Die Erfinderinnen der Toga und ihre Garnrollen

Auf einem Brandgräberfeld in Italien, in dem die Knochen insoweit verbrannt waren, dass die Geschlechter meist nicht mehr feststellbar gewesen sind wurden in einer ganzen Menge Gräber Objekte zur Herstellung von Textilien gefunden. Teilweise unbenutzbar, aus Bernstein oder andren Luxusmaterialien. Auch einige kostbare mit Bernstein besetzte Sangiusugafibeln wurden in besonders reich ausgestatteten Gräbern dieser Frauen gefunden. Eine Art Statussymbol dieser Siedlung der eisenzeitlichen Villa Nova Kultur, für die Textilien vmtl. der Hauptwirtschaftszweig gewesen sind. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung aus dem 7. Jahrhundert vor

Ein Haufen aus Garnrollen. sie bestehen aus Ton. Es sind so 20 Stück.

Das Textilhandwerk war in Verucchio von besonderer Bedeutung. Deswegen finden sich haufenweise Garn rollen in den Gräbern.

Chr. Zuvor wurden Textilien in Heimproduktion erstellt, doch dann begannen die Weberinnen von Verucchio damit Luxustextilien zu produzieren. Erzeugnisse dieser eiszeitlichen Webkunst wurden in den örtlichen Gräbern ebenfalls gefunden. Es handelt sich um einige Beispiele der spektakulärsten Webkünste dieser Zeit in ganz Italien. Es gab hier eine Vorform der Toga, oder anders gesagt, die älteste Toga der Welt wurde ebenfalls an diesem Fundplatz entdeckt. Und diese Toga hatte eine Brettchenwebkante, die ein filigranes Muster zeigte. Diese Kante war mit den gleichen Kettfäden wie der Togastoff selbst gewebt. Anders gesagt: Diese Textilien waren Produkte wirklich talentierter Handwerkerinnen.

Ein Häufchen Keramikgarnrollen. Sie stammen aus einem Grab,

Garnrollen aus einem der Gräber. 10 % der Frauengräber in Verruccio waren mit solchen Garnrollen ausgestattet.

Aber woran zeigt sich nun, dass es Frauen gewesen sind, die hier webten? In einem sehr reichen Grab ist ein Thron erhalten, mit eingeschnitzten Bildern. Er zeigt Frauen die weben, und zwar an Großen spezialisierten Webstühlen. Auffällige viele Garnrollen wurden hier den Gräbern beigegeben. Diese Garnrollen werden dementsprechend als Anzeiger einer Identität gedeutet. Als Werkzeug einer bestatteten Frau, die anscheinend eine geschickte Handwerkerin gewesen ist. Diese Garnrollen sind sehr schwer, bis zu 50g, sie bestehen aus Keramik und das hatte auch einen Sinn. Die schweren Garnrollen dienten beim Weben auch als Gewicht. Dieses Gewicht ist sehr Hilfreich beim Weben der bereits erwähnten Brettchenwebkante. Es sind also spezialisierte Werkzeuge für die Durchführung einer ganz bestimmten Webtechnik, die aus zwei Webtechniken kombiniert wurde. Die Frauen, die mit diesen Garnrollen bestattet wurden, waren also Expertinnen. Handwerkerinnen, die nach einer komplexen Methode die ersten Togen angefertigt haben, die es überhaupt gab.

Weitere Garnrollen in einer Vitrine.

Garnrollen aus weiteren Gräbern und ein paar Spinnwirtel aus kostbaren Materialien wie z.B. Bernstein aus dem gleichen Fundkontext.

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Literatur:

Patricia von Eles, Museo Civico Archeologico: Verucchio. Gui­da alla visita. Collana Guide Mus. Prov. Rimini 7. Verucchio: Museo Civico Archeologico, 1995.

Margarita Gelba: Textile Tools and specaisation in Early Iron Age Female Burials. In: Gender Identities in Italy in the First Millennium BC, 2009.

Alfried Wiezorek, Regine Schulz und Michael Tellenbach, Die Macht der Toga – Dress Code im Römischen Weltreich, 2013.

2 Gedanken zu „Die Erfinderinnen der Toga und ihre Garnrollen

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