Zeugen der Vergangenheit: Die Felsbilder von Valcamonica

Manch Thema habe ich für euch entdeckt, beim Vorbereiten von Unireferaten. Eigentlich wollte ich etwas über die Lebenswelt im Alpenraum im Neolithikum und der Bronzezeit erfahren, darüber, wie Menschen sich selbst wahrgenommen haben. Dabei habe ich dann diese niedlichen Strichmännchen gefunden. Und in meinem Unireferat habe ich auf jeder einzelnen Folie irgendein Felsbild eingebaut, das dem Auditorium lustig zu gewunken hat. Zugegeben, das war nicht so gut für meine Note, aber lustig allemal:

Zeichnung von zwei Strichmenschen, deren Körper als Vierecke dargestellt sind. Beide scheinen zu winken.

Mehr über Interpretation und Fehlinterpretation von Felsritzungen findest du (hier), in einem Beitrag über Verschwörungstheorien (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Bei diesen beiden freundlich winkenden Menschen handelt es sich um eine Umzeichnung einer Felsritzung aus dem italienischen Valcamonica. Es sind nur 2 von über 140.000 Bildern, die sich in dieser Region an den Felsen der Alpen finden. Ein Gesamtkunstwerk, das nicht an einem Tag geschaffen wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die Menschen über 8.000 jahrelang immer wieder neue Bilder erschaffen haben. Angefangen haben die ersten Felsbildkünstler*innen damit bereits in der Steinzeit, die letzten Bilder wurden erst in der römischen Antike erschaffen. Eine der größten Sammlungen von Petroglyphen (so nennt man solche Bilder), ist so entstanden. Diese Bildergalerie erstreckt sich über rund 70 Kilometer entlang des Bergtals. Mehr als 2.500 Felsen wurden dafür verwendet.

Eine Ritzung, die einen Menschen zeigt, er etwas schmiedet oder etwas Ähnliches tut.

Die Szenen, die gezeigt werden, sind dabei durchaus unterschiedlich, geben aber einen Eindruck, von den verschiedenen Lebenswelten, die den Menschen damals bekannt war – das hier könnte vielleicht ein Schmied sein – oder ein Mensch, der ein anderes Handwerk ausübt (Bild: Luca Giarelli (CC BY-SA 3.0)).

Die gezeigten Motive stammen aus dem Leben. So gibt es Darstellungen von der Landwirtschaft oder auch Jagdszenen. Eine lange Geschichte zeigt sich in dieser Galerie. Sie zeigt die verschiedensten Zeiten, die das Tal gesehen hat. Denn mit der technischen Entwicklung haben sich über einen so langen Zeitraum auch die Ideenwelten, die Vorstellungen und die Wahrnehmung von dem, was normal ist, verändert. Dies spiegelt sich wider, in den Dingen, die gezeigt werden. Ob Häuser, Pferdewagen oder landwirtschaftliche Geräte; Bilder aus der Gedankenwelt verschiedenster Zeitalter sind in dieser Galerie zu sehen. Manchmal kann man sogar überlegen, ob hier Glaubensvorstellungen dargestellt wurden.

Eine Schiefertafel mit einer Ritzung. Es werden Häuser dargestellt. Deutlich zu sehen ist ein Tier, vielleicht eine Ziege oder ein Schaf, möglicherweise aber auch ein Hund, das im Dachgeschoss sitzt. Die Felsritzung stammt aus der Bronzezeit und wurde in den Alpen entdeckt. Deutlich zu sehen ist, dass die Häuser auf Pfählen stehen.

Replik einer Felsritzung, die Pfahlbauten zeigt – durch solche Bilder kann man überlegen, wie ganze Dörfer ausgesehen haben (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Menschenansammlungen werden gezeigt, aber auch immer wieder einzelne Menschen, die einem zuzuwinken scheinen. Auch wenn wir nicht wissen können, ob sie uns wirklich freundlich grüßen, zeigen uns die Menschen der Vergangenheit in so einer Bildergalerie einen Teil ihrer Lebenswirklichkeit, und das durch die Jahrtausende hinweg. Und das ist ungemein sympathisch. Ich hoffe, dass ich es eines Tages schaffe selbst dort hinzufahren, und für euch die ganzen Bilder dort zu fotografieren. Denn die Geschichten, die ich dort finden würde, die würde ich euch wirklich gerne erzählen. Durch ihre Bilder zeigen einem die Menschen ihre Lebenswelt durch die Zeiten hinweg.

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Literatur:

https://whc.unesco.org/en/list/94/

1 Gedanke zu „Zeugen der Vergangenheit: Die Felsbilder von Valcamonica

  1. Pingback: Lago di Ledro – Ein Besuch in den Alpen | Miss Jones

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