Der Buronius Manfredschmidi – ein Fund aus der Welt vor 12 Mio. Jahren

Allgäu vor 12 Millionen Jahren. Ein Affe schwingt sich von Ast zu Ast. Er ist ein Buronius manfredschmidi. In seiner Umgebung lebt ein anderer Affe. Dieser lebt eher am Boden, und kann auf zwei Beinen laufen. Es ist eine Zeit, in der diese Region eher sumpfig ist. Die Welt sieht ganz anders aus, und auch das Leben ist ein ganz anderes. Was keiner der Affen ahnt, in unserer Zeit werden seine haarlosen Nachfahren den gesamten Planeten besiedeln. Der Homo sapiens, der die Spuren dieser Zeit findet und versucht diese Lebenswelt zu verstehen.

Was ist das Besondere an den Allgäu-Affen?

Es handelt sich um Funde, die Zeigen: In einer sehr ähnlichen Zeit lebten gleich zwei Hominidenarten in der gleichen Region. Die Knochen der beiden Affen wurden nicht weit entfernt voneinander gefunden. Das Besondere ist: die meisten Hominidenarten, also die Affenarten, welche wir als unsere Vorfahren bzw. Verwandten, sehen können, kennen wir aus Afrika.

Diese lebten aber nicht ganz so früh wie die beiden Menschenaffen, die erst in den letzten Jahren im Allgäu identifiziert wurden. Es gibt noch ältere Hominiden, beispielsweise einen 17 Millionen Jahre alten Fund aus dem schwäbischen Alpenvorland, oder auch 7 Millionen Jahre alte Funde in Griechenland und Bulgarien. Aber:

Der Fund der beiden Affenarten aus dem Allgäu wirft ein spannendes Schlaglicht auf die Menschheitsgeschichte

Seit 2019 ist der Fundplatz des Danuvius guggenmosi an der Hammerschmiede bekannt. Er wurde nach seinem Finder benannt, einem Hobbyforscher, Namens Sigulf Guggenmos. Vermutlich ist der Affe in einem Fluss ertrunken, zumindest aber lagen seine Knochen in einem Flussbett, bzw. dem Sediment eines Bachlaufes seiner Zeit. Nachdem er hier identifiziert wurde, kam es zu weiteren Untersuchungen in der Umgebung: Zwei Zähne und eine Kniescheibe des Buronius manfredschmidi wurden entdeckt.

Dieser lebte ganz anders und sah auch ganz anders aus: Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, Buronius manfredschmidi war viel kleiner, als sein naher Verwandter. Es ist eine ganz andere Art, die hier sehr dicht bei dem Danuvius guggenmosi gefunden wurde. Dicht bei heißt in diesem Falle, in einem räumlichen Abstand von weniger als 15 m. Man hat hier also einen neuen Urzeitaffen entdeckt und nannte ihn:

Buronius manfredschmidi

Buronius, weil er bei Kaufbeuren gefunden wurde, und manfredschmidi, um Manfred Schmid zu ehren, welcher als Hobbyarchäologe an diesem Fundplatz viele Entdeckungen gemacht hat. Was den Buronius manfredschmidi so anders macht: Er ist sehr klein. Wog maximal 10 Kilo. Ein Schimpanse im Vergleich wiegt 60-70 Kilo, ein Bonobo 30 Kilo.

Menschenaffen sind meist im Vergleich also recht schwer. Wie bspw. der 200 kg Gorilla oder der 50-100 kg Orang Utang. Buronius manfredschmidi war damit sogar 15 Kilo leichter als der Danuvius guggenmosi, welcher bei seinem Fund bereits als relativ klein galt. Die Körpergröße ist aber einer der geringsten Unterscheide dieser beiden Affenarten, die sich ihren Lebensraum teilten:

Die unterschiedliche Lebensweise von Buronius manfredschmidi und Danuvius guggenmosi

Beide Affenarten lebten Grund verschieden. Buronius manfredschmidi lebte höchstwahrscheinlich als Vegetarier. An seinem Zahnschmelz kann man sehen, dass dieser, für diese Lebensweise typisch, eher dünn ausgeprägt gewesen ist. Seine Zähne eigenen sich, um Früchte und Blätter zu verzehren. Der für diese Ernährungsweise typisch dünnere Zahnschmelz wurde durch Scans festgestellt, die bei der Untersuchung der Überreste durchgeführt wurden.

