Manchmal ist es wie verhext. Seit zwei Tagen suchte ich Literatur zu diesem Befund und was ich fand, war mehr als dürftig. Doch eine fleißige Leserin half mir und nun kann ich euch nun doch etwas zu diesem Opferplatz erzählen: Es geht um Hunneberget. Ein besonderer Fundplatz, da es sich um einen Opferplatz der Steinzeit handelt. Im Steinzeitpark Dithmarschen in Albersdorf, ist dieser Opferplatz deswegen nach gebaut. Ein wunderschöner Bau, der einen einen Eindruck davon gibt, wie eine solche Ringanlage einmal ausgesehen haben könnte. Besonders hat mich gefreut, dass auf dem Erklärungsschild in dem Steinzeitmuseum sogar die Literatur angegeben ist, worauf sich diejenigen, die diesen archäologischen Befund interpretiert haben beziehen. Das Problem ist nur, diese Literatur ist nicht zugänglich. Deswegen muss ich auf die Literatur zurückgreifen die übrigbleibt. Die Publikation, über die Ausgrabung bei einem Autobahnbau, die gleich mehrere Zeiten streift und deswegen keinen allzu intensiven Schwerpunkt auf den Fund dieses Heiligtums hat. Dafür macht sie aber klar: Der Fundplatz Hunneberget ist alles andere als eindeutig.
Und das ist Schade, denn Opferplatzanlagen sind faszinierende Befunde, bei denen man sich immer fragt welche Träume, Wünsche und Vorstellungen die Steinzeitmenschen wohl hatten, die diese Orte gebaut haben und an ihnen huldigten. Die Anlage stammt aus der Zeit um 3.200 v. Chr., ganz am Ende des Mesolithikums (Mittelsteinzeit). Der Fundplatz ist also fast schon neolithisch (jungsteinzeitlich). Ringanlagen verschiedener Art und Weise sind in dieser Zeit weit in Europa verbreitet, deswegen kann man hier vielleicht eine Ringanlage interpretieren. Aber die Funde in Hunneberget waren gestört. Es ist also noch nicht einmal sicher, ob es sich um eine kreisrunde Anlage gehandelt hat. Außerdem basiert die Interpretation, dass hier ein Opferplatz lag rein auf der Tatsache, dass die diesbezüglich gefundenen Tierknochen keine Brandspuren haben. Eine Belegbasis, die ein bisschen dünn wirkt. Die schwedischen Forscher*innen gehen aber dennoch davon aus, dass es hier im Neolithikum einen größeren Platz gegeben hat. Doch die Schwierigkeiten dies zu belegen, führen die Wissenschaftler*innen selber an. Das ist Schade, wäre es doch interessant sich damit zu beschäftigen wie sich im Übergang zwischen Meso- und Neolithikum die kulturellen Vorstellungen verändert haben. Doch es lässt sich nicht ändern, dass sich das hier nur schwer untersuchen lässt.
Denn die unverbrannten Tierknochen, die hier entdeckt wurden, fanden sich in einer hohen Anzahl im Pflughorizont. Das heißt, dass eine*e Bäuer*in mit dem Pflug über diesen Fundplatz hinweggefegt ist und dabei das was im Erdboden lag durcheinander gewirbelt hat. Bei einem so seltenen Fundplatz ist das natürlich sehr schade. Aber neben diesen Knochen wurde hier noch Keramik und Steinwerkzeug gefunden. Das Heiligtum stand bei einem heute ausgetrockneten Feuchtgebiet, dass vielleicht an diesem Opferplatz verehrt wurde. Auch von den dänischen Inseln sind ähnliche Plätze bekannt. Dort stellt sich aber ein vergleichbares Problem. Zu sagen in wie weit man die skandinavischen Fundplätze mit übrigen Erdwerken der Jungsteinzeit, oder den englischen Woodhenges vergleichen kann, ist mir also aufgrund der Literaturlage nicht möglich und in Bezug auf Hunneberget funktioniert das noch weniger. Und selbst wenn mir die mir bekannte Literatur zugänglich wäre, dann wäre das noch immer viel zu wenig, denn es braucht viele Vergleiche und vor allem bessere Befunde um zu diesem Thema aussagekräftige Informationen zur Verfügung zu haben. Aber vielleicht Forscht ja jemand von euch zu dem Thema Nordeuropas Opferplätze der Jung- und Mittelsteinzeit und kennt weitere gute Literatur zu Hunneberget. Vielleicht seid ihr jetzt ja auch auf die Idee gekommen, dass ihr in Zukunft dazu Forschen möchtet um diese Lücke im Wissen über die Menschheitsgeschichte zu schließen. Wenn ja, dann lasst mir doch einen Kommentar da, ich würde mich darüber sehr freuen.
Abschließend muss ich sagen: Aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Belegbasis bezweifle ich, dass es sich bei Hunneberget wirklich um einen Opferplatz gehandelt hat. Tatsächlich denke ich, es könnte auch etwas ganz anders hinter einer Knochenanhäufung stecken. Vor allem aber finde ich es seltsam, dass auf einer so kleinen Belegbasis ein so detaillierter Opferplatz in einem Museum gebaut wurde.
Literatur:
http://samla.raa.se/xmlui/handle/raa/3865
… wenn du welche kennst, bitte melde dich!
Pingback: Der Steinzeitpark Dithmarschen | Miss Jones
Schau das mal an, Thema Himmelsbestattungen:
Lenz, D., 2016, Götterboten – Zur Rolle der Vögel in der Kommunikation zwischen Gottheit
und Mensch von der Vorgeschichte bis zum frühen Christentum, Hamburg.
Damit hab ich mich in meinem folgenden Text beschäftigt:
Corinna Leschber (2017): Altčech. koba, altslav. kobь und die Divination aus dem Vogelflug. In: Etymological Research into Czech. Studia Etymologica Brunensia 22, (Hg.) Ilona Janyšková, Helena Karlíková & Vít Boček, Praha, 283-297.
Danke für den Hinweis. Ich hab es auf meine Bücher-Ausleihliste gesetzt. Auch wenn ich nicht damit rechne, dass ich durch Sprachforschung in Tschechien erfahre, wie die Bauweise eines schwedischen Fundplatzes vor 5000 Jahren gestaltet hat.
Wir sprechen hier über Zeiten, in denen es überhaupt kein „Schweden“ und auch sonst keine Einzelnationen, sondern eher übergreifende Kulturräume, gab, also sollte über die Benennung schwedischer Fundplatz mal nachgedacht werden: ein prähistorischer Fundplatz, der im heutigen Schweden liegt. Klärt sich alles auf bei der Lektüre der angegeben Quellen….
Ein gutes Beispiel für internationales Zusammenwirken.
Findest du?
Finde ich gar nicht mal so. Klar der Fundplatz ist in Schweden, vergleiche in Dänemark. Aber nach der Literaturlage scheint es mir, als ob weder die deutschen ein Wort mit den dänischen Forschern gewechselt haben, noch die dänischen mit den schwedischen, noch die schwedischen mit den deutschen. Die haben einfach nur beieinander Abgeschrieben.
Pingback: Wer benutzte Trichterbecher? | Miss Jones