Mitten im Osten Irlands befindet sich ein Monument, das aus der Luft ein bisschen aussieht wie ein halbes Spiegelei. Und das liegt daran, dass dieses Monument direkt an einer geologischen Abbruchkante liegt. Der Bau namens Cahercommaun besteht aus Kalkstein, der ohne Mörtel aufeinander aufgestapelt wurde. Eine Festung, die im Frühmittelalter vermutlich auf älteren Siedlungsgründen errichtet wurde, die möglicherweise bis in die irische Bronzezeit hineinreichen. Die Burg wird dann über einen Zeitraum von 500 Jahren genutzt, wie Radiokarbondaten zeigen. Die frühesten Daten stammen dabei aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Die genaue Datierung ist aber schwierig, da bei den Ausgrabungen nicht allzu viele Gegenstände zutage kamen. Dennoch zeichnet sich ab: Das Gebäude entstand zwischen dem 6. Und 7. Jahrhundert und die gefunden Objekte deuten vor allem auf eine frühmittelalterliche Nutzung hin. Die Anlage war günstig am Glasgivnagh Hill angelegt, und konnte so eine militärische Funktion über die Region erfüllen. Es handelt sich um eine Hügelfestung. Eine Festungsbauart, welche sich natürliche Anhöhen und Klippen zum strategischen Nutzen macht.
Die kreisrunde Anlage hat einen Durchmesser von 30 m. Die Maueranlagen sind mit 9 m dicke eine gigantische architektonische Leistung des Frühmittelalters. Bei Untersuchungen zeigt sich, dass diese Mauern heute noch in einer Höhe von bis zu 4 Metern erhalten sind. Der Festungsbau scheint sich an der Strukturierung und der Bauweise an britischen Vorbildern aus der Eisenzeit zu orientieren. Vor allem die kreisrunde Struktur scheint vergleichbar. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es einen äußern Mauerkreis gibt und zwei Innere. Darauf war das Gebäude aufgebaut. Aufgrund dieser deutlichen Strukturierung, gibt es Forscher*innen die eine Anlage vermuten, welche in Form von zwei Terrassen gebaut wurde. Auf diesen, von dicken Mauern umschlossenen Terrassen, waren einzelne Gebäude errichtet. Ungefähr ein Dutzend solcher Räumlichkeiten konnten bei der Ausgrabung nachgewiesen werden. Bei der genauen Datierung gibt es jedoch Probleme: Zwar gibt es einige Radiokarbondaten, doch diese Anzufertigen gelang nur in einigen Fällen. Funde, wie z.B. Tierknochen, die dafür herangezogen wurden, sind bei den Datierungsversuchen zerstört worden. Deswegen lassen sich diese Versuche nicht wiederholen. Dabei ergibt sich die Problematik, dass bei der Zerstörung oftmals kein ausreichendes Material entnommen werden konnte, welches für eine Datierung benötigt worden wäre. Doch es ist bekannt: In der Frühzeit des 9. Jahrhundert wird diese Region eingenommen. Möglicherweise wird im Zuge dessen auch diese Festung zerstört. Eine Ascheschicht in der eine silberne Brosche gefunden wurde, deren Tierstil auf das 8. Jahrhundert hinweist, gilt als Indiz für diese Annahme. Andere Funde legen jedoch nahe, dass diese Eroberung erst einige Jahrzehnte später passierte. Hinzu kommt eine dritte Theorie, laut der die Anlage nicht erobert wird, sondern im 10. Jahrhundert verlassen. Das Hauptproblem bei dieser Analyse ist: Ausgegraben wurde diese Anlage in den 30er Jahren. Und das in einer Hauruck-Kampagne, welche dieses Monument in einer Zeit von nur 7 Wochen freilegte. Bei einer solchen Geschwindigkeit können archäologische Arbeiten schnell fehlerhaft verlaufen. Zum Beispiel, weil in der Eile kleine Fundstücke übersehen werden. Hinzu kommt: Die Grabungstechnik war zum einen noch nicht so ausgefeilt wie heute, zum anderen ist die Dokumentation des Fundplatzes chaotisch. So lässt sich oft nicht mehr nachvollziehen aus welcher Erdschicht welcher Fund kommt, was die genaue Analyse der Geschichte der Burg verunmöglicht.Anmerkung:
Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen über fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich selber noch nicht war, wo ich aber selber gerne einmal hin möchte.
Literatur:
D. Blair Gibbson, From Chiefdom to State in Early Ireland, Cambridge 2012.
Jon Henderson,The Atlantic Iron Age: Settlement and Identity in the First Milennium BC
Liebe Miss Jones,
ich liebe die Idee Deines Adventskalenders. Prima!!
Dir eine schöne Adventszeit
Patricia
Dankeschön!
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