Direkt an der Küste Kretas, wo die Wellen ganz besonders schön in der Mirabellobuch rauschen, liegt Agios Nikolaos. Die Stadt wurde ursprünglich vmtl. als Hafen gegründet.
Oberhalb auf einem Berg lag das Piratennest Lato, dass ab der geometrischen Epoche über die Bucht wachte. Und so erlebte dieser Hafen, der damals noch auf den Namen “Lato Pros Etera” hörte, im 7. und 8. Jahrhundert v. Chr. seine erste größte Blüte. Doch als im Verlauf der Geschichte diese Art zu leben schließlich Sinn verloren. Die Anstrengung, die es bedeutet auf einem Berg zu Leben verlor, nach und nach die Sinnhaftigkeit und so verließen Familien Latos nach und nach den Bergort und zogen direkt an den Hafen an. Im 2. Jahrhundert v. Chr. war Lato schließlich ganz verlassen.
Agios Nikolaos heute
Heute leben in der kleinen Stadt etwa 12.000 Menschen. Und an dem Tag, an dem ich da war, hatte ein Kreuzfahrtschiff mindestens noch mal so viele Leute in die Stadt gebracht. Wenn man Pech hat, ist es als eng dort. Ich kann euch sagen, ich hatte in Agios Nikolaos echt viel Pech – aber ich erinnere mich trotzdem gerne an diese kleine Stadt. Vor allem weil, wenn man genau hinsieht, war es nicht immer ein Touristenhotspot. Die als Hafen gegründete Siedlung blieb bis in das 20. Jahrhundert
hinein hauptsächlich eine Hafen- und Fischereistadt. Der Tourismus ist also noch relativ neu, es gibt ihn erst ab den 60er Jahren, und man sieht an der Gestaltung des Ortes, dass hier eigentlich Seeluft und nicht Touristenluft weht. Es ist ein Ort, in dessen Geschichte es wechselhaft zuging, mit einem Seehafen, der friedliche und kriegerische Zeiten genauso erlebte wie Überfälle durch Piraten. Zu der Geschichte von Agios Nikolaos gehören ebenso zahlreiche Kirchen. Einige Siedlungen schlossen sich im 7. und 8. Jahrhundert zuerst zusammen, um gemeinsam die erste byzantinische Kirche zu erreichten, heute ist der christliche Glaube aus dieser Region nicht mehr wegzudenken – dazu werde ich in einem anderen Beitrag mehr schreiben.
Die Leprakolonie neben der Stadt
Berühmt und bliebt ist die Insel Spinalonga, die direkt vor Agios Nikolas im Mittelmeer liegt. Man hat von der Stadt einen guten Blick auf diese Insel welche einstmals als Leprakolonie genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde hier zunächst eine Festung gebaut, die von Muslimen bewohnt war, dann wurde alles in eine Leprakolonie
umgewandelt. Seit 1957 ist die Insel verlasssen- damit war Spinalonga die letzte Leprakolonie Europas. Man kann mit einer Fähre dort hinfahren und eine Führung bekommen und sich die halbverfallenen Gebäude der Leprakolonie ansehen. Das soll ein ganz besonderes Erlebnis sein. Leider kann ich das nicht aus eigener Erfahrung berichten, ich hatte Pech, und die Fähren befanden sich in der Zeit, in der ich vor Ort war leider im Streik, sodass ich Spinalonga nur von weitem ansehen konnte.
Die Badewanne von Athene und Artemis
Malerisch ist der Voulismeni-See. Ein Süßwassersee, der heute mit einem kleinen Kanal ans Meer angeschlossen ist und als Fischereihafen dient, hier findet man zahlreiche Restaurants. Und eine Aussicht auf eine kleine, aber umso malerische Fischerkapelle. Um den See rankt sich eine Legende. Den einstmals soll die Göttin
Athene gemeinsam mit Artemis hier ein Bad im Mondlicht genommen haben – damals war dieser See weit weg von den Augen der Sterblichen. Und er hatte einen Vorteil: Der Legende nach hat der See keinen Boden – wobei es hier ein paar Unstimmigkeiten gibt, denn manchmal gilt der See auch als eine mythische Verbindung mit dem Vulkan Santorin. Bei der schönen Ausstrahlung des Sees wirkt es plausibel, dass eine solche Geschichte entstanden ist. Es ist einfach wirklich wunderschön dort.
Ein wunderbarer Urlaubsort
Es gibt für Wasserfans neben diesem Augenschmaus einen Yachthafen und zwei Stadtstände in Agios Nikolaos. Hinzukommen für den Kulturteil eines schönen Urlaubs Museen. Diese sollen sehr toll sein. Vor allem das Volkskundemuseum, aber auch das archäologische Museum sollen tolle Ausflugsziele sein. Leider wurden auch diese Einrichtungen bestreikt als ich Vorort war, sodass ich selber nicht darüber urteilen kann. Alles in allem ist Agios Nikolaos aber wirklich schön und sehr gastfreundlich. Touristen
aus aller Welt genießen hier eine kleinstädtische bunte Idylle. Dabei gibt es Gassen die alles an Touristennippes und Ausrüstung verkaufen was das Herz begehrt. Man kann hier also auch Urlaub machen mit einer Familie, die geteilter Meinung darüber ist, ob nun ein Strand, Kultur oder Partyurlaub geplant ist – man findet hier schlichtweg alles davon. Und es ist auch noch hübsch anzusehen.
Agios Nikolaos ist für mich ein Ort mit kleinen Pechsträhnen und Schönheitsfehlern, aber genau dadurch authentisch schön. Im Hafenbecken tummelt sich der Plastikmüll, der aber überall in unseren Meeren ein Problem ist, nur wird das Problem dort sichtbar. Die Stadt ist gemütlich, hat auch viele ältere Gebäude, die dann zum Teil halb
eingestürzt, verlasen und zerfallen sind. Die wirtschaftlichen Probleme Griechenlands sind eben auch hier nicht ohne Folgen geblieben. Trotzdem ist alles in allem sehr gemütlich, dann ist es überraschend farbenfroh und modern. Mal weil es Tanzveranstaltungen gibt, mal weil eine Omi ihr Haus mit bunten Blumen bewachsen lässt, und dann wieder, weil es hier auch sehr gute Streetart zu bestaunen gibt. Agios Nikolaos putzt sich raus für seine Gäste, und davon gibt es hier echt viele, aber gleichzeitig ist dieser Ort authentisch bei sich geblieben. Und das ist sehr sehr angenehm. Man hat nicht eine Sekunde das Gefühl in Disneyland zu sein.
Literatur:
https://www.clubfamily.de/ausflugsziele/fischerkirche-agios-nikolaos
Agios Nikolaos: Rund um den Ruinen der antiken Lato gibt es eine Menge Kultur
https://www.kreta-reise.guru/reisefuehrer/kreta/agios-nikolaos/