Die alten Griechen dachten, die Zyklopen hätten diese Bauweise entwickelt. Grobe große Steine wurden dabei passgenau aufeinandergeschichtet, so das ein Mauerwerk entstand. Die einzelnen Steine wirken dabei groß und schwerfällig. Die können ja bloß von Zyklopen getragen worden sein war der Gedanke. Tatsächlich entwickelt sich am Ende der Jungsteinzeit (Neolithikum) und am Anfang der Bronzezeit in weiten Teilen des Mittelmeerraumes eine Bauweise, die wohl die alten Megalithgräber zum Vorbild hatten. Und diese Bauweise wird wiederum zunächst für Gräber benutzt. Irgendwann in der Zeit zwischen 1.400 und 1.000 v. Chr. entsteht so ein eindrucksvoller Grabbau auf den Balearen. Die Naveta des Tudons. Und nicht nur die neue Bauweise mit alten Bezügen deuten hier darauf hin, dass es sich um eine Idee handelt, die aus der Jungsteinzeit stammt, aber in der Bronzezeit umgesetzt wird. Vergleichbar ist auch eine ovale Umfriedung, die dieses Monument einhegt, so wie auch bei vielen neolithischen Gräbern im Mittelmeerraum.
Der Name Naveta des Tudons kommt von der äußeren Form des Denkmals, welches auf der Insel Menorca zu bestaunen ist. Es sieht aus wie ein umgedrehtes Schiff. Um diese Form zu erzeugen, sind die großen Zyklopensteine versetzt aufeinander gestapelt. Das Wasser läuft so bei Regen nach außen ab. Der Innenraum des Grabhauses bleibt trocken und dass ganz ohne, dass man für den Bau Mörtel verwenden muss. Eine architektonische Meisterleistung aus der Zeit der Talayot-Kultur. Das Grabmonument hat einen Eingang der nur 60 cm hoch ist. Es scheint als sollte der Eintritt dadurch erschwert werden. Denn in dem Grabhaus liegt die Welt der Toten. Und diese betritt man durch eine Einganghalle.
Das Dach besteht aus einer Steinplatte und in der Mitte des Gebäudes befindet sich eine weitere Steinplatte, die den Bau teils in zwei Geschosse unterteilt. Im Oberen wurden bei archäologischen Untersuchungen die Gebeine von fast 100 Menschen gefunden, die hier in der Bronzezeit niedergelegt wurden. Die meisten Bestattungen stammen aus dem 9. Jahrhundert. 250 Jahre später reißt die Idee, hier Menschen zur letzten Ruhe zu betten, schließlich ab. Dafür sprechen zumindest die freigelegten Funde. Unterschiedlichste Beigaben werden in dieser Grabstätte in den 60er Jahren sichergestellt. Armreife aus Bronze, Knöpfe, Waffen aus Bronze und Keramiken. Und ein besonderer Brauch, der sich in dieser Region des Mittelmeers in der Bronzezeit ausgebildet hat, kann an dieser Stätte nachgewiesen werden. Die Haare der Bestatteten wurden in extra dafür vorgesehenen Keramiken in der Grabstätte niedergelegt.
Anmerkung:
Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen an Fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich selber noch nicht war, wo ich aber selber gerne einmal hin möchte.
Literatur:
Rainer Eisenschmid, Baedeker Special Guide: Von Buch zu Bucht, Ausgabe Menorca, 2011.
https://web.archive.org/web/20120629150129/http://www.vmenorca.es/?p=98&lang=en
http://www.menorca.es/contingut.aspx?IDIOMA=4&idpub=8422
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