Das Hölblinghaus in Innsburck: Ein gotisches Barockhaus

Manchmal, wenn man in eine Altstadt besichtigt, die man nicht kennt, ist man so beeindruckt, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinsehen soll. Und dann dreht man sich um die eigen Achse, und findet noch etwas. Das ist mir in Innsbruck passiert – und deshalb hier noch einmal ein Blick auf das Gebäude, das ich bemerkt habe als ich mich um die eigen Achse gedreht habe:

Fokus auf den Erker in der Froschperspektive. Man sieht deutlich die Grundform des Erkers, und wie barocke Stuckelemente in Rosa einfach drumherum gelegt wurden.

Die Grundstruktur des Hauses ist gotisch, wie dieser Erker (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Es ist das wahrscheinlich kitschigste Wohnhaus, dass ich kenne. Das Hölblinghaus in Innsbruck (auch Helblinghaus genannt). Es steht in Innsbrucks Altstadt, schräg gegenüber der bekanntesten Sehenswürdigkeit der Stadt: dem Goldenen Dachl. Und wie das Goldene Dachl fällt das Hölblinghaus auf. Es scheint architektonisch nicht an den Innsbrucker Marktplatz zu passen. Das liegt an der Geschichte dieses Gebäudes. Es wurde, wie der Rest des gotischen Marktplatzes, im 15. Jahrhundert errichtet. Ursprünglich handelt es sich also um einen gotischen Bau. Das zeichnet sich auch heute noch deutlich z.B. an der Form der Erker des Gebäudes ab. Außerdem hat das Hölblinghaus die gleichen gotischen Laubengänge, wie die anderen Gebäude entlang des Innsbrucker Marktplatzes auch.

Ein Eckhaus. Es ist 5 Stockwerke hoch und hat an der Ecke einen 3/4 Runden Erker, der in mehreren Ecken gestaltet ist. Das Haus ist über und über mit rosa Stuck verziert.

Das Helblinghaus in Innsbruck. Es fällt auf, denn es sieht ganz anders aus, als der Rest der mittelalterlichen Altstadt (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Doch dieses Gebäude wird als einziges Haus der Altstadt später zu einem pompösen Barockbau umgestaltet. Der Umfangreiche, größtenteils rosarote Stuck, wurde gegen 1725 von Anton Gigl angefertigt. Damals hatte ein Mann namens Johann Fischer den Bau erworben und ließ das Gebäude an seinen Geschmack und die neuste Mode seiner Zeit anpassen. Dem Spätbarock.

Fokus auf den Stuck über der Fassade. Der Stuck ist Beige mit rosa Applikationen. Er zeigt in der Mitte einen Babykopf, gerankt von vielen Schnörkeln.

Der Stuck des Gebäudes stammt aus dem Barock (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Es handelt sich bei diesen Umgestaltungsarbeiten in erster Linie um kosmetische Arbeiten, wie einen symmetrisch angelegten Stuck. Vor allem Putti (kleine Engel), Muscheln, Früchte und üppige Blumen werden an der Fassade gezeigt. Auch der Giebel wurde bei den Umbauarbeiten umgestaltet. Er bekam ein ovales Fenster. Am Zentrum der neuen Fassade wurde wie an vielen Innsbrucker Hausfassaden eine religiöse Malerei platziert. Es handelt sich um eine Kopie des Mariahilfbildes, das sich im Original im Innsbrucker Dom befindet. Seinen Namen erhielt das Hölblinghaus allerdings erst in der Zeit um 1800. Ein gewisser Sebastian Hölbling erwarb das Gebäude zu dieser Zeit. Unter seinem Namen eröffnete er hier ein Café, von dem heute nur der Name geblieben ist.

Stuck zwischen zwei Fenstern. Eine in Beige und rosa Stuck, mit vielen Schnörkeln gerahmte ovale Plakette. Die Plakette zeigt Maria mit dem Jesuskind vor einem goldenen Hintergrund.

Die Mariahilfdarstellung im Zentrum der barocken Fassade (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).

Heute ist es definitiv ein Blickfang, auch wenn diese unfassbar kitschige Fassade vor allem dadurch einzigartig wirkt, weil sie so massiv rosa ist. Die Malerei der Maria ist mir durch den Pomp erst nach einige Zeit aufgefallen. Vmtl. ist sie, wie die vielem Marien in Bamberg, ein Glückssymbol. Auch wenn ich für Barock nicht soviel übrig habe, und wenn, dann finde ich eher witzige Ideen wie bei der Innsbrucker Spitalskirche interessant, die von innen größer ist, als von außen. Ich muss dennoch sagen: Es ist schön zu sehen, dass verschiedene Epochen der Geschichte in Innsbruck Spuren hinterlassen haben. Man kann so sehen, wie Zeiten sich verändern und ein nebeneinander davon seine Berechtigung hat.

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Literatur:

http://www.goldenes-dachl.at/goldenes-dachl/helblinghaus.shtml?navid=2

http://www.innsbruck.antonprock.at/website/sehenswuerdigkeiten/helblinghaus.html

https://www.innsbruck.info/sehenswuerdigkeiten/sightseeing/historische-bauten/detail/infrastruktur/helblinghaus-innsbruck.html

https://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Helblinghaus

https://www.innsbruck-altstadt.com/sehenswuerdigkeiten/helblinghaus/

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