Auf einem Berg direkt oberhalb des Zusammenflusses von Křemžský und Moldau in Südböhmen liegt die Burgruine Dívčí Kámen. Ein Ausflugsziel für Wanderfreudige, dass ich euch ans Herz legen kann. Die Burg liegt in einem Naturschutzgebiet, ich empfehle deswegen die gute Kamera einzupacken – denn das ein oder andere tolle Naturfoto wartet hier auf euch. Ich selber habe mir diese Burgruine mit einer Uniexkursion angesehen. Und, weil wir Vorort ein paar Arbeiten durchgeführt haben bekamen wir eine Sondererlaubnis mit dem Auto in das Naturschutzgebiet hineinzufahren, um das
Equipment für unsere Messungen transportieren zu können. Mein Tipp ist: Tut das nicht! Lasst das Auto am Parkplatz stehen und macht einen Wanderausflug zu der Burg. Denn die Straße führt über Brücken, die gerade eben breit genug sind, dass ein Auto darauf passt und kein Geländer haben. An dieser Stelle also erst einmal ein dickes Dankeschön, an unsere Fahrer*innen, die es tatsächlich geschafft haben uns lebendig zu der Burg hin und wieder zurück zufahren. Zwischenzeitlich haben wir nicht mehr daran geglaubt und sahen uns schon mitsamt Ausrüstung in die reißende Křemžský stürzen. Doch auch wer zu Fuß kommt, kann einen kleines – aber ungefährliches – Abenteuer im Naturschutzgebiet erleben.
Die Burgruine
Die Burgruine hat in der Tschechischen Republik eine besondere Bedeutung. In der Nähe befindet sich ein Oppidum (Eine keltische Großsiedlung) und die Burg selber ist eine der größten und besterhaltenen Burgruinen des Landes. Sie steht, wie es derzeit aussieht, auf einer bronzezeitlichen Siedlung. Und da die Forschung dazu noch nicht so weit fortgeschritten ist, ist es interessanter sich die Burg selbst anzusehen. Sie wurde
1349 von der Familie Rosenberg errichtet und wird auf deutsch auch Burg Maidstein genannt. Die Gründungsurkunde gibt die Information preis, dass König Karl der IV diesem Bau zuvor einwilligte. Die Idee war hier einerseits ein Schutzzentrum, und andererseits ein Zentrum zur Verwaltung der südböhmischen Region zu errichten. Der Bau der 210 m langen und 45 m breiten Festung dauerte 40 Jahre. Bis heute steht die Burg auf einem großen Hügel mit extrem steilen Hängen. Der Aufstieg ist deswegen auch ein wenig beschwerlich.
Eine Sagenumwobene Ruine
Da die Burg so bekannt ist, ranken sich einige Mythen und Legenden um die Festung. Und gerade in Bezug auf die Gründung dieser Burg gibt es gleich zwei bekannte Geschichten: In einer der Geschichten begegnete der Begründer Jost Rosenberg auf diesem Hügel einer wunderschönen, blassen Frau, in die er sich verliebte. Diese glaubte ihm das nicht, sodass er als Beweis hier seine Burg hinstellte. Er benannte die
Burg Maidstein dann, nach dem steinernen Herzen dieser Frau. In anderer Mythos besagt, dass der Burgherr diese Festung zum Schutze seiner Frauen errichtet hat, wieder andere Stimmen behaupten das Jost Rosenberg ein wahrer Lebemann war. Er verführte viele Frauen, wurde er ihnen überdrüssig konnte er sie einfach von der Burg aus entsorgen, indem er sie in die Flüsse warf, die am Fuße des Bergfriedes ineinander fließen. Bis heute sollen in der Moldau deswegen angeblich viele Mädchenknochen verborgen sein.
Die Baustruktur von Dívčí Kámen
Doch welcher wahre Kern in diesen Mythen steckt vermögen wir Archäolog*innen nicht zu beurteilen. Vielmehr fällt mit dem Historiker*innenblick auf: Die Burg war zeittypisch gestaltet. Zum einen wurde dabei die geografische Lage auf dem Hügel am Zusammenfluss der beiden wichtigen Flüsse Křemžský und Moldau genutzt, zum anderen ist die gotische Bauweise eher typisch. Im Inneren der Anlage erstreckt sich
von daher ein böhmisches Doppel-Palas mit einem Innenhof. Die Festung verfügte auch über einen Bergfried, ganz an der engsten Stelle der Burganlage, dieser ist heute allerdings nicht mehr erhalten. Die ganze Anlage hatte nur einen Eingang, ein Torbau auf der Südseite. Ursprünglich konnte man von diesem Bergfried aus, das Tal mit der Moldau beobachten. Alles in allem war diese Festung also vor allem funktional und praktisch gebaut.
