Die ungleichen Gräber von Gournia

Bei der Ausgrabung der kretischen Stadt Gournia kamen eine ganze Menge Spuren aus der ägäischen Bronzezeit zum Vorschein. Harriet Ann Boyd Hawes entdeckte mit der minoischen Siedlung einen Fundplatz, der auch Aufschluss über die soziale Differenzierung in der minoischen Gesellschaft gibt. Besonders interessant ist dabei, die für die kretische Bronzezeit eher klein geratene Siedlung hatte ein religiöses Zentrum, aber zwei Friedhöfe. Einen weiter entfernten Friedhof in dem die Bevölkerung sich gegenseitig in Phitoi, also in Vorratsgefäßen beerdigte. Diese Beisetzungen sind in der regel Recht einfach gestaltet. Es findet sich, in einer solchen Bestattung in der Regel keine einzige Grabbeigabe. Anders sieht dies auf dem zweiten Friedhof der Stadt aus. Man könnte vermuten, dass dies die Ruhestätte der Oberklasse, der besonderen Personen, oder auch der Reichen gewesen ist, denn diese Gräber sind mit vielen Grabbeigaben ausgestattet.

Der Steinernde Grundriss eines länglichern Raumes

Der Blick in das Innere in einen der Räume des größeren Grabhauses

Für diese reicheren Bestattungen wurden gleich zwei Grabhäuser errichtet. Sie befinden sich südlich des örtlichen Schreins, in der Umgebung des Religiösen und administrativen Zentrums des minoischen Dorfes. Gleichsam bildeten diese Grabhäuser aber auch den südlichen Rand des Ortes. Besonders ist an dieser Stelle ist also nicht nur, dass die Gräber, die hier gefunden wurden, mit Beigaben ausgestattet gewesen sind, sondern auch die exponierte Lage, an der die Grabarchitektur errichtet wurde. Und ein weiteres interessantes Phänomen lässt sich hier beobachten. Vor dem Eingang zu den Grabhäusern ist ein Kernos aufgestellt gewesen. Worum es sich bei einem Kernos handelt konnte bis heute nicht geklärt werden. Aber ein vergleichbarer Gegenstand findet sich an vielen Eingängen zu religiösen oder wichtigen Orten der Minoer. Am bekanntesten ist der Kernos am Palast von Malia, der ganz besonders schön gearbeitet wurde.

Teile von Ruienen aus Stein ragen aus dem Boden. Im Vordergrund befindet sich ein Grauer Stein, der Rund ist, auf dem Boden liegt und am rand eingetiefte mulden hat die kreisrum angordnet sind.

Der Kernos liegt direkt vor dem Eingang zu den Ruinen der reicheren Totenhäuser.

Die Frage, die sich durch solch eine unterschiedliche Grabsituation stellt, ist, warum wurden die Menschen auf zwei so unterschiedlichen Bestattungsplätzen beigesetzt. Was war das für eine Gesellschaft, in der Zeit zwischen 2.200 und 1700 v. Chr., in der ein Ort zwei so grundverschiedene Friedhöfe hatte. Lässt sich von diesem Fund ableiten, dass sich diese Kultur selbst in zwei soziokulturellen Gruppen gedacht haben, oder aber war es eine Frage des persönlich erarbeiteten Reichtums wo man seine Angehörigen bestatten konnte? Oder aber, sind diese Grabhäuser so eine Art Prominentenfriedhof? Wurden hier vielleicht die religiösen Vertreter*innen dieser Gemeinde bestattet? Fragen die sich stellen und sich doch vorerst nicht beantworten lassen. Doch eines wird offensichtlich, die Minoer hatten eine strukturierte und differenzierte Gesellschaft.

Viele Steine liegen auf einem Roten Erdboden, sie sind von einer leicht ovalen Steinstuktur umgeben.

Ein Blick auf die Überreste des anderen Friedhofs

Literatur:

Ein Gedanke zu „Die ungleichen Gräber von Gournia

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