Der Kalasasaya Komplex

In den bolivianischen Anden liegt das Dorf Tiahuanaco. Ganz in der Nähe befindet sich eine Ruinenstadt Tiwanaku, die vermutlich einmal eine Pilgerstätte gewesen ist. Viele Tempel und religiöse Bauten wurden hier etwas ab dem Jahr 300 genutzt. Vermutlich lebten hier, in der Blütezeit des Ortes, um die 25.000 Menschen in einer Höhe von 3800 m über dem Meeresspiegel. Breite Wege durchkreuzten den Ort, die die Pilgermassen direkt zu den religiösen Stätten zu führen. Wirklich beeindruckende Tempel, bei denen zum Teil vermutet wird, das hier Menschenopferrituale durchgeführt wurden, entstanden hier. Die Tempel waren mit raffinierter Steinmetz verziert und einige waren sogar mit Wasserläufen ausgestattet, die um die Bauwerke herum geleitet wurden. Hier wurde das Wasser verehrt, dass die Grundlage der Landwirtschaft war. Die Blütezeit Tiwanakus fällt in eine Periode, in der das Klima rund um den Titicacasee besonders günstig war, sodass sich die Huari-Kultur entfalten konnte.

Die Säulen in der Mitte des Kalasasaya Komplexes.

Einer der rituellen Stätten ist der Kalasasaya-Komplex. Übersetzt bedeutet dieser Name “Ort der stehenden Steine”, das bezieht sich vermutlich auf die steinerne Palisade, die einen Innenhof umgibt. Dieser Innenhof ist abgesenkt und wirkt deswegen ein wenig wie ein leeres Schwimmbecken. Drei massive Säulen befinden sich im Zentrum des Hofes. Bei der großen Säule handelt es sich allerdings tatsächlich um eine Art Statue, sie stellt Viracoca dar. Es ist also eine frühe Darstellung eines Incagottes. Vermutlich diente diese Stätte als eine Art Observatorium. Auffällig ist, dass die drei Säulen in einer Linie mit einer großen Monumentalstatue stehen, die in einem Torbogen errichtet wurde und in den Innenhof blickt. Ob diese Vermutungen alle genau stimmen ist allerdings unklar. Denn diese Stätte wurde bereit um das Jahr 1000 verlassen. Zu dieser Zeit ließen die Niederschläge in der Region nach, der Titicacasee schrumpfte, und die alten Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft funktionierten nicht mehr.

Literatur:

Colin Wilson, Kultstätten der Menschheit, London 1996.

Nick Constable, Höhepunkte der Archäologie, München 2009.

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