Kleinwüchsige Menschen gibt es immer wieder in der Geschichte des Homo sapiens. Es handelt sich dabei, um eine Körperform, die auf fehlgebildete Chromosome zurückzuführen ist. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Chromosome fehlgebildet sein können, um Kleinwüchsigkeit hervorzurufen. So gibt es beispielsweise das Turner-Syndrom, was zu Kleinwüchsigkeit bei Frauen führt. Diese Frauen haben nur ein X-Chromosom. Heute können kleinwüchsige Menschen meist ein ganz normales Leben führen.

Eine Wandmalerei in der Innsbrucker Innenstadt (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Einige von ihnen arbeiten als Schauspieler und stellen oftmals Rollen dar, wie Gnome, Zwerge, oder aber auch Personen über die man sich lustig macht. Oft genug ist allein ihre Körpergröße Grund dafür, dass Menschen sich über sie lustig machen. Und wer jetzt denkt, dass das eigentlich mittelalterliche Zustände sind, dem kann ich nur beipflichten. In vielen anderen Fällen rufe ich „NEIN! Das hat mir Zeit XY nichts zu tun!“ Zum Beispiel muss die Steinzeit oft für schlechte Vergleiche herhalten. Aber in diesem Falle ist das anders, denn: im Mittelalter gab es den Job des Hofzwerges.

Über dem Hofzwerg ist eine Maria mit Jesuskind auf der Wandmalerei verewigt. Aus Bamberg wissen wir ja schon, dass das ein Glückssymbol ist (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
Kleinwüchsige Menschen wurden oft mit dieser Aufgabe betraut. Sie wurden in kostbare Kleidung gesteckt und dienten der Unterhaltung des Hofes. Dazu mussten sie zum Beispiel tanzen. Sie durften aber auch eine Form von Humor anwenden, die heute als Satire gelten würde. Eine Form von Humor, die die Herrscher auch kritisieren durfte. Tatsächlich war die Aufgabe des Hofzwerges, trotz dieses Privilegs direkte Kritik üben zu dürfen, nicht besonders dankbar, denn es galt, als lustig, ihn zu treten oder zu schlagen, wenn er der höfischen Gesellschaft nicht lustig genug war.

Tomele sieht auf diesem Bild sehr stolz aus (Bild: Geesche Wilts (CC BY-NC 3.0 DE)).
In einigen Fällen sind die Namen berühmter Hofzwerge erhalten. So befindet sich in Innsbruck in der Stiftgasse eine Wandmalerei, die an den Hofzwerg Tomele erinnert. Was die dazugehörige Zahl 1566 bedeutet, ist nicht ganz klar. Aber Tomele (oder auch Thomele) war der Hofzwerg von Erzherzog Ferdinand II. gewesen, der in dieser Zeit amtierte. Vielleicht handelt es sich um das Todesdatum von Tomele und Erzherzog Ferdinand II. setzte diesem mit dieser Wandmalerei ein Denkmal. Und ich bleibe etwas ratlos zurück. Den einerseits finde ich es toll, dass Tomele gedacht wird – Dass wir hier eine Person mit einer Einschränkung kennenlernen dürfen, die es offenbar zu ansehen gebracht hat – und wenn wir generell einen Blick dafür haben, dass wir alle eben unterschiedlich sind, dann kann das auch nicht Schaden. Und natürlich gehören auch Kleinwüchsige zu unserer Gesellschaft, und zwar in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart. Aber es geht hier um erwachsene Menschen. Sich über sie zu erheben oder mich lustig zu machen liegt mir fern. Aber genau das ist bei einem Hofzwerg ja der Fall. Schreib mir doch mal, was du dazu denkst.
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Literatur:
https://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca2_2002/rappold.html
https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/hofzwerg-thomele_a1366374