Was Archäolog*innen in einer Million Jahren von uns finden werden

Angenommen Archäolog*innen machen in einer Million Jahre archäologische Untersuchungen und entdecken unser Zeitalter. Was für Spuren werden sie finden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Paläobiologin Karen Koy von der Missouri Western State University und der Paläonthologe Roy Plotnick der University of Illinois, Chicago. Um diese Idee zu betrachten, haben sie sich zunächst mit taphonomischen Faktoren beschäftigt. Das sind die Faktoren, die einen archäologischen Befund von seiner Entstehung in der Vergangenheit an verändern und das Bild der Geschichte verzerren. Sie kommen bei dieser Betrachtung zu dem Schluss, dass von unserer Schriftkultur vmtl. in einem so großen Zeitraum nicht viel übrig sein wird. Nicht nur, dass unsere Datenträger aus Papier, aber auch unsere digitalen Datenträger in dieser Zeit vmtl. Weitestgehend vergangen sind. Es stellt sich auch die Frage, ob das was erhalten bleibt überhaupt dekodiert werden kann. Und ob überhaupt erkannt wird, welche Geräte zur Kommunikation dienen und wie sie funktioniert haben. Was sich über einen So langen Zeitraum aber erhalten wird, sind gewöhnliche archäologische Spuren, wie sie heute auch bei Ausgrabungen ausgewertet werden.

Ein Mann sitzt auf einer Profilkante bei einer Ausgrabung. Seine Klamotten sind dreckig, und er ist damit beschäftigt Zettel auszüllen. Diese liegen auf seinem Schoss. Das Gesicht des Mannes ist hinter einer Schirmmütze verborgen. Um ihn herum stehen einige Eimer und im Hintergrund liege ein paar Schaufeln

Archäologe bei einer Ausgrabung (Foto: De Mers)

Diese Spuren werden vor allem einen gewaltigen Bevölkerungsanstieg des Homo Sapiens ab dem 20. Jahrhundert verzeichnen. Dieser ist begründet durch die verbesserten medizinischen Bedingungen und zum Beispiel durch die Erfindung von Antibiotika. Für die Archäolog*innen wird sich dieses Phänomen aber vor allem durch die hohe Anzahl an Bestattungen in unserem Zeitalter ausrücken. Hinzu kommt ein weiteres Phänomen, dass an Bestattungen unserer Zeit beobachtet werden kann: Das Verschwinden der globalen Diversität (Also der Vielfalt) der Bestattungsbräuche. Diese haben sich in den letzten 100 Jahren interkulturell immer weiter aneinander angeglichen. Die Spuren, die für die Archäolog*innen bleiben sind sich zunehmend ähnlicher und diese Entwicklung setzt sich derzeit weiter fort. Archäolog*innen in einer Million Jahren werden also vmtl. von einer Global recht einheitlichen Kultur ausgehen, denn die Dinge die sich in Bestattungen erhalten, werden recht ähnlich sein.

Gräber um eine Hozkirche herum in den Bergen. Die Holzkirche ist weiß gestrichen, die Gräber befinden sich auf einer Grünen wiese, und sind jeweils mit einem Stein gekennzeichnet. Vor einigen Steinen liegen ein paar Blumen. Das ebenerdiege Gelände ist umgeben von Bergen.

Bestattungen gleichen sich einander an. Menschen werden in der Regel in der gleichen Körperhaltung, und nebeneinander beerdigt (Foto: Nebreda).

Außerdem werden die Archäologen massive Umweltveränderungen in unserem Zeitalter feststellen. Die belaufen sich auf das Verschwinden verschiedenster Tier und Pflanzenarten, die auf 100 Jahre älteren Fundplätzen noch anzutreffen sind, dann aber nicht mehr vorkommen. Noch massiver wird das Verschwinden von Tierarten bei der Rekonstruktion der wilden Tierbestände zu beobachten sein. Dieses Phänomen passiert zeitgleich mit einer massiven Neuverbreitung einzelner bestimmter Tierarten, welche Zahlenmäßig den Planeten dominieren, und deren Knochen von daher in großer Menge anzutreffen sein werden. Dies gilt vor allem für Hühner, dem am weitesten verbreiteten Tier unserer Zeit. Es wird also klar an den archäologischen Funden abzulesen sein, dass der Mensch in unserer Zeit den Planeten dominierte und gestaltete. Weitere nachweisbare Faktoren dabei sind die größeren Ackerflächen und die klimatischen Veränderungen in unserem Zeitalter. Auf architektonische Spuren nimmt die Untersuchung der amerikanischen Wissenschaftler*innen keinen Bezug. Wie sich unsere Architektonischen Spuren erhalten werden, ist bei einem so langen Zeitraum wie eine Million Jahre allerdings auch schwer zu sagen, da es heute keine eine Million Jahre alten Vergleichsbeispiele gibt, auf die wir vergleichend zurückgreifen können.

Literatur:

https://www.sciencemag.org/news/2020/01/what-fossils-will-modern-day-civilization-leave-behind

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221330541930044X?via%3Dihub

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