Es ist schon eine beeindruckende Vorstellung, dass Menschen mit Segelbooten kreuz und quer über die Weltmeere segelten. Gerade wenn man aus der Welt im Heute, der Welt der Motoren, der Welt der Flugzeuge kommt. Auf einer Strecke wie Hamburg – New York kann dabei viel passieren. Zum Beispiel können Krankheiten ausbrechen. Aber was haben die Seefahrer der Vergangenheit dann getan? Bis in das 19. Jahrhundert hinein, war es die Aufgabe des Kapitäns dann die Sorge zu übernehmen. Dafür hatte er zwar keine besondere Ausbildung, aber es gab Holzkoffer, die angefüllt waren mit Medikamenten, die er im Krankheitsfalle verteilte. Damit er dies halbwegs fachgerecht vornehmen konnte, waren die einzelnen Substanzen in einer Schiffsapotheke beschriftet. Beispielsweise mit Dosierungshinweisen. Dadurch entwickelten Kapitäne ein teils beachtliches medizinisches Wissen. Einige führten sogar ein OP-Besteck mit sich, um Notoperationen durchführen zu können. Schiffsapotheken und medizinisches Gerät für die Seefahrt, waren im 19. Jahrhundert in Apotheken in Häfen zu erwerben. Es war ein richtiger Geschäftszweig der Apotheker*innen geworden solche Reisemittelchen zusammenzustellen. Sie verkauften Gesamtpakete. Also alle Medikamente gemeinsam in einem Koffer aus Holz. Besonders bekannt dabei wurde eine Variante, die „Hamburger Kiste“ genannt wurde. Eine Kiste die nach einer Verordnung aus dem Jahre 1885, die mit fest definierten Arzneimitteln ausgestattet wurde.
Diese Aufgabe; ein Schiff durch einen schweren Sturm zu führen und 5 Kranke Crewmitglieder gleichzeitig zu verarzten stellte sich jedoch als zu schwierig für eine Person, den Kapitän, heraus. Deswegen entstand in den 1850ern der Beruf des Schiffsarztes. Nun war dieser verantwortlich für die Gesundheit an Bord. Und auch diese Ärzte nutzen Schiffsapotheken. Diese waren aber etwas anders ausgestattet. Keine Dosierübungsanweisungen, dafür aber Grundstoffe aus denen dann die verschiedensten Medikamente hergestellt werden konnten. Eine Schiffsapotheke dieses Modells, von einem Bremer Apotheker, bekam auf der Weltausstellung 1873 sogar den ersten Preis. Doch es gab auch Kritik an diesen Zusammenstellungen von Hilfsmitteln. So waren Substanzen dabei welche in Laienhand schädlich sein können. Ein Problem der Zeit waren Krankheitsausbrüche auf den großen Auswanderer-Seglern. Hier waren oft viele hundert Menschen über Wochen auf kleinem Raum zusammengedrängt. Die konnten sich untereinander sehr leicht anstecken. Auf einem Schiff gelandet zu sein, auf dem es dann aber einen richtigen Schiffsarzt gab, war eine Seltenheit. Viele Auswandererfirmen sparten an dieser Art Service. Manchmal wurde sogar die ganz Apotheke eingespart, sodass auf der Überfahrt in die neue Welt keine Medikamente zur Verfügung standen. Und wenn es die Kiste gab, so hatte sie nicht unbedingt das richtige Mittel geladen. Schaut man sich zum Beispiel die Hamburger Kiste an, so gibt es hier zwar ein Abführmittel, aber keines das gegen Durchfall (obwohl es ein solches Hilfsmittel durchaus gab). Dieses Phänomen betrifft insbesondere auch Frachtschiffe. Auch hier sparten Redereien gerne an der Gesundheit der Crew. Das größte Risiko war hier Mangelernährung. Skorbut war sogar bis in die 1920er Jahre kein seltenes Phänomen auf Handelsschiffen.
Literatur:
http://wissen-im-museum.de/2011/07/schiffsapotheke-fur-die-medizinische-versorgung-an-bord/
https://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/data/Insel/Information/KT/heftarchiv/1985/9-1-60.pdf