Wiederauferstehende Mumien

Eine Mumie aus Ägypten – eigentlich muss man nur dieses Schlagwort hören, und man denkt unweigerlich an einen in Binden eingewickelten Körper, oder aber an goldene Totenmasken, wie der von Tut Anch Amun. Aber, die Zeit der ägyptischen Mumien ist lang. Und so haben sich im Laufe der Zeit viele Modeerscheinungen ausgeprägt – Zeiten, in denen Mumien ganz anders aussahen. Zum Beispiel in der Zeit, in der Ägypten eine römische Provinz war:

Jeder kennt die Geschichte vom Suizid der Kleopatra um 30 v. Chr. Seit diesem Moment war Ägypten Provinz von Rom. Und nicht irgendeine Provinz. Ägypten war die Kornkammer Roms. Die zuverlässigen Nilfluten waren fruchtbar. Von hier aus wurde Getreide in den Rest des Imperiums verschifft. Die Forschung ist sich nicht ganz einig darüber, wie sehr die römische Herrschaft versuchte Einfluss auf die Religion zu nehmen. Klar zeigt sich aber, die ägyptischen Vorstellung bleiben erhalten. Es gibt beispielsweise weiterhin Mumien. Und im Laufe der Zeit vermischt sich der römische Geschmack und die ägyptische Religion – eine neue Form der Totenmaske entsteht:

Vitrine mit 8 Kartonagemasken. Eine ist vergoldet, zwei sind braun bemalt, die anderen weiß.

Kartonagemasken, die ausgeformt sind, und das Gesicht der verstorbenen Person zeigen (Diese Masken sind im ägyptischen Museum in Leipzig ausgestellt).

Stuckmasken für Mumien gab es in der ägyptischen Mumienkunst bereits gegen 2.000 v. Chr., aber: Erst nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen wurden sie so richtig populär. Als die Griechen die herrschende Klasse in Ägypten bildeten, also zur Zeit des Hellenismus, entwickelte sich diese Form der Mumie immer weiter heraus. Die Stuckmasken, auch Kartonagemasken genannt, waren dann unter römischer Herrschaft erst recht populär.

Auch für Kinder gab es solche Abfertigungen, wie diese Mumienmaske aus der Zeit gegen 100 n. Chr. zeigt (diese Maske ist in der Kasseler Antikensammlung ausgestellt).

Mit der Ankunft der Römer in Ägypten entwickelte sich daneben eine weitere Form der Mumie. Bei dieser wurden die Porträts der Verstorbenen direkt auf die Mumie gemalt. Es wurde also auf den Leinenstoff, mit dem die tote Person umwickelt war, ein Abbild von ihr gemalt. Doch die ortsansässigen Ägypter blieben in dieser Zeit der Mumienform mit den Stuckmasken treu.

Eine Mumienmaske liegt auf Milimeterpapier. Sie besteht aus Gips und stammt aus dem Ähypten der römischen Zeit.

Aus dieser Phase stammt auch die hier gezeigte Maske, die in etwa 50 n. Chr. gefertigt wurde (ausgestellt in der Antikensammlung in Kassel).

Die Mumienmaske zeigt also eine Ägypterin, die allerdings römische Züge trägt, da dies zu ihrer Zeit modern war. Da Stuckmasken oder Mumienmalereien teuer waren, kann man davon ausgehen, dass diese Frau mindestens der Mittelschicht angehört hat. Solche Stuckmasken aus Gips wurden zunächst in eine Form gegossen und dann nachgearbeitet, um sie in die gewünschte Form zu bringen. Abschließend wurden die Masken bemalt. Die Maske, die ihr hier seht, ist eher von durchschnittlicher Qualität, was ebenfalls dafür spricht, dass sie einer Frau aus der Mittelschicht gehörte.

Eine Mumienmaske aus Stuck, die weniger qualitativ gearbeitet ist. Sie erinnert in der Form eher an herkömmliche Mumien, die Haare der Maske sind schwarz bemalt. Alles besteht aus Gips.

Schaut man sich diese Masken vergleichend an, lässt sich durchaus sehen, wie sich Stile gegenseitig beeinflusst haben, und wie unterschiedliche die Qualität der Masken ist.

Die Mumienmasken aus Stuck wurden direkt auf den Mumien oder ihren Sarkophagen drapiert – bzw. der Mumie über den Kopf gezogen und das ganze dann gut festgebunden. Damit sollte der Eindruck erweckt werden, dass die Person bereits damit beschäftigt ist wieder aufzuerstehen. Die Gesichter der Personen sind deswegen stark ausgearbeitet. Teils so sehr, dass es wirkt, als würde die dort liegende tote Person den Kopf anheben. Im Laufe der Zeit verbessert sich dieser Effekt. Die Materialien aus denen, die Masken bestehen sind dabei recht unterschiedlich. Meist ist es Gips, aber auch Pflanzenfasern. Es handelt sich also um leicht zu bearbeitendes Material.

Stuckmaske aus der Zeit um 300 n. Chr. Gefunden in Heliopolis (Ausgestellt im MARKK in Hamburg).

Doch wenn man die Masken genau ansieht, dann finden sich unter ihnen echte Kunstwerke. Die Gesichtszüge wurden größtenteils im Nachhinein angepasst, aber es gibt teils filigrane Arbeiten an den Masken. Besonders beeindrucken die Augen, die aus Glas gefertigt wurden. Damit diese Glasaugen lebendiger wirken, hat man sie teils mit andersfarbiger Glaspaste gefüllt. Die Masken wurden immer wieder bemalt und das vorwiegend nach Kundenwunsch. Ägypterinnen bevorzugten in der Bemalung größtenteils einen leicht gelblichen Hautton. Römerinnen hingegen wollten eher mit einer weißen Hautfarbe gezeigt werden.

Eine weiße Maske mit schwarzem Haar. Die Frau hat eine lange große Nase, schmale roséfarbene Lippen und schmale Augen mit Glaseinlage.

Und zum Schluss zeige ich euch noch eine Maske, wo das Gesicht individuell gezeigt wird, und das leichte Doppelkinn lässt erkennen, wie stark der Kopf bei der Wiederauferstehung schon geneigt ist (Ausgestellt im Ägyptischen Museum in Leipzig).

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Literatur:

Tanja Pommerening, Mumien, Mumifizierungstechnik und Totenkult im Alten Ägypten – eine chronologische Übersicht, (https://docplayer.org/39286896-Mumien-mumifizierungstechnik-und-totenkult-im-alten-aegypten-eine-chronologische-uebersicht.html)

http://www.rpmuseum.de/presse/dauerausstellungen/aegypten/tod-in-der-wueste/bildmaterial.html

https://www.alteroemer.de/de/aegyptische-stuckmaske-einer-frau.html

https://smb.museum-digital.de/object/478

https://smb.museum-digital.de/object/760

https://heissinger.de/portfolio-item/raum-jenseitsglaube-staatliches-museum-aegyptischer-kunst-muenchen/

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