Der Tod auf der Schippe

Ich sitze in der Bahn und muss unglaublich lachen. Ich versuche mir das Kichern zu verkneifen, denn ich werde schief angesehen. Dann pruste ich wieder los. Schließlich werde ich gefragt, was denn so verdammt lustig ist. Ich blätterte in einem populärwissenschaftlichen Buch mit dem Titel: „Der Tod auf der Schippe oder was Archäologen sonst so finden“ von Angelika Franz. Nach dieser Begegnung entschied ich mich ab und zu evtl. Buchtipps zu verfassen. Also los gehts:

Der Tod auf der Schippe

Der Tod auf der Schippe: Oder was Archäologen sonst so finden, ist ein Buch, dass nicht immer ernsthaft, aber immer interessant auch dem Laien die Zeichen der Zeiten zeigt. Das schönste Beispiel ist die kleine Weihnachtsmannfigur, die aus den Trümmern einer Spielzeugfabrik geborgen wurde. Die Fabrik war 1904 niedergebrannt. Also fast 30 Jahre bevor Coca-Cola diese Figur als Werbefläche erkannte. Diese Darstellung des als Ur-weihnachtsmann beschriebenen Spielzeuges zeigt also eine historische Wahrnehmung des Geschenke Bringers. Ganz selbstverständlich den für den Weihnachtsmann, trägt er einen typischen blauen Mantel.

In diesem Buch wird das Fach Archäologie als solches Thematisiert. Gleich zu Beginn werden die eher ungewöhnlichen Methoden des Archäologen John Schofield erläutert. Dieser Lässt seine Studenten ihren eigenen Müll analysieren oder die Geschichten alter ausgemusterter Autos. Dies dient zum Erlernen und ermitteln technischer Fähigkeiten. Diese wendet er dann auch auf Protestcamps der Friedensbewegung der 80ger Jahre an.

In Wisconsin werden unterdessen im Auftrag des archäologischen Bildungsgewinnes Hühner von Schulklassen mumifiziert und beerdigt. Das passiert während im Britischen Cornwall eine Archäologin ihren eigenen Garten zur Lehrgrabung erklärt. Zu ihrem Überraschen findet sie dort einen Kultplatz, der besonderen Art. Sorgfältig mit Schwanenhaut ausgelegte Gruben, in die Tierkadaver gelegt wurden. Danach wurde alles offenbar mit Federn abgedeckt. Doch an diesem Befund erstaunt nicht nur, dass es keine Vergleiche zu ihnen gibt, sondern auch die Zeitspanne über die sich die Opferungen erstrecken. Während die frühsten Kadaver Niederlegungen aus dem 17ten Jahrhundert stammen, ist die jüngste Opferung gerade einmal 60 Jahre alt. Da es Gerüchte über Hexen in dieser Gegend gibt, wird dieser Kult ihnen zugeschrieben.

Der letzte Schrei in diesem Buch sind einbalsamierte Körper, denen aufgrund der Schwerkraft ihre Unterkiefer herabkippten, und die uns deswegen scheinbar stumm ins Gesicht brüllen. Dieses Phänomen war nicht zuletzt eine Inspiration für den Film die Mumie. Doch auch andere populäre Themen finden sich in dem Buch. Von Indiana Jones bis Fluch der Karibik tobt sich die Autorin auf fast 200 Seiten aus. Lustige Passagen und interessante Informationen halten sich dabei die Waage.

Der Tod auf der Schippe, ist ein Buch das zeigt, dass man sich als Archäologe nicht immer ganz ernst nehmen muss, aber auch, dass da Fach sehr ernst sein kann. Als ich das Buch vor ein paar Jahren als Studentin zum ersten Mal gelesen habe, faszinierte mich vor allem die archäoforensische Analyse der Streuung von Leichenteilen über New York nach dem 11. September. Geschichten wie diese zeigen, dass dieses Fach eine extreme Sinngebung hat, wenn man Familienangehörigen beispielsweise das Trauern ermöglicht. Sicherlich ist dies eine schwere Aufgabe, aber gleichsam ist der Umgang mit menschlichen Überresten für angehörige etwas sehr Heilsames. Diese Sinnhaftigkeit wird in diesem Buch auch für den Laien deutlich.

Alles in allem kann ich dieses Buch zu entspanntem Lesen für alle interessierten an der Geschichte empfehlen.