L´Anse aux Meadows – Wikinger in Kanada

Vor ungefähr 1000 Jahren nähern sich Schiffe der Küste von Neufundland. Die Wikinger sind da. Es dauert ein paar Monate und auf dem heute kanadischen Boden entsteht eine übersichtliche Wikingersiedlung. Sie heißt heute L´Anse aux Meadows. Es ist möglich, dass es sich bei der Siedlung um Vinland handelt. Ein Ort, der aus Sagas bekannt ist. Der Name stammt von Leif Erikson, der hier angeblich wilden Wein gefunden hat. Laut Propaganda also ein guter Platz, um eine neue Siedlung zu gründen. Es entstehen 8 Häuser in Grassodenbauweise. Eine Bauweise, die in dieser Zeit in Grönland und Island populär ist. Sie ist optimal für kalte Regionen geeignet. Bei diesen Häusern werden auf Holzkonstruktionen dicke Schichten an Grassoden aufgelegt. Diese haben einen isolierenden Charakter.

Ein Haus aus L´Angse aux Medows. Es handelt sich um einen Holzbau der rundum mit Gras bewachsen ist. Alles ist sehr Grün. Löwenzah Blüht an dem Haus und der Himmel ist Blau.

Eine Rekonstruktion eines Grassodenbaus aus L`Angse aux Medows (Bild: TravelingOtter (CC BY-SA 2.0)).

In der Mitte eines solchen Gebäudes befindet sich eine Feuerstelle. Es gibt auch funktionale Häuser in der Siedlung. Eine große Halle, ein Platz für Bootsreparaturarbeiten und eine Eisenwerkstatt werden errichtet. Archäologische Ausgrabungen konnten sogar einen kleinen Rundbau auffinden. Dabei handelt es sich um eine Bauweise, die in Wikingersiedlungen typisch ist, als Unterkunft für Unterprivilegierte und Sklav*innen. 800 Fundstücke sprechen von dem Leben in der Pioniersiedlung. Das Bild von einem relativ normalen Alltag in einer so jungen Siedlung kann dadurch gezeichnet werden. Wenngleich vermutlich mehr Männer hier leben als Frauen. Zumindest wird das anhand der Funde so gedeutet. Grundlage für diese Deutung sind die Spuren der Handwerkstechniken, die hier nachweisbar sind. Diese Funde sind aber kein direkter Querschnitt durch das Leben in L´Anse aux Meadows, denn es handelt sich nur um Gegenstände, die verloren gegangen sind.

Innenraum eines Grassodenhauses. Eine Feurstelle erhalt den Dunklen Raum der Ganz aus Holz besteht. Er ist gemütlich eingerichtet mit einem Sessel und einer Kiste.

Ein Blick in eine der Rekonstruktionen. So hat es vielleicht im Inneren eines Hauses ausgesehen (Bild: Titcombe (CC BY 2.0)).

Der Siedlungsplatz ist recht gut gewählt. Es gibt naheliegende Wälder und reichlich Fisch aus dem Atlantik. Schon früher haben hier immer mal wieder Native American Gruppen gelebt. Zuletzt 200 Jahre vor der Besiedlung.

Doch die Wikinger*innen lösen ihre Siedlung nach wenigen Jahren wieder auf.

Zu Konflikten mit Einheimischen scheint es dabei nicht gekommen zu sein. Denn, die kehren erst etwa 100 Jahre später wieder in diese Region zurück. Auch würde man bei einem Konflikt von einem abrupten Abbrechen die Siedlung ausgehen. Doch die Siedler*innen verlassen den Ort sauber, ordentlich und offenbar geplant. Dafür verpacken sie ihre Habseligkeiten fein säuberlich und nehmen alles mit. Die Häuser werden leergeräumt und geputzt zurückgelassen. Warum die Siedlung wirklich aufgegeben wurde, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Die Grassodenhäuser aus Neufundland von weitem. Sie sind so Grün wie der Boden. Eine Pallisade aus geäst umgibt die Siedlung, im Hintergrund ist das Meer zu sehen.

Die Siedlungsrekonstruktion von weitem gesehen (Bild: Kereluk (CC BY 2.0)).

Es scheint aber so zu sein, dass es zwischen 60 und 90 Personen braucht, um die Häuser der Siedlung in einer angemessenen Geschwindigkeit zu erreichten. Eine ähnliche Einwohnerzahl wird aufgrund der möglichen Schlafplätze geschätzt. Die Hausbauweise scheint aus Grönland zu kommen. Eine Region, in der vor 1000 Jahren nur gut 400 Wikinger leben. Möglicherweise werden die Siedler*innen dringend in ihrer Heimat gebraucht. Auch möglich ist, dass die wenigen Einwohner Grönlands oder Islands sich mit der Gründung eines so weit entfernten Außenposten wie L´Anse aux Meadows in ihren Kapazitäten übernehmen und diesen deswegen aufgeben. Als die Siedlung, Ende der 60er Jahre, archäologisch aufgefunden wird, geht L´Anse aux Meadows dennoch als Sensation um die Welt. Zeigt sich doch, dass die Wikinger die ersten Europäer auf dem amerikanischen Kontinent gewesen sind. Nur 10 Jahre später wird der Fundplatz, der nach einem ca. 1 Km entfernten Fischereidorf benannt wurde, zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Heute kann man ganz in der Nähe einen Nachbau der Pioniersiedlung besichtigen.

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Anmerkung:

Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen über fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich noch nicht war, wo ich aber gerne einmal hin möchte.

Literatur:

https://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/lanse-aux-meadows

https://www.historicsites.ca/lanse-aux-meadows

https://www.atlasobscura.com/places/lanse-aux-meadows

https://www.encyclopedia.com/history/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/lanse-aux-meadows

https://www.britannica.com/place/LAnse-aux-Meadows

L’Anse aux Meadows, Newfoundland

 

4 Gedanken zu „L´Anse aux Meadows – Wikinger in Kanada

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