Es gibt verrückte Mode, seltsame Mode, und es gibt extrem abgefahrene Mode. Die It-Girls der Vergangenheit haben dabei schon so einige Trends geprägt – Wirklich beeindruckende Ideen sind dabei entstanden. Ein Beispiel sind geflochtene Turbane aus der Zeit der Römer, die mir unbekannt waren, bis ich sie in einem Museum entdeckt habe.
In der Kasseler Antikensammlung, gibt es einen Frauenkopf, der einen besonders schönen Kopfschmuck zeigt. Die römische Plastik wurde in der Zeit zwischen 120 und 130 n. Chr. erschaffen. Sie besteht aus Marmor und zeigt eine Frau in Lebensgröße. Der Kopf war einmal Bestandteil einer ganzen Skulptur. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Gesicht ursprünglich nicht wie hier Gerade auf dem Körper aufgesetzt gewesen ist, sondern etwas nach rechts geneigt gezeigt war. Die heutige Präsentation verfälscht also ein bisschen, wie diese Figur in der Antike ausgesehen hat.
Eine Analyse der Farbreste zeigt, die Frisur war zumindest teils Rot bemalt gewesen. Und die Frisur ist wirklich sensationell. Ein geflochtener Turban, der mit einer Kordel zusammengehalten wurde. Viele Details über diese Art sein Haar zu präsentieren sind deutlich zu erkennen. Auch, dass es sich bei dem Turban um ein Meisterstück der Frisurenkunst handelt, auch wenn eine Restaurierung im 18. Jahrhundert teile dieser Details zerstört hat. Flechtturbane waren in der Entstehungszeit dieser Figur der letzte Schrei. Allerdings ist der hier gezeigte Turban im Vergleich ungewöhnlich hoch. Eine so aufwendige Frisur sollte die hohe Postion, der gezeigten Frau, in der Aristokratie unterstreichen. Es ist mehr als nur eine Frisur: Es ist ein Statussymbol.
Die Frage welche edle Frau hier dargestellt ist, ist dabei nicht leicht zu beantworten. Zeitweise wurde diese Figur als Matidia gedeutet. Das war die Nichte von Kaiser Traian und die Schwiegermutter von Kaiser Hadrian. Die Gesichtszüge sind anderen historischen Darstellungen dieser hochrangigen Römerin sehr ähnlich. Doch ein Detail stört dabei, so wurde die Adelige in alles anderen Darstellungen mit einem Diadem gezeigt. Und dieses fehlt hier. Deswegen geht man davon aus, dass es sich um das Porträt einer anderen reichen Frau handelt, welche sich modisch an Matidia ein Vorbild genommen hat. Und das liegt nahe, denn Matidia war durch die Gunst Kaiser Hadrians eine Art It-Girl ihrer Zeit. Die Frage, die sich abschließend stellt, ist: Wann kommt dieser Trend als Retro-Look zurück auf die Laufstege?
Literatur:
https://antikeskulptur.museum-kassel.de/show.html?bild1=078_2&nr=8&gruppe=4
Herzlichen Dank, dass Sie den Beitrag ins Netz gestellt haben. Sehr interessant, der Link wurde von “Diolkos – Archaeology and History” kopiert.
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