Oder ihr könntet auch eines malen.

Vielleicht habt ihr aber auch andere Ideen – dann schreibt doch gerne einen Kommentar. Oder eine Mail ins Kontaktformular.

15 Gedanken zu „Miss Jones in der Kriese

  1. Hallo Geesche,
    hast du dir schon Rechtsbeistand geholt? Widerspruch gegen die Krankenkassenrechnungen eingereicht, und gegen den Abmahn-Anwalt?

    Zu dem Bilderproblem fällt mir spontan ein, dass die Google-Bildsuche die Möglichkeit hat, nur frei lizenzierte Bilder zu zeigen. Hier ist ein Artikel, der gut beschreibt, wie das geht: https://lehrerweb.wien/aktuell/single/news/tipps-und-tricks-zur-google-bildersuche

    Alles Gute und starke Nerven! Und dass bald mal fester Boden unter deine Füße kommt!

    Liebe Grüße
    Jonathan

      • Das mit den Lizenzangaben ist aber laut Google nicht zuverlässig und man soll sich nicht darauf verlassen. Lass Dich bitte gründlich beraten, wie man komplett sicher sein kann.

        Ich kenne von französischen Dissen zumindest aus der Vergangenheit, dass da ganz viel mit eigenen Umzeichnungen gearbeitet wurde, weil die Bildrechte eigentlich nie oder nur gegen zu viel Geld zu bekommen waren. (Das französische Urheberrecht war mal besonders streng, weiß nicht wie das heute ist.)

  2. Ich bin durch Mastodon über Deine Seite gestolpert. Zunächst bewundere ich Deine Art, Probleme auszustehen und – am Ende – auch zu lösen. Bestimmt schaffst Du das auch diess Mal!
    Vllt. ein paar hilfreiche Hinweise:
    Was die 800,- € betrifft, bin ich sehr im Zweifel, ob die zunächst geforderten 7.000,- nicht deutlich übersetzt sind! Ich glaube, hier würde ich es auf ein Rechtsverfahren ankommen lassen und marktübliche 30,- € anbieten (inklusive Recht auf fortgesetzte Nutzung).
    Was mich wundert, das sind Deine hohen Versicherungskosten. Bist Du nicht Journalistin und dann über die Künstlersozialkasse versichert? Selbst wenn Deine aktuellen Einnahmen nur gering sind, aber Deine größte Einnahmeposition und zudem über Jahre gewachsen und bestehend, dann dürftest Du dort aufgenommen werden können.
    Alternative könnte sein, Deine anstehende Publikation auszufinanzieren. Dein Preisgeld könnte dort einfließen, und es ließen sich vielleicht Sponsoren finden…. Eine solche Anzahlung wird auch nicht einfach in voller Höhe verrechnet.
    Unbedingt auf jeden Fall meine besten Wünsche für Dich (und Du weißt ja: Am Ende wird Alles gut – und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!)
    LG auch aus Hamburg!

    • Hey,

      nee ich in nicht in der Künstlersozialkasse, weil meine Arbeit nicht anerkannt ist von denen. Aber ansonsten würde ich wegen der guten Leistung eigentlich auch gerne bei meiner Krankenkasse bleiben.
      Das mit dem Preis, ja der wirkt mir auch zu hoch, aber ich kenne mich nicht aus.
      Und das mit der anstehenden Publikation und dem Preisgeld – welche Publikation, und welches Preisgeld? Ich kann froh sein, wenn ich nicht dafür Zahlen muss etwas zu Publizieren.

  3. Ach verflixt! Liebe Miss Jones, ich wünsche Dir starke Nerven und eine Perspektive, die Dir auf allen Ebenen langfristig Lösungen bietet! <3

    • Hey, danke für den Hinweis mit dem Link – die Datenbank kannte ich noch gar nicht. Aber, leider findet man bestimmte Fotos nur in den Presseerklärungen. Also zum Beispiel die von ganz bestimmten Funden, oder einem ganz bestimmten Grab. Nichtsdestoweniger, mehr Datenbänke auf die ich schauen kann. Das ist gar nicht schlecht. Danke

  4. Für die Bilder könntest du auf Pixelio fündig werden. Ich schaue aber auch gerne mal, ob wir Übereinstimmungen haben. Was den Abmahnanwalt angeht: ruhig bleiben! Da wird immer mehr heiße Luft gemacht, als nachher dahintersteckt. Ich hatte das auch mal, hab widersprochen, dann kam auch so ein herabgesetztes Angebot und danach nichts mehr. Ich weiß nicht genau wo du wohnst, aber in Kiel sucht das Zentrum für die Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert Leute, das Stadtarchiv auch. Ich drücke dir ganz doll die Daumen! Liebe Grüße Anja

    • Hey, danke

      Ich wohne nicht in Kiel, ich studiere da nur. Aber dennoch danke für den Hinweis mit dem Job. Da werde ich gleich mal nachsehen.

      Mit den Bildern ist es so, bestimmte Bilder findet man leider nur in den Presserklärungen. Dennoch mehr Datenbanken schaden nie. Also danke.

  5. Bitte immer daran denken, dass nicht nur die Bilder aus dem Artikel gelöscht werden sondern auch das Bild unter seinen bekannten Namen gelöscht werden sollte (umbenennen). Begründung: Wenn ein Webarchiv die Seite archiviert hat, kann man dann immer noch auf das Bild zugreifen. Wenn Du technische Hilfe brauchen kannst, kannst Du Dich gerne melden.

  6. Orr fu, das klingt echt ätzend. Tut mir Leid, dass das alles gerade so ungünstig zusammendröppelt. Auf jeden Fall drücke ich alle Daumen, dass die meisten dieser Dingsies sich unerwartet in Wohlgeruch auflösen.

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