Und was ist auf dieser Burg so passiert?
Die Burg hat eine kurze Geschichte, aber dennoch kam es hier zu dem ein oder anderen historischen Ereignis. Zum Beispiel gab es 1394 Unruhen in Adelskreisen. Der damals amtierende König Wenzel IV, wurde in diesem Zusammenhang gefangen genommen. Seine Gefangenschaft verbrachte er in der Festung über der Moldau.
1420 kam es dann zu einer Belagerung. Die Hussiten versuchten die Burg zu knacken, doch diese hielt bis auf einige wenige Beschädigungen stand. Doch trotz ihrer offenbar tauglichen Wehrfunktion wurde die Festung 1461 das erste Mal verlassen – dann aber gegen Ende des Jahrhunderts nochmal instand gesetzt. Verpulverte Energie, denn schon 1506 verließ die Familie Rosenberg dann endgültig ihr Domizil.
Vom Zerfall der Burg und einem denkmalschützenden Kobold
Peter Wok von Rosenberg traf den Entschluss die Burg der Familie aufzugeben. Seit dem war das einst mächtige Bauwerk dem Zerfall preisgegeben. Bereits 1541 wird dieser Ort als Ruine beschrieben. Sie diente fortan als Steinbruch, sodass es verwunderlich ist, dass die Grundmauern bis heute noch so gut zu sehen sind und noch immer bis zu 10 Meter in die Höhe ragen. Vielleicht half bei dem Erhalt der Burg aber auch ein weiterer Mythos aus dem Volksmund, in dem ein Elf, oder Kobold einen
Schatz in der Ruine bewacht. Der Mythos erzählt von einem Bauern, der einen Stein aus der Ruine mitnehmen wollte, er hörte plötzlich ein Niesen, konnte jedoch niemanden sehen. Noch zweimal nieste es, bis auf einmal eine Prozession aus Kobolden in der Burgruine zu sehen war. Die Wesen verwandelten sich in wilde Tiere woraufhin der Bauer in Ohnmacht fiel. Der Schatz der Burg würde sich nur denjenigen offenbaren, der die Burg mit Anstand, besuche. Also: Benehmt euch, wenn ihr Burgruinen besichtigt! Sonst kommen die Kobolde 😉
Die Burg Maidstein heute
Heutzutage gibt er hier Veranstaltungen, wie historische Theatervorstellungen. Und auch wenn gerade keine Veranstaltung auf der Burg ist, kannst du hier ein kleines Abenteuer erleben. Denn, die Burg liegt an dem Zusammenfluss zweier Flüsse, die nahezu unpassierbar an der Ruine vorbeifließen. Wenn man der Straße weiter folgt, und nicht den Burganstieg wählt, so kommt man zu einer Badestelle in der Moldau.
Keine einfache Stelle, die Moldau fließt in einem rasanten Tempo an einem vorbei. Also packt die Badehosen zu diesem Wanderausflug ein und genießt im Anschluss, das Abenteuer Schwimmen in der Strömung. Oder beobachtet wie andere Ausflügler auf Kanus und Wildwasserbooten, die die starke Strömung ausnutzen und an euch vorbeischießen. Es ist ein wunderschöner Ort und ein Toller zweiter Höhepunkt bei einem Ausflug in dieses Naturschutzgebiet.
Und wer aus der Ferne ein bisschen von einem Besuch auf dieser Ruine träumen möchte für den habe ich hier noch eine kleine Galerie mit weiteren Eindrücken, die ich vor Ort gesammelt habe:
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Literatur:
Krahe, F.-W. – Burgen des deutschen Mittelalters, Augsburg 1996.
http://www.burgenwelt.org/tschechien/maidstein/burgenwelt-maidstein-objektseite.pdf
https://www.bbkult.net/addresses/177918-burgruine-divci-kamen-maedelstein/
http://www.cztip.eu/burgruine-divci-kamen-maidstein/
https://www.evolution-mensch.de/Anthropologie/Burg_D%C3%ADv%C4%8D%C3%AD_K%C3%A1men
https://www.hrady.cz/hrad-maidstejn-divci-kamen-menstejn/texty?tid=1339&pos=450
https://www.hrady.cz/hrad-maidstejn-divci-kamen-menstejn/texty?tid=1340&pos=450
Lustig, wo es in Tschechien überall Kobolde gibt:
https://andreas-moser.blog/2020/11/14/kyselka/
🙂
(Wobei es bei mir nur der Alliteration, nicht einer Sage geschuldet war.)
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