Grabmal von Askia – Ein Teil von Malis buntem Herz

Der Blick in das Heute ist traurig: Im Jahr 2012 begann in Mali eine unsichere Zeit. Die Stadt Gao wird zunächst von den Mouvement National pour la Libération de l’Azawad erobert, die einen eigenen Staat gründen wollten. Dieser Rebellenstaat wurde aber von keiner anderen Nation anerkannt. Nur 3 Monate später erobern radikal islamische Truppen von al-Qaida im islamischen Maghreb die Region. Die Scharia wurde eingeführt, und die Bevölkerung teils gequält. Und zwar so massiv, dass viele, gerade Frauen, bis heute traumatisiert sind. 2013 wird die Stadt Gao und die umgebene Region Gao dann von internationalen Truppen erobert. Doch auch danach wird die insgesamt etwas über 500.000 Einwohner starke Region immer wieder durch Anschläge von Islamisten erschüttert. Doch nach und nach beruhigt sich die Situation. Frauen trauen sich nach und nach wieder auf die Straße. Rund 13.000 Flüchtlinge sind in ihr Zuhause Gao zurückgekehrt. Im Sinne der Friedensverhandlungen wurden einzelne Anhänger der Mouvement National pour la Libération de l’Azawad aus ihrer Gefangenschaft befreit. Das führt zu Protesten in Gao. Die Einwohner der Stadt wünschen sich mehr Mitspracherecht.

Eine Grün bewachsene Gegend, mit vielen Felder. Im hintergrund ist eine Hohe Sanddüne zu sehen, die sich wie ein Berg durch die Landschaft zieht

Der Niger zieht sich wie eine Oase durch die Region Gao. Im Hintergrund gut zu sehen ist die Rosa Düne. (Bild: Hicks (CC BY-SA 3.0)).

Es wurde viel Hass gesät, sodass immer wieder die verschiedensten Konflikte zwischen den einzelnen Kulturgruppen ausbrechen. Und Kulturgruppen gibt es in Gao viele. Es ist eine multiethnische Stadt, Songhai leben hier mit Tuareg und vielen weiteren Gruppen zusammen. Durch die Gräuel der jüngeren Geschichte sind diese nun teils zerstritten. Dabei können alle auf ein unfassbar spannendes gemeinsames Kulturerbe zurückblicken. Eine Historie, das sich zum einen stark auf Bildung bezieht (Mehr dazu könnt ihr hier lesen) und zum anderen auf eine unfassbar schöne Architektur, die es so nur in Mali gibt. Zum Beispiel:

Das Grabmal von Askia

Eine Pyramide aus Lehm. Aus dem Bau ragen überall Hälzer hervor. Die Pyramide ist in drei Stufen gebaut.

Das Grabmal von Askia (Bild: Taguelmoust (CC BY-SA 3.0)).

Im 15. Jahrhundert verdrängt Mohamed Askia die bisherigen Herrscher über Songhai von ihrem Thron. Nach einer Pilgerreise nach Mekka gründet er die Stadt Gao als neue Hauptstadt seines Reiches. Er lässt hier 1459 sein Grabmal errichten. Eine gut 17m hohe Pyramide. Sie ist ein besonderes Monument der Geschichte der Sahelzone. Die traditionelle afrikanische Bauweise aus Holz und Lehmziegeln wird hier mit muslimischen Ideen verknüpft. So wird der Bau Vorbild für einen neuen Puls der Zeit. Die Stadt am Fluss Niger floriert. Bereits damals multiethnisch finden hier die Händler einen guten Absatzmarkt für ihre Produkte. Der Hafen von Gao wird zum Zentrum von Gold und Salz. Güter die im Mittelalter von Gao aus bis nach Indien gehandelt werden. Teilweise werden die Handelsrouten bis in das 19. Jahrhundert hinein bedient.

Eine Pyramide aus Lehm hinter einer Mauer. Im Vrdergrund treibt ein Junge Rinder über die Strasse.

Die Pyramide prägt das Stadtbild von Gao. (Bild: Sessoms (CC BY-SA 2.0)).

Ausdruck der kulturellen Identität der multiethnischen, afrikanischen Handelsmetropole ist dabei die islamisch-afrikanische Architektur. Mohamed Askia führte diesen Glauben hier als Staatsreligion ein. Eigentlich ein verbindendes Element, das in Form des Grabmals von Askia seit 2004 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Doch die radikalen Übergriffe der jüngeren Geschichte trennen die Menschen heute voneinander.  Die Gebetsräume die vor über 500 Jahren erschaffen wurden, sind heute noch in Betrieb. Doch radikale Islamisten stören sich auch an muslimischen Ideen, die nicht zu 100% ihrer eigenen Lehre entsprechen. Dadurch entsteht eine angespannte Lage. Das Grabmal von Askia gilt deswegen bis heute als bedrohtes Welterbe. Hinzu kommt, in der Regenzeit im Winter wird jedes Jahr ein teil der Lehmwände weggeschwemmt. Das heißt, jedes Jahr muss auf die Monumente eine neue Lehmschicht aufgetragen werden, um sie zu erhalten. In Zeiten der Konflikte ist das aber nicht immer möglich. Und so bleibt nur auf allen menschlichen und historischen Ebenen zu hoffen, das sich die Lage in Gao weiter beruhigt, und das es weitere Verbesserungen und Frieden gibt in dieser Region.

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Anmerkung:

Dieser Beitrag entstand für den Miss Jones Adventskalender 2020. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ein Adventskalender, der zum Träumen über Fremde Orte anregen soll. Eine Vorfreude auf die Zeit nach der Pandemie. Ich stelle hier ausschließlich Orte vor, an denen ich selber noch nicht war, wo ich aber gerne einmal hin möchte.

Literatur:

https://whc.unesco.org/en/list/1139/

https://www.afrikanistik-aegyptologie-online.de/archiv/2015/4120

http://www.die-malireise.de/unesco-weltkulturerbe-mali-reisen/mali-weltkulturerbe-grabmal-von-askia.html

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