Einen Otto gab es in Innsbruck tatsächlich: Otto II von Andechs. Doch dieser Otto hatte mit der Ottoburg nichts zu tun, ganz entgegen dessen was der Volksmund sagt. An dieser Stelle, wo die Ottoburg heute steht, wurde 1180 zunächst ein Wehrturm errichtet. Der Turm liegt an einer ursprünglich wirtschaftlich wichtigen Stelle, direkt an der Innbrücke, dem Übergang über dem reißenden Alpenstrom. Diese Stelle war zur Zeit der Stadtgründung, welche eng mit der Andechser Burg verbunden ist, besonders Schutzbedürftig. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zerstört. Der Turm, der heute zu sehen ist, wurde erst in der Zeit um 1494/1495 errichtet. Der 4-stöckige Bau, der heute Ottoburg heißt, ist nichts weiter als ein Wohnturm. Er steht vermutlich auf Mauern die einmal zur Andechsischen Burg gehörten und doch handelt es sich hier nur um einen gewöhnlichen Adelssitz.
Dieser Bau stammt aus exakt der Zeit, in der die alten Innsbrucker Burganlagen ihre Funktion verlor, da Maximilian I. neue Regierungsgebäude schuf. Klar ist also, dass sich hier herrschaftliche Wohnungen befinden und nicht für alle Zeiten ist belegt, wer in diesen Wohnräumen gelebt hat. Aber zum Beispiel ist bekannt, das Maximilian I. hier seine Kinderfrau untergebracht hatte. Zu dieser Zeit war der Wohnturm auch noch durch einen Erker mit einem Regierungsgebäude verbunden. Spätestens ab dem 16. Jahrhundert gelang dieser Wohnsitz dann in bürgerliche Hände. Tatsächlich entwickelte sich der Name Ottoburg erst im Laufe der Zeit aus dem Namen Ödburg heraus. Die Burg geht also weder auf einen Otto zurück, noch handelt es sich wirklich um eine Burg.
Literatur:
Heinrich Hammer: Aus Innsbrucks Altstadt. In: Die Kunst in Tirol, Band 7. Wien 1934.
https://gis.tirol.gv.at/kunstkatasterpdf/pdf/115975.pdf
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1029
http://www.geschichte-tirol.com/burgenschlosser/nordtirol/1106-andechser-burg-in-innsbruck.html
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