DNA-Analysen an verformten Schädeln der Völkerwanderungszeit

Untersuchungen der Universitäten Zagreb und Wien zeigen, dass in der Völkerwanderungszeit häufig vorkommende Schädeldeformationen offenbar mit der Herkunft der Menschen zusammen hängen. Bei den Schädelverformungen handelt es sich um ein kulturelles Phänomen. Um diese Verformungen zu erzeugen, wurden Säuglingen die Köpfe mit Bandagen und Brettern verformt. Da der Schädel in dieser Wachstumsphase noch sehr weich ist, kann er so in eine andere Form gebracht werden, die im späteren Wachstum, wenn der Schädel auswächst, erhalten bleibt. Solche Formen der Körpermodifikation, gibt es bei vielen Kulturen, u.a. in der Pannonischen Tiefebene im 5. Jahrhundert. Nun wurden Schädel aus dem Kroatischen Osijek untersucht. Es handelt sich um Schädel jugendlicher Jungen mit verschiedenen Verformungen.

Vor allem die DNA-Analysen waren dabei eine Vorgehensweise. Das Ergebnis: Während ein nicht verformter Schädel eine DNA hatte, die auf Westeuropäische vorfahren schließen lässt, hatte ein anderer Junge mit einem sehr lang gezogenen Schädel nahöstliches Erbgut. Daraus schließen die Wissenschaftler*innen, dass die Schädelform Ausdruck einer auf Herkunft basierenden Identität zu sein scheint. Diese scheint aber keine großen Statusunterschiede zu Folge zu haben, denn bei allen untersuchten Jugendlichen konnten Spuren von Unterernährung entdeckt werden. Für diese Untersuchung wurden allerdings nur drei Schädel analysiert. Und das finde ich schade. Denn eine Identität aufgrund der Herkunft zu interpretieren, in so einer Untersuchung aber nur 3  Schädel zu betrachten ist meines Erachtens eine echt dünne Argumentationsbasis. Aber, es ist ein Hinweis darauf, dass weitere Untersuchungen dieser Art aufschlussreich sein könnten. Ich hätte mich gefreut, wenn die Forscher*innen dies auch so gesagt hätten und diese drei Analysen als Voruntersuchungen angesprochen hätten, oder ein Forschungspotenzial aufzeigen würden. Leider wirkt die Presseerklärung dazu wie ein recht endgültiges Forschungsergebnis über die ganze Völkerwanderungszeit. Und das ist es nicht bei nur drei untersuchten Schädeln.

Literatur:

https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/schaedeldeformation-als-zeichen-der-zugehoerigkeit/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0216366

Ein Gedanke zu „DNA-Analysen an verformten Schädeln der Völkerwanderungszeit

  1. Ich verstehe die Kritik am Beitrag nicht.
    Er enthält einen methodischen, bzw. methodenkritischen Hinweis.
    Keine Kritik der DNA Analytik.

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