Australische Feuer offenbaren die vergessene Wasserkultur der Gunditjmara

Wenn die Archäologie Glück hat, dann hat meistens irgendwer Pech. Ötzi zum Beispiel, verdammt hatte der ein Pech, erst wird er niedergeschossen und dann im Eis schockfrostet. Oder wenn ein Haus abbrennt, dann können wir die Spuren der Gebäude besser im Boden erkennen. Und die Leute in Pompeji, die hatten richtig Pech. Und für uns in der Archäologie ist das ein riesiger Glücksfall. Deshalb haben wir gleich in der ersten Uniwoche gelernt: Findet euch damit ab, dass ihr andauernd Pechvögel erforscht. Und bei diesem Fund muss ich sagen, ich hätte gerne auf diese Katastrophe verzichtet. Die Buschfeuer in Australien haben im Jahr 2020 riesige Flächen Regenwald vernichtet.

Bild eines Waldbrandes im Dunkeln

Ein australischer Waldbrand (Bild: Pixabay).

Menschenleben und Tierleben wurden gefährdet und vielfach auch beendet. Es waren wirklich schlimme Bilder in den Medien zu sehen. Auch in der UNESCO geschützten Kulturlandschaft Budj Bim loderten die Flammen. Dabei handelt es sich um das Gebiet der Gunditjmara Aborigines. Die ältesten Spuren, die hier von Menschen bekannt sind, sind ca 50.000 Jahre alt, und schon damals entstand eine Wasserkultur im Südosten Australiens, die einfach bemerkenswert ist. Die Gunditjmara sind hier seit ca. 6.600 Jahren bekannt. Sie haben diese Region mit einem weltweit einzigartigen Bewässerungssystem an ihre Bedürfnisse angepasst. Diese Hydrokultur war für die Gunditjmara auch Teil ihrer spirituellen und ihrer gesellschaftlichen Welt. Die Fluss-, Teich- und Wasserwegsysteme, die älter sind als die Pyramiden oder Stonehenge. Diese Anlagen der Wasserkultivierung sind im Großen und Ganzen gut erhalten, es gibt sogar an die 100 Fischtreppen, die bis heute einwandfrei funktionieren. Und das, obwohl weite Teile des Gebietes durch die Verwendung als Weideland zerstört wurden.

Luftbild von einem Flussarm, welcher offenbar künstlich aufgestaut ist und mitten durch einen Wald verläuft.

Ein Blick aus der Luft auf die Hydrokultur zeigt, wie beeindruckend die Strukturierung der Landschaft durch die Gunditjmara ist (Bild: Mertie [CC BY 2.0]).

Bei den Löscharbeiten stellte diese 6.600 Jahre alte Aquakultur aber eine Herausforderung dar. Die Landschaft ist nicht für unsere moderne Feuerwehrtechnik gestaltet. Es sind zum Beispiel Bachläufe, die paddelnden Händler*innen als Wasserstraßen zwischen den halbnomadischen Dörfern dienten, die die Landschaft durchschneiden. Die Buschfeuer haben nun verursacht, dass weitere Teile dieser Wasserstraßen und Wassersysteme zutage kamen, die lange überwuchert und vergessen sind. Es zeigt sich vor allem eines: Die Wasserkultur der Gunditjmara ist um einiges komplexer und technisch versierter, als bisher angenommen wurde. Unter anderem wurde durch das Buschfeuer ein bisher gänzlich unbekannter Kanal entdeckt. Die Aufgabe, die sich dadurch stellt, ist, in den abgebrannten Gebieten des UNESCO-Welterbes die sichtbar gewordenen Teile der Kulturen zu dokumentieren, die hier von Handel und Fischfang lebten. Trotz der Schrecken, den die Waldbrände verursacht haben, handelt es sich hier um einen Fund, der für die Aborigines wichtig ist. Können sie mit solchen Funden doch zeigen, dass sie wertvolle Kulturen hervorgebracht haben. Ein Faktor, der für diese seit dem Kolonialismus stark entrechtete Menschengruppe sehr wichtig ist. Und es ist einfach nur zum Staunen, wie hier vor so langer Zeit eine so gewaltige Wasserwirtschaft betrieben wurde.

Mehr Geschichten zum Staunen schreibe ich gerne. Und zwischendurch freue ich mich über ein kleines Trinkgeld, denn irgendwie muss ich diese Seite finanzieren. Danke dafür.

Literatur:

https://whc.unesco.org/en/list/1577/

https://www.aljazeera.com/news/2019/10/blood-water-australia-budj-bim-global-recognition-191027235046739.html

https://edition.cnn.com/2020/01/21/asia/budj-bim-australia-bushfire-intl-hnk-scli/index.html

https://www.smithsonianmag.com/smart-news/australian-bushfires-uncover-hidden-sections-ancient-aquaculture-system-180974028/

3 Gedanken zu „Australische Feuer offenbaren die vergessene Wasserkultur der Gunditjmara

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