Das klang für mich zu verlockend, der Ort Matala. Es gibt hier einen wunderschönen Strand, einer der saubersten Meeresabschnitte auf gesamt Kreta. Und an diesem malerischen Strand gibt es ein Steinmassiv, in das in der Steinzeit Höhlen zum Wohnen
gegraben wurden. Diese Höhlen haben sich später Römer zu Grabstätten umgebaut. Und in den 60er Jahren kamen dann Hippys, die aus der Nekropole eine Kommune machten. Janis Joplin und Bob Dylan sollen hier übernachtet haben, um nur einig Namen zu nennen.
Wie kommt man nach Matala?
Am besten mit dem Auto. Es gibt hier Hotels, einen Campingplatz und echt viele Touristenstrände. Matala hat sein Image als Hippyort ausgebaut. Hier sind Blumen hingemalt, da steht ein bunter Baum und dort gibt es einen Stand mit bunten Tüchern. Und mitten zwischen der ganzen Hippyfolklore habe ich auch tatsächlich zwei echte
Hippys gesehen. Sie hielten sich bedeckt, versteckt. Vielleicht waren sie genauso Touristen wie ich, die sich hier auf den Spuren alter Protestkultur bewegten und das Herz des Kommerzes entdeckten. Das von Joni Mitchell besungene Marmaid Café ist jedenfalls heute kein Ort der Hippys mehr, sondern ein Ort für Nostalgietouristen.
Was gibt es in Matala zu entdecken?
Strand. Vor allem der Stand ist mir in Erinnerung geblieben. Er ist nicht nur wunderschön als Fotokulisse, man kann hier auch toll schwimmen gehen. Und man sieht im Hintergrund immer das Steinmassiv mit den Höhlen. Und natürlich sind die, die größte Sehenswürdigkeit der Stadt. Von weitem zu sehen, ist das Areal heute
eingezäunt, und das Betreten kostet 3 Euro. Und das ist auch gut so. Es handelt sich um eine Nekropole, also um Grabstätten – auch wenn die Knochen lang verschwunden sind. Spätestens die Hippys mussten sie beiseite räumen, um in den Gräbern zu schlafen.
Ein einfacher Aufstieg
Tatsächlich kann man für 3 Euro einen wirklich abenteuerlichen Fundplatz erkunden. Ich empfehle dennoch auf Flipflops o.ä. zu verzichten, denn es ist teilweise schon etwas abenteuerlicher sich in den Höhlen zu bewegen. Man kann weithin in die alten Grabkammern hineingehen. Es handelt sich um Grüfte, die in die Wände geschlagen
wurden, es ist noch zu erkennen, wo die Toten platziert wurden und wo dann später die Hippys ihre Betten draus gemacht haben. Immer wieder sind römische Spuren verschwunden, anstelle dessen die Spuren der Hippie-Zeit. Und ich kann es ja
verstehen, man hat es sich eingerichtet, schön gemacht. Ich selbst würde gerne so leben. Aber in Gräbern anderer Leute? Das ist pietätlos und hat wiederum nichts mit meinen Vorstellungen zu tun. Man zerstört so einen archäologischen Fundplatz. Und deswegen ist dieser heute auch Gott sei Dank eingezäunt.
Was hat denn Miss Jones auf einmal gegen Hippys?
Garnichts. Einige meiner besten Freunde sind welche. Und als ich in einer der oberen Höhlen war, habe ich meinen Mp3-Player rausgeholt und etwas der Musik, die hier entstanden ist, gehört. Mir vorgestellt wie hier eine riesige Horde Aussteiger lebte und
ich wäre ehrlich gerne dabei gewesen. Aber ich würde keinen Fundplatz zerstören wollen, nur für mein eigenes Glück. Das ist egoistisch und hat für mich nichts mit dem zu tun, was ich mit dieser Lebensart verbinde. Klar, es gab durch diese Geschichte eine
Nachnutzung eines Fundplatzes der 60er, die mittlerweile selbst schon archäologisch beobachtet werden kann und auch das ist spannend. Aber ich glaube, ich war ab einem gewissen Punkt generell von Matala frustriert:
Dieser verdamme Nepp
Weder eine Steinzeitsiedlung, noch eine römische Grabanlage, noch eine Hippiekommune, noch einen schönen Badestrand habe ich hier in der Hauptsache in Erinnerung, sondern Kommerz. An jeder Ecke Flower-Power in jeder Form überall
Touristen, die sich mit „Hippiekultur“ schmücken, ohne sich damit zu beschäftigen. Ohne zu wissen, was es bedeutet. Warum Leute Aussteiger waren und versucht haben, in alternativer Art und Weise zu Leben. Also anders gesagt: außerhalb von Kommerzkultur zu leben. Genau dieses Image hat Matala zur Kommerzkultur gemacht,
und zwar überall. Der Ort hat sich durch den Tourismus in einen teuren Erinnerungspark an die Hippiezeit entwickelt, wo man auch schwimmen gehen kann. Matala ist so eine schlechte Kopie von seinem eigenen Image geworden. Es ist nicht mehr authentisch, es ist einfach nur schade.
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Und weil es mir dieses Mal leichter fällt zu zeigen, was ich meine, habe ich hier eine Bildergalerie mit meinen ambivalenten Eindrücken von Matala:
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