An seiner Kniescheibe kann man eine asymmetrische Form erkennen, welche zeigt – dieser Affe hat vorwiegend auf Bäumen gelebt. Ein totaler Kontrast zu seinem nahen Verwandten, dem Danuvius guggenmosi. Guggenmosi ist derzeit der älteste bekannte Vertreter unserer Vorfahren, der aufrecht gehen konnte. Er hatte ein typisches Allesfressergebiss. Zähne mit dickerem Zahnschmelz, welche kräftiger sind und so auch zähe Nahrung zerkleinern können. Das heißt, die beiden Affenarten waren sich ganz nah. Und gleichzeitig lebten sie nebeneinander in zwei ganz unterschiedlichen ökologischen Nischen. Also störten sie sich nicht gegenseitig.

Sind das denn beide unsere Vorfahren?

Das will ich nicht zu 100% ausschließen. Aber – der menschliche Stammbaum ist komplizierter, als in der Schule gelernt. Es gibt viele Abzweigungen, Umentwicklungen usw. Klar ist: Es sind beides Verwandte von uns. Dabei fällt eines auf: Guggenmosi konnte aufrecht gehen. Sein verwandter Zeitgenosse nicht. Und Menschenaffenarten aus unserer Zeit haben eine Gangart, die darauf schließen lässt, dass auch ihre Vorfahren aufrecht gegangenen sind.

Das aufrechte Gehen, scheint mal mehr, mal weniger gut zu dem Leben der Vorfahren aller Menschenaffenarten gepasst zu haben, und hat sich anscheinend deshalb auch unterschiedlich entwickelt. Aber – man geht davon aus, dass Guggenmosi von daher tendenziell eher ein direkter Vorfahr von allen heute lebenden Menschenaffenarten ist, er hatte vmtl. aufgrund seiner anderen Lebensweise ein größeres Einzugsgebiet bzgl. seines Lebensraumes. Ist also in einem weiteren Raum verbreitet gewesen als Buronius manfredschmidi.

Und ist Buronius manfredschmidi unser Vorfahr?

Buronius manfredschmidi hat evolutionär einen anderen Weg beschritten. Aber diese beiden Affenarten hatten wiederum gemeinsame Vorfahren. Das ist eine interessante Beobachtung, um zu ergründen, wie sich der aufrechte Gang des Menschen entwickelt hat, und vor allem wann? Zu der Zeit vor 12 Millionen Jahren gab es die Entwicklung also schon, und Affen, die sich in diesem Punkt unterschieden, lebten gleichzeitig.

Buronius manfredschmidi ähnelte heute lebenden blattfressenden Affen. Durch die Informationen, die man beobachten kann – also anhand der gefundenen Zähne und der Kniescheibe – geht man davon aus: Es handelt sich beim Buronius manfredschmidi eher um einen Vorfahren von den heute lebenden Gibbons aus Südostasien. Das heißt, wir haben hier eine Zeit im Fokus, in der sich die Geschichte zweier ganz unterschiedlicher Entwicklungslinien zeigen.

Alles in allem zeigt das:

Die Evolutionsgeschichte ist sehr vielfältig, und es gibt hier noch viel zu entdecken – und natürlich noch viele weitere Affenarten, welche in diese Betrachtung mit hinein gehören. Neue Funde ergänzen oft die bisherigen Funde, zeigen aber auch immer wieder: wir haben eine Entwicklungsgeschichte mit vielen Abzweigungen und einer großen Vielfalt.

Genauso groß, wie die biologische Vielfalt vergangener Zeiten auf unserem Planeten einmal gewesen ist. Spannend ist es sich vorzustellen, wie die beiden Affenarten gleichzeitig im damals sumpfigen Allgäu gelebt haben, in einer sog. Syntopie. So heißt es, wenn zwei vergleichbare Arten sich ihren Lebensraum teilen. Das gibt es heutzutage beispielsweise auf Borneo, wo Gibbons und Orang-Utans den Lebensraum teilen. Der Mensch ist als Teil dieser ökologischen Vielfalt entstanden.

Und wenn du jetzt denkst – wow, der Mensch hat ja eine interessante Entstehungsgeschichte. Ich schreibe immer wieder Artikel auch zu diesem Thema. Das kann ich aber nur finanzieren, wenn ihr mich mit einem Trinkgeld unterstützt. Dafür gibt es diesen Link zu Paypal. Danke dafür.

Literatur:

https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/zweite-menschenaffenart-in-der-hammerschmiede-entdeckt/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0301002

https://www.scinexx.de/news/biowissen/zweiter-urzeit-menschenaffe-aus-dem-allgaeu/